Die Frage, ob die Träger der freien Kulturszene in Schweinfurt nun finanziell genug durch die Stadt unterstützt werden oder nicht, ist eine der Perspektive. Doch üppig ist es sicher nicht, auch im Vergleich zu anderen fränkischen Kommunen, was die Stadt Schweinfurt aus ihrem gut acht Millionen Euro betragenden Kulturetat – in diesem sind die städtischen Museen, das Theater, aber auch vhs und Stadtbücherei enthalten – jährlich an Stattbahnhof, Disharmonie und KulturPackt überweist: 1,04 Prozent, um genau zu sein, so hat es KulturPackt-Geschäftsführer Gerald Günther jüngst ausgerechnet.
Im Stadtrat gibt es seit Jahren Debatten, wenn die Zuschussanträge der freien Kulturszene im Herbst auf dem Programm stehen. Auf der einen Seite die konservative Mehrheit, die die Bezuschussung so für ausreichend hält, auf der anderen die Opposition, vor allem die SPD, die sich für mehr Geld für Disharmonie und Co. einsetzt. Die freien Kulturträger reichen ihren Bedarf ein, bekommen aber deutlich weniger als beantragt: Für 2017 waren es für die Disharmonie 50 000 Euro statt beantragter 106 000, den KulturPackt 1500 statt 4200 Euro für den Pflasterklang, 8000 statt 12 500 Euro für die Nacht der Kultur und 13 000 statt 14 800 Euro für den Verein. Gerald Günther, Disharmonie-Chef Jürgen Dahlke und KulturPackt-Vorsitzender Ingo Schäfer empfinden das als „Missverhältnis zwischen dem, was die städtische Kulturarbeit bekommt und dem, was die freie Szene bekommt.“
Hoffnung auf Kulturprofil
Die drei betonen im Pressegespräch ausdrücklich die gute Zusammenarbeit mit Stadtverwaltung, Kulturamtsleiter Christian Kreppel und Bernward Tuchmann, der gerade das Kulturprofil für die Stadt erstellt. Im Rahmen der Berichterstattung über einen Workshop zum Thema im Februar hatte sie aber eine Formulierung in der Berichterstattung gestört: Tuchmann hatte bemerkt, dass die Gesamtausgaben für Kultur (also vom Theater über die Museen bis zur freien Kultur) in Schweinfurt im bundesweiten Vergleich hoch seien. Auf die freie Kultur bezogen wiesen Günther, Schäfer und Dahlke das zurück.
Schäfer, Günther und Dahlke hoffen darauf, dass der im Rahmen der Workshops zum Kulturprofil entwickelte Vorschlag, der freien Kulturszene dadurch zu einer höheren Förderung zu verhelfen und gleichzeitig niemand anderem Geld wegnehmen zu müssen, indem man den Gesamtetat um zehn Prozent erhöht und dieses Geld den Träger freier Kulturangebote zukommt, sich verwirklichen lässt.
Arbeit im öffentlichen Interesse
Für Disharmonie und KulturPackt steht fest, dass ihre Angebote die Stadt kulturell bereichern und einen Bereich abdecken, der eigentlich städtische Aufgabe wäre. Die Disharmonie hat rund 250 Veranstaltungen pro Jahr, „wir übernehmen öffentliches Interesse und einen wichtigen Teil der städtischen Kultur“, so Dahlke. Müsste sich die Stadt selbst kümmern, ein Programm wie das der Disharmonie anzubieten, wäre das viel teurer. Ingo Schäfer unterstützt ihn: „Wenn diese Angebote weg wären, würde die Stadt kulturell verarmen.“ Vor allem die Disharmonie ist ein Platz für junge Künstler aus Stadt und Region und die kreative Szene, die sonst kaum Gelegenheit hat, sich auszuprobieren. „Das ist doch die Zukunft der Stadt“, so Dahlke.
Disharmonie und KulturPackt arbeiten mit Mischfinanzierungen aus Eintritten, Sponsorengeldern, Mitgliedsbeiträgen und Zuschüssen. Dass die niederschwelligen Kulturangebote des KulturPackts wie der Pflasterklang meist kostenlos sind, ist gewollt, weil „wir auch Menschen, die sich nicht so viel leisten können, kulturelle Teilhabe ermöglichen wollen“, so Gerald Günther.
Bei der oftmals von CSU-Seite angesprochenen Kulturstiftung Anträge zu stellen, wird von den freien Kulturträgern auch in Anspruch genommen. Doch der Aufwand für Antragsstellung und vor allem die Dokumentation und den Verwendungsnachweis ist hoch. Jürgen Dahlke wünscht sich für die Disharmonie auch deswegen eine höhere dauerhafte Bezuschussung, um die Möglichkeit zu haben, eine zweite Kraft neben ihm zu installieren und für die Zukunft vorsorgen zu können.