Wenn sich südamerikanische Folklore, Blasmusik (Blaskapelle Sennfeld), kurdische Rundtänze, Plantänze (Trachtenverein Sennfeld) und Linedance (Crazy Feet) abwechseln, dann ist das schon mal eine schöne Gelegenheit, über den Tellerrand zu schauen. Wenn sich dabei auch noch die unterschiedlichsten Menschen zusammensetzen, miteinander reden und gemeinsam feiern, kommt ein Gemeinschaftsgefühl zustande. Denn feiern, Musik hören, tanzen, sich freuen, das verbindet die Menschen, egal, wo sie herkommen.
Zusammenbringen, das will Khalil Abdul Rahman, der Philosophie-Professor aus Syrien, der in Sennfeld eine neue Heimat gefunden hat, die Menschen. So viele Nationalitäten wie möglich an einen Tisch bringen, das war sein Ziel beim ersten Internationalen Tag im Naturfreundehaus in Sennfeld. Das hat geklappt. Die Botschaft: Gemeinsam kann man viel erreichen. Das haben die vielen Helfer gezeigt, aber auch alle, die auf der kleinen Bühne unter den Bäumen unterhalten.
Der Tag steht unter dem Motto "Sennfeld ist bunt". Ein gutes Motto, findet Bürgermeister Oliver Schulze. Man könnte das als Hinweis darauf sehen, wie viel Wert die Natur in Sennfeld hat, auf die Artenvielfalt oder das blühende Vereinsleben. Oder unter dem Aspekt Integration. Dabei gehe es um einen dynamischen Prozess, um Zusammenfügen und Zusammenwachsen.
Zusammenfügen und Zusammenwachsen
Der Internationale Tag sei ein Schritt in die richtige Richtung, sagt Schulze. Er schätzt es, dass Rahman nicht nur Ideen hat, sondern sie auch umsetzt. Was er als Pächter mit dem Naturfreundehaus gemacht hat, gefällt ihm, sagt er vor der Veranstaltung. So ein Angebot sei auch wichtig, um Leute in die Gegend zu ziehen, Radler und Ausflügler zum Bespiel.
Der Philosoph, der zum Wirt geworden ist, freut sich sichtlich, dass so viele Leute gekommen sind. Lasst und die Gemeinsamkeiten sehen, nicht die Unterschiede, sagt er. Und in Frieden und in gegenseitigem Respekt leben: Liebe ist meine Religion, sagt er, im Hintergrund das "Sennfeld ist bunt" Schild. Die Erde kenne weder Nationalitäten noch Heimaten. "All diese Grenzen sind nur in unseren Köpfen gezeichnet." Nur die Angst setze Grenzen, ist sich Khalil Abdul Rahman sicher. "Solange uns die Menschlichkeit miteinander verbindet , ist es egal, was uns trennt. Wahrheit, Liebe, Freude, kennen keine Grenzen." Sein Wunsch: Die Hindernisse suchen, die wir in unseren Köpfen aufgebaut haben und sie beseitigen.
Bunt ist auch das Programm. Und auch ein bisschen philosophisch. Die Lateinamerikaner der Band Aru zum Beispiel spielen ein Lied mit dem Titel "Kreis". Musik ist etwas, das man teilt, ist die Botschaft. "Wir bilden alle einen Kreis. Es gibt keinen Anfang und kein Ende. Wir gehören alle zusammen."
Daniela Maxhuni Bleiweis vom Internationalen Stammtisch, die durch das Programm führt, gibt auch ein gutes Motto vor: "Ihr werdet gleich die gute Laune spüren", kündigt sie Alja Jimenez Sanchez und ihren Sohn an, die zeigen, wie man in der Dominikanischen Republik tanzt. Der Gute-Laune-Faktor zieht sich aber auch durch das ganze Programm.
Ein Internationaler Tag im Naturfreundehaus, das ist eine perfekte Mischung, meint Marion Both, Bezirksvorsitzende der Naturfreunde. Toleranz, Völkerverständigung, Bekenntnis zur Demokratie, Achtung der Natur: Unter diesen Aspekten wurden vor 125 Jahren die Naturfreunde-Häuser gegründet. "Der passende Platz für dieses Fest."
Bilderhauertreff unter dem Motto "Holz flötet Liebe"
International wird es im Naturfreundehaus wieder vom 26. bis 30. Juni: acht Bildhauer aus Syrien, Deutschland (Steff Bauer, Saleh Nemr und Florian Tully aus der Region), Belgien und Tschechien gestalten aus Eichenholz Kunstwerke. Khalil Abdel Rahman hat sich dafür ein schönes Motto ausgedacht: Holz flötet Liebe. Die internationale Künstlergruppe nennt sich SennArt. Die Besucher können während der ganzen Zeit den Künstlern bei der Arbeit zuschauen, den Prozess verfolgen. Die fertigen Objekte werden am Sonntag, 30. Juni, ab 14 Uhr präsentiert. Die Werke können gekauft werden, die Veranstalter denken auch darüber nach, sie entweder auf dem Gelände des Naturfreundehauses zu lassen oder einen passenden Platz für sie im öffentlichen Raum zu suchen.