zurück
Schweinfurt
Kunst und Kaffee im Museum Georg Schäfer
Gruppenreisen für Kunstfreunde sind in Mode. Davon profitiert das Museum Georg Schäfer, das mit Sonderausstellungen ständig neue Akzente setzt und Kunst erleben lässt.
Die Aufteilung der Ausstellungen in viele Räume lässt es zu, dass an einem Tag 'spielend' 20 Gruppen durch das Museum Georg Schäfer geführt werden können, sagt Museumsleiter Wolf Eiermann.
Foto: Patty Varasano | Die Aufteilung der Ausstellungen in viele Räume lässt es zu, dass an einem Tag "spielend" 20 Gruppen durch das Museum Georg Schäfer geführt werden können, sagt Museumsleiter Wolf Eiermann.
Gerd Landgraf
Gerd Landgraf
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:23 Uhr

Mit einer langfristigen Ausstellungsplanung hat sich das Museum Georg Schäfer unter dem damals neuen Leiter Wolf Eiermannseit 2015 für den Besuch von Gruppen – die ihrerseits auf ein Jahr im voraus Termine ausmachen – interessanter gemacht.  Der Erfolg ist mit einer jährlichen Steigerung bei den Besucherzahlen um etwa zehn Prozent nicht ausgeblieben. Wolf Eiermann weiß jetzt auch, wie der in der Gruppe reisende Kunstfreund in Schweinfurt den Tag verbringt.

Dieser ist keinesfalls nur zwei Stunden in dem Museum an der Brückenstraße, was ihm anschließend noch den Besuch der Kunsthalle, der Bibliothek Otto Schäfer oder einen gemütlichen Rundgang durch die Innenstadt ermöglichen würde. Satte viereinhalb Stunden hält sich der Reisende in dem mehrfach ausgezeichneten Museumsbaudes Berliner Architekten Volker Staab auf. Befragungen ergaben folgenden Ablauf: Führung durch die Sonderausstellung, Kaffee und Kuchen im Museumscafé, Besuch der  ständigen Ausstellung, Heimfahrt. Durch die geschickte Raumaufteilung können am Tag 20 Gruppen durch die Ausstellung gehen – ohne sich gegenseitig zu stören, sagt der Museumsleiter.

Untersucht wurde während der Ausstellung "Back to Paradise – Meisterwerke des Expressionismus" (17. Dezember 2017 bis 8. April 2018), woher die Gruppen kommen. Auch von der Nordsee kam eine Gesellschaft, doch die allermeisten Gruppen hatten mit über 50 Kilometern eine kürzere wenn auch keine kurze Anfahrt. Eiermann spricht von zwei Fingergebieten, womit die Bereiche von Schweinfurt über Nürnberg und Ingolstadt bis nach München und Rosenheim sowie von Schweinfurt nach Heilbronn und Stuttgart eingegrenzt sind. Warum der Bereich dazwischen, also an der A7 bis Ulm, nicht erreicht wird, ist Eiermann ein Rätsel.

Selten zu sehen sind im Museum Georg Schäfer schon immer Besucher aus dem nahen Thüringen und allen anderen neuen Bundesländern. Die Statistik zeigt ansonsten zwar keine knallharten Zahlen, lässt jedoch das Einzugsgebiet einschätzen. Etwa 30 Prozent der Gäste (15 000 Besucher) kommen aus Stadt und Landkreis Schweinfurt, 35 Prozent aus Bayern und 25 Prozent aus den weiteren Bundesländern. Damit wird das Haus dem Anspruch eines Museums von nationaler Bedeutung gerecht, was auch für die einzigartige Sammlung deutscher Malerei und Zeichenkunst von 1760 bis 1930 Sammlung  gilt. Vergleichbares gibt es nur in Berlin (Alte Nationalgalerie) und München (Neue Pinakothek).

Für einen Besuch der bedeutendsten Privatsammlung der Kunst des 19. Jahrhundertsaus dem deutschsprachigen Raum wirbt das Museum über Kontakte zu Kunstvereinen, Volkshochschulen und Reiseveranstalter. Schwierig ist es, erfolgreich unter den individual Reisenden auf die Kunst in der Industriestadt aufmerksam zu machen. Hier setzt das Museum auf Präsenz im Internet sowie in den sozialen Medien, auf regionale Kinowerbung, Tourist-Informationen, Auslagen und Plakatierungen in anderen Museen und Anzeigen in Zeitungen und Zeitschriften.

Die Vielfalt in der Malerei zeigen Museumsleiter Wolf Eiermann und Mitarbeiter bei den Sonderausstellungen. Nach Werken des Bürgerschrecks Egon Schiele wird aktuell und bis zum 1. Mai der Weg zum Ungegenständlichen des Künstlers Adolf Hölzel nachvollzogen. Ab dem 30. Juni geht es um die Bühnen von Paris und um Henri de Toulouse-Lautrec.
Foto: Martina Müller | Die Vielfalt in der Malerei zeigen Museumsleiter Wolf Eiermann und Mitarbeiter bei den Sonderausstellungen. Nach Werken des Bürgerschrecks Egon Schiele wird aktuell und bis zum 1.

Wer mit dem Auto kommt, bleibt mitunter länger als nur einen Tag (das lassen zumindest einzelne Rückmeldungen vermuten) und erlebt Schweinfurt intensiver als die Gruppenreisenden, die durchschnittlich nur 15 Minuten auf oder rund um den Marktplatz verweilen. Und wer länger bleibt, der schaut auch oft in der Kunsthalle vorbei, die mit Werken aus der Zeit nach 1945 die Eindrücke aus dem Museum Schäfer auch zeitlich ergänzt. Selbstverständlich werben Kunsthalle, Museum Otto Schäfer und Museum Georg Schäfer wie auch alle weiteren kulturellen Einrichtungen der Stadt für alle hiesigen Häuser, wobei Kooperationen tiefer in einzelne Themenbereich einsteigen lassen.  

Umbrüche und den Wandel in der Kunst zu zeigen, das bieten viele der Ausstellungen im Museum Georg Schäfer, das hierfür auch Kunst aus den Museen in Europa ausleiht und im Gegenzug Kunst auf Reisen schickt. Trotz der Kontakte über die Region und den Freistaat hinaus gilt für Wolf Eiermann der Grundsatz: "Wir sind ein Museum in Franken" – und zwar eines, in dem man auch guten Kaffee und ebensolchen Kuchen genießen und hochwertige Kataloge zu den aktuellen wie vergangenen Ausstellungen erwerben kann. 

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Gerd Landgraf
Alte Nationalgalerie
Gruppenreisen
Kunsthäuser
Kunstinteressierte
Museum Georg Schäfer
Neue Pinakothek
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top