Stärker als bisher will die SPD künftig im Schweinfurter Kreistag vertreten sein. Bei der Nominierung der 60 Kandidaten für die Wahl am 15. März 2020 in Stammheim gab Fraktionschef Hartmut Bräuer (Gerolzhofen) die Parole aus, 13 Mandate gewinnen zu wollen. Derzeit stellen die Sozialdemokraten elf. Um dieses Ziel zu erreichen, müsse man "eine Schippe mehr drauflegen als die Mitbewerber", sagte Bräuers Stellvertreter Stefan Rottmann (Schonungen).
Rückhalt für Landrat Töpper
Die politischen Gegner spielten in der launigen und gelösten Atmosphäre bei der Veranstaltung jedoch kaum eine Rolle. Lediglich Kreisvorsitzender Kai Niklaus (Stadtlauringen) sprach von "positiv veränderten Mehrheitsverhältnissen", die man im neuen Kreistag anstrebe. Dies wohl angesichts der Dominanz der CSU, die mit den zwei FDP-Kreisräten derzeit knapp die Mehrheit stellt und sich weiterhin als bestimmende Kraft versteht. In der zu Ende gehenden Legislaturperiode ließ sie immer wieder mal ihre Muskeln gegenüber SPD-Landrat Florian Töpper spielen. Der Wille der Sozialdemokraten, dieses Amt in den eigenen Reihen halten zu wollen, wurde in Stammheim mehrfach zum Ausdruck gebracht. Nicht zuletzt durch einen tosenden Applaus für Töppers Aufruf, mit Gemeinsamkeit die Wahlkampagne anzugehen.
Das Zusammenspiel zwischen Landrat Töpper, der auch als Spitzenkandidat in die Kreistagswahl zieht, und der SPD-Fraktion stellte Bräuer in seinem Resümee heraus. Die Erfolge im Landkreis machte er vor allem an der Person des Landrats fest. Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Jobs sei in der zu Ende gehenden Legislaturperiode von 22 000 auf 25 000 gestiegen, also um etwa zehn Prozent. Und auch den Umbau der Schullandschaft brachte Bräuer mit Töpper im Verbindung: Bei der Renovierung der Realschule in Gerolzhofen habe der Landrat "mit Druck nachsteuern" müssen. Zudem erwähnte er den Aufbau einer eigenständigen Realschule in Schonungen und die Neubaupläne für das Goppel-Berufschulzentum in Schweinfurt.
Bräuer spricht Erfolge Töpper zu
Die Versorgung des Landkreises mit Fachärzten sieht Bräuer in Verbindung mit der Geomed-Klinik in Gerolzhofen. Kein anderer führender Kommunalpolitiker habe sich so sehr zum Erhalt des defizitären Krankenhauses bekannt wie der derzeitige Landrat. Der Fraktionschef kündigte im neuen Kreistag die Zusammenarbeit mit "allen vernünftigen Kräften" an. Spitzenkandidat Töpper wünschte sich parteiübergreifend eine "mutige Mehrheit" im neuen Kreistag, die gestalten und Chancen ergreifen wolle.
Nach Einschätzung von SPD-Kreischef Kai Niklaus decke die Liste, die auch offen für Nichtmitglieder war, ein breites Spektrum der Bevölkerung ab. Töpper sprach von einem "fabelhaften Querschnitt" des Landkreises und einer "unheimlich starken Liste", für die es mehr Bewerber als Plätze gegeben habe. Sie und die Vorbereitung der "Komposition" seien für seine angestrebte Wiederwahl als Landrat Rückendeckung und Inspiration gewesen. Die Wähler hätten eine gute Auswahl, was berufliche, altersmäßige und geografische Vielfalt angehe. In Gesprächen am Rande wurde besonders Nebenerwerbslandwirtin Simone Kreß aus Schwemmelsbach hervorgehoben, die es als Neuling auf den achten Listenplatz geschafft hat. Bei der Wahl folgten die Delegierten ausnahmslos dem Vorschlag des Kreisvorstands, dessen Ursprungsentwurf im Vorfeld leicht abgeändert worden war.
Derzeit bildet die SPD im Kreistag die zweitstärkste Fraktion mit elf Mitgliedern, nur 2008 hatte sie mit zehn Vertretern weniger. Das beste Wahlergebnis liegt schon zwei Generationen zurück: Bei der Kreistagswahl 1952 votierten 31,6 Prozent der Wähler für die Sozialdemokraten.