Seit Jahrzehnten wünschen sich die Schonunger Bürgerinnen und Bürger einen Kreisverkehr, um die Verkehrssituation am südlichen Ortsausgang während der Stoßzeiten zu entlasten. Bis heute streiten die Gemeinde und das Staatliche Bauamt über die Zuständigkeit und den entsprechenden Handlungsrahmen. Letzteres ist als zuständiger Baulastträger des Freistaats Bayern der Auffassung, dass es sich bei der Kreuzung derzeit nicht um einen Unfallschwerpunkt handelt und es daher keinen dringenden Handlungsbedarf zum Umbau des Bereichs gibt.
In einem aktuellen Bericht bestärkt die Polizei nun erneut die Argumentation des Bauamtes. Darin heißt es: "Der Sachbereich Verkehr der Polizeiinspektion Schweinfurt schätzt die benannte Kreuzung als Gefahrenpunkt ein. Die registrierten Unfälle lassen eine Einstufung als Unfallschwerpunkt jedoch nicht zu", erklärt Florian Leimbach, Polizeihauptmeister vom Polizeipräsidium Unterfranken.
Ein registrierter Unfall bei der Schweinfurter Polizei
Eine interne Datenauswertung der Schweinfurter Polizei ergab, dass im Zeitraum vom 14. Juni 2023 bis zum 14. Juni 2024 nur ein Unfall registriert wurde. "Ein weiterer Auffahrunfall wurde zwar gemeldet, jedoch einigten sich die Beteiligten vor Eintreffen der Polizei selbstständig und es erfolgte keine Unfallaufnahme, da sich die Beteiligten bereits entfernt hatten", so Leimbach.
Damit ein Unfall von der Polizei aufgenommen und in der Datenbank erfasst wird, muss die Polizei von dem Verkehrsunfall zunächst einmal Kenntnis erlangen. "Nicht jeder Verkehrsunfall muss und wird der Polizei gemeldet, etwa bei kleineren Auffahrunfällen mit geringem Sachschaden", so der Polizeihauptmeister. Gemeldete Verkehrsunfälle würden anschließend von der Polizei vor Ort aufgenommen und statistisch dokumentiert.
Welche Unfälle erscheinen im Pressebericht?
Allerdings landet nicht jeder aufgenommene Verkehrsunfall im polizeilichen Pressebericht. "Dies ist der hohen Anzahl der durch die Polizeiinspektion Schweinfurt aufgenommen Verkehrsunfälle geschuldet, im Durchschnitt über zehn am Tag", sagt Leimbach.
Die Entscheidung darüber, welcher Unfall letztlich im Pressebericht aufgenommen wird, erfolgt jeweils einzelfallbezogen und unter der Erfüllung verschiedener Kriterien. So zählen unter anderem die Schwere der Verletzungen eines Beteiligten, die Höhe des entstandenen Sachschadens, die Auswirkungen und Dauer der Verkehrsbeeinträchtigungen oder die Art des Unfallhergangs laut Polizei eine Rolle.
Vor allem Vorfahrtmissachtungen und Auffahrunfälle
Bei der Art der Unfälle an der Schonunger Kreuzung handelt es sich aus verkehrsrechtlicher Sicht oft um Vorfahrtmissachtungen und Auffahrunfälle aus Unachtsamkeit, erklärt Leimbach. Bei einer kürzlich durchgeführten Verkehrsschau mit dem Landratsamt Schweinfurt und der Gemeinde Schonungen wurde dieser Eindruck erneut bestätigt.
"Die Hintergründe hierfür sind nicht zweifelsfrei und abschließend zu benennen." Ein Ansatz sei aber das hohe Verkehrsaufkommen auf der Hauptstraße während des Berufsverkehrs. Die Strecke dient unter anderem auch als Ausweichstrecke der Autobahn A70. Aber auch der Querverkehr an der Kreuzung habe über die vergangenen Jahre zugenommen, bestätigt Leimbach.
Im Schnitt 7608 Fahrzeuge pro Tag
Dass der Verkehr auf der Staatsstraße in den vergangenen Jahren weiter zugenommen hat, bestätigen auch Zahlen des Staatlichen Bauamts Schweinfurt. Demnach betrug die tägliche Verkehrsstärke im betroffenen Streckenbereich im Jahr 2019 durchschnittlich 7513 Fahrzeuge pro Tag. Unter dem Einfluss der Pandemie sank die Zahl im darauffolgenden Jahr zunächst auf 6645, um 2022 wieder auf 7386 durchschnittliche Autos am Tag zu steigen. Im vergangenen Jahr rollten im Schnitt 7608 in 24 Stunden über die Hauptstraße durch Schonungen. Aktuelle Zahlen zur Verkehrsstärke in den Seitenstraßen "Buchenthal" und "Jahnstraße" liegen dem Bauamt nicht vor.
Eine Aussage, inwiefern ein möglicher Kreisverkehr das Gefahrenpotential senken würde, trifft die Polizei nicht. Ungeachtet einer möglichen Umgestaltung wurde vom Landratsamt, in Abstimmung mit der Polizei, kürzlich eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 km/h dort angeordnet.