"Bäume sind glücklicher als Menschen, sie wachsen jeden Tag ein kleines Stück Richtung Himmel". Khalil Abdel Rahman, Philosoph und Pächter des Naturfreundehauses Sennfeld brachte mit dieser Einschätzung auf den Punkt, was Sinn und Zweck hinter dem ersten internationalen Künstler-Symposium der Gruppe "SennArt" am Sennfelder Naturfreundehaus war. Fünf Tage lang haben sich acht Künstler aus vier Ländern den Bäumen, diesen "Gedichten, die die Erde in den Himmel schreibt", wie der Philosoph Khalil Gibran einst sagte, auf unterschiedlichste Weise künstlerisch genähert.
Zwei Meter langer Fichtenstamm als Grundlage
Ein zwei Meter langer Fichtenstamm, kostenlos zur Verfügung gestellt vom Gerolzhöfer Landwirt Robert Braun, war für jeden Künstler das Grundmaterial für die Aufgabe die Kunst im toten Holz zu entdecken und zu wecken, die Materie in Poesie zu verwandeln. Khalil Abdel Rahman, der Pächter des Naturfreundehauses, hat dieses Symposium organisiert. Heraus gekommen sind nicht nur durchaus ansprechende Beispiele für in Holz gehauene Symbolik, sondern auch ein Austausch der Kulturen bei Musik, Gesprächen und Tanz.
Ein Aspekt, den auch Sennfelds zweiter Bürgermeister Helmut Heimrich zu schätzen weiß, der mit von der Partie war, als am Sonntagnachmittag die Künstler ihre Werke vorstellten. Positiv sei nicht nur, dass überhaupt wieder ein Pächter für das Naturfreundehaus gefunden sei, sondern vor allem auch, dass dort kulturelle Vielfalt gelebt werde."Ein belebender Faktor für die Gemeinde", so Heimrich.
Skulpturenpark neben dem Naturfreundehaus
Herausgekommen ist ein Skulpturenpark in Nachbarschaft des Naturfreundehauses. Ein Park, der nicht so bleiben wird, denn zumindest ein Teil der frischen Kunstobjekte steht zum Verkauf um Dorfplätze, Firmengelände oder Privatgärten zu schmücken. Zunächst aber werden alle in Holz gemeißelten Werke vom Bauhof gesichert, so Heimrich, damit wieder gefahrlos auf dem benachbarten Spielplatz gespielt werden kann.
Kunst passt gut ins Konzept von Pächter Khalil Abdel Rahman, der sein kulinarisches Programm gerne um Kreativität und kulturelle Vielfalt bereichern möchte. Künstlerische Vielfalt ist schon einmal garantiert bei diesem Skulpturenpark. Erstaunlich mit welch unterschiedlichen Herangehensweisen sich die Künstler den Baumstämmen genähert haben. Holz, ein Material, das buchstäblich von der Krippe über das Bett bis zum Sarg unser Leben begleitet. Ein Rohstoff, der uns im Winter wärmt oder die Grundlage für die Buchseiten bildet, auf denen der Mensch seine Geschichten und Erkenntnisse festhält.
Holz – Kunst mal glatt und mal mit Kanten
Ein ganz besonderer Stoff also, der von kundigen Fachleuten in Instrumente von der Blockflöte bis zur Geige verwandelt, auch die Töne zum schwingen bringt, was das Motto "Holz flötet Liebe" ein wenig verständlicher macht. Florian Tully (Gerolzhofen) hat die unauflösbare Mutterliebe zum Thema gemacht und das Ei als Symbol des Lebens dafür gewählt und so einen Baum der Liebe geschaffen.Saleh Nemr(Syrien) hat eine Säge herausgesägt, die sich in den Stamm frisst. Er schafft es damit Anfang und Ende allen Seins in Szene zu setzen und hat sogar künstliche Holzwurm-Fraßlöcher als Zeichen der Vergänglichkeit in sein Werk eingearbeitet.
Ganz glatt und ohne Kanten dagegen das Werk von Jehana Said (Syrien), die sozusagen ein "Kuschelholz" als Symbol für die Liebe ohne Grenzen in Holz geschmeichelt hat. Umfassend auch die Symbolik die Zouber Yousiph (Syrien) dem Holz entlockt hat. Silhouetten syrischer Dörfer, bedroht von Feuer, das durch die Feuerspuren am Stamm symbolisiert wird, hat er in den Stamm geschnitten. "Weiterleben und aufbauen, satt alles kaputt machen" will er den Menschen damit sagen und hat gleichzeitig ein Mahnmal für Menschen die alles verloren haben geschaffen.
Äußerst gelungen auch die Interpretation von Steff Baueraus Schweinfurt. Sie hat aus der Einheit des Stammes zwei sich innig umschlingende Liebende herausgearbeitet. "Ohne Zwischentöne" hat sie ihre Arbeit genannt, denn jeder Mensch hat eine Melodie. Und dieses Liebespaar kennt eben keine Zwischentöne, auch wenn das Holz dereinst Risse und Brüche aufweisen wird.
Kito Sino (Belgien) hat Bücher in den Stamm eingearbeitet. Bücher, Gefäße mit Informationen aus Holz gemacht, die einen Aspekt der Transformationen darstellen, die man dem Holz zumutet. Gleichzeitig ist sein Werk einem indianischen Totem nachempfunden als Symbol für die Götzen, die der Mensch anbetet. Jiri Grenzer (Tschechien) sieht seine Skulptur als Portal der Übergänge in andere Dimensionen des Denkens und Handelns. Lothar Hoffmann (Haßfurt), der nicht die ganze Woche teilnehmen konnte, hat aus einem Stück Wurzelholz ein herausstechendes Werk geschaffen. "Childrens World" nennt er seinen "Globus" voller Maserungen und Facetten, der auch unter dem Eindruck der vielen jungen Menschen, die sich für das Klima engagieren, entstanden ist.
Mensch und Baum, dass ist eine besondere Beziehung, so die Erkenntnis dieses Künstler-Symposiums. Umso besser, wenn wie in diesem Fall aus den Bäumen buchstäblich auch noch Brücken zwischen den Kulturen gebaut werden.