Angesichts des vielen Lobes, das die Schweinfurter Kunst- und Kulturszene – sowohl die unter städtischem Dach, als auch die freie Szene – im Schul- und Kulturausschuss einheimste, könnte man sich fast fragen, wozu ein Kulturentwicklungsplan benötigt wird. Den soll es im Wortsinne auch nicht geben, vielmehr arbeitet die Tuchmann Kulturberatung aus Münster im Moment an einem Kulturprofil für Schweinfurt. Das hingegen ist dringend nötig.
Gespräche und Workshops
Die Vorgehensweise wurde dem Schul- und Kulturausschuss nun von Firmeninhaber Bernward Tuchmann – er wurde nach der deutschlandweiten Ausschreibung ausgesucht – vorgestellt. Bereits seit einigen Tagen verschafft sich Tuchmann mit seinem Kollegen Markus Krause in Gesprächen mit allen Kulturschaffenden in der Stadt einen Überblick. So war man bei Jürgen Dahlke in der Disharmonie, natürlich im Theater, wo Intendant Christian Kreppel, in Personalunion Kulturamtsleiter, berichtete, im Museum Georg Schäfer oder beim KulturPackt.
Am 25. Oktober wird sich das Unternehmen bei der Kulturkonferenz vorstellen, im Februar nächsten Jahres sind Workshops geplant, in denen Kulturschaffende, Stadträte und interessierte Bürger über Stärken und Schwächen diskutieren sowie konkrete Ziel und ein Profil erarbeiten sollen. Für Mai 2018 ist die Vorstellung im Schul- und Kulturausschuss und im Stadtrat mit konkreten Empfehlungen zur weiteren Umsetzung geplant.
Großes kulturelles Angebot
Tuchmann und Kreppel betonten, dass die Stadt keinen Kulturentwicklungsplan im klassischen Sinne benötige. Der würde voraussetzen, dass die kulturelle Arbeit brach liege, erst entwickelt werden müsste. Das Gegenteil sei aber richtig: „Schweinfurt“, betonte Tuchmann mit dem Blick eines Außenstehenden, der in Münster auch nicht gerade wenige kulturelle Angebote um sich hat, „hat ein exzellentes Kulturangebot, ein tolles Theater, eine imposante Bibliothek, interessante Museen, eine sehr gut organisierte freie Szene.“
Es gehe darum, ein Profil zu entwickeln, wie man die vielfältigen Angebote besser nach außen kommuniziert, um noch mehr Besucher zu generieren. Denn mit der erfreulichen Feststellung, wie gut das kulturelle Programm hier ist und auch welch hohe Qualität im bundesweiten Maßstab gesehen es hat, verband Tuchmann auch den aus seiner Sicht wunden Punkt: „Wieso kannte ich das als Außenstehender bisher nicht?“
Keine inhaltlichen Vorschriften
Man werde sicher nicht den einzelnen Anbietern vorschreiben wie sie und was sie inszenieren sollen. Ein eigenständiges Angebot sei wichtig. Dennoch könne man über Zusammenarbeit und Koordination sprechen. Das kulturelle Angebot so überregional zu vermarkten, dass mehr Besucher nicht nur aus der Region angezogen werden, müsse eines der Ziele sein. „Das Kulturprofil dient als Instrument für kulturpolitisches Handeln, es ist ein Rahmen, in dem sich das lebendige künstlerische und kulturelle Leben innerhalb der Stadt in Zukunft entwickeln kann“, so Kulturamtsleiter Kreppel.
Die Entscheidung über die Höhe der finanziellen Zuwendungen für die verschiedenen Kulturschaffenden obliege weiter nur dem Stadtrat. „Im Idealfall gelingt die Entfaltung eines gemeinsamen Verständnisses von kommunaler Kulturarbeit in Schweinfurt“, so Kreppel.
Beim Schul- und Kulturausschuss stießen die Erläuterungen auf Wohlwollen, „es ist genau die Erwartungshaltung“, erklärte Ralf Hofmann (SPD), der auch betonte, seine Fraktion werde sich weiter dafür einsetzen, dass die freie Szene wie Disharmonie, Stattbahnhof oder KulturPackt finanziell noch besser unterstützt werde.