
Wer heutzutage die Fahrerlaubnis erhalten will, zahlt nicht nur wesentlich mehr als früher, sondern steht auch einem theoretischen Fragenkatalog gegenüber, der sich gewaschen hat. Zusätzlich zu den Kosten sind in den vergangenen Jahren auch die Durchfallquoten in die Höhe geschossen. Die Probleme und Gründe dafür seien vielschichtig, sagt Jörg Ulsenheimer von der Fahrschule Ulsenheimer in Schweinfurt.
"Bitte rechts ran fahren, die Prüfung ist hiermit beendet." Ein Satz, der bei vielen Menschen Erinnerungen weckt. In diesem Fall war es ein nicht sorgfältig ausgeführter Schulterblick, der den Fahrschullehrer zum Eingreifen zwang, um einen Radfahrer, der im toten Winkel angeradelt kam, zu schützen. Ein Fehler, der den Prüfling teuer zu stehen kommt.
Um die 500 Euro kostet eine erneute Anmeldung zur Fahrprüfung, mit zusätzlichen Übungsstunden, den TÜV-Gebühren und den Prüfungskosten an die Fahrschule. Szenarien wie diese sind ärgerlich und kein Einzelfall – im Gegenteil.
Wie viele Schülerinnen und Schüler fallen durch die Führerscheinprüfung?
Die Durchfallquoten in Bayern sind erschreckend. Laut Bericht des Kraftfahrtbundesamts sind im vergangenen Jahr mehr als 205.000 Prüflinge bei ihrem Erstversuch durch die Theorie und mehr als 220.000 durch die Praxisprüfung gefallen. Statistisch gesehen fällt knapp jeder Zweite durch die Theorie- und 42 Prozent der Prüflinge durch die Praxisprüfung.
"Unabhängig vom Bildungsgrad können sich viele nicht mehr richtig konzentrieren oder die Fragen richtig lesen. Doppelte Verneinungen in einer einfachen Fragestellung sind für viele schon der Endgegner", sagt Andrea Ulsenheimer.
Was kostet der Führerschein?
Bis zu 4000 Euro muss man in Bayern derzeit für eine Fahrerlaubnis zahlen. 2017 waren es noch knapp 1800 Euro. Eine Preisexplosion, die nicht nur Verwunderung aufkommen lässt, sondern auch viele Menschen vor ein wirtschaftliches Problem stellt.
Doch dies gelte nicht nur für die Städte, auch auf dem Land seien diese Probleme zu beobachten. "Bei den Kosten für den Führerschein sind nach oben hin keine Grenze gesetzt", sagt Jürgen Henkelmann von der "Fahrschule mit Herz" in Gerolzhofen.

Womit sind die immensen Kosten zu rechtfertigen?
"Für viele sind die hohen Kosten eine Katastrophe", sagt Henkelmann. Besonders in den ländlicheren Regionen seien die Menschen auf einen Führerschein und ein Auto gewiesen. Die Kosten seien auch für die Fahrschulen in allen Bereichen drastisch gestiegen, so Henkelmann weiter. Egal ob Kraftstoff, Miete, Personalkosten oder die Fahrzeuge selbst. Der Kostendruck sei gewaltig, und als Unternehmer, was Fahrschulen nun einmal seien, müssten sie diese Mehrkosten auf Fahrschülerinnen und Fahrschüler umlegen.
Auch der Verkehr sei komplexer geworden und es befänden sich so viele Fahrzeuge auf den Straßen wie nie zu vor, sagen die Ulsenheimers aus Schweinfurt. Dies bedeute mehr Übungsstunden und dadurch mehr Kosten, so das Ehepaar weiter.
"Die Fahrschülerinnen und Fahrschüler brauchen im Schnitt etwa zehn Übungsstunden mehr, als noch vor fünf Jahren. Alleine dieser Faktor erhöht die Kosten um mehrere hundert Euro", sagt Jürgen Henkelmann. Dazu komme, dass die Leute im Straßenverkehr allgemein gereizter und hektischer geworden seien.
Was hat sich in den Fahrschulen im Vergleich zu früher geändert?
Im theoretischen Bereich hat sich in den vergangenen Jahrzehnten einiges geändert. Seit 2014 sind Videos, welche Verkehrssituationen abbilden, Teil der Prüfungen. Die Aufgabenstellungen der Theorieprüfung seien nicht nur komplexer geworden, sondern die Anzahl der Fragen habe sich in den vergangenen Jahren ebenfalls beträchtlich erhöht, erklären die Fahrlehrer beider Fahrschulen.
Knapp 1200 Fragen müssen die Prüflinge heute lernen. "Vor zehn Jahren, waren es in etwa 800, und es kommen ständig neue dazu", sagt Ulsenheimer. Da auch in den Fahrzeugen mehr Technik verbaut und die Bedienung von Fahrzeugen immer komplexer werde, müssen sich die Schülerinnen und Schüler auch mit dieser auseinandersetzen, erklärt er weiter.
Welchen Einfluss haben die Fahrschülerinnen und Fahrschüler auf das Problem?
Ein wichtiger Faktor sei die Aufnahmefähigkeit und Belastbarkeit von jungen Menschen. Aus Sicht der Ulsenheimers habe es seit Anfang 2000 einen Bruch im Verhalten und der Erziehung von Jugendlichen gegeben. Ihrer Meinung nach habe die Erfindung und Nutzung von Handys vieles verändert.
"Aus unserer Erfahrung sind Konzentrationsmangel, geringe Kommunikationsfertigkeiten und niedrige Frustgrenzen, sowie mangelnde Kritikfähigkeit nur einige Schwierigkeiten, mit denen junge Fahrschülerinnen und Fahrschüler heute mehr denn je zu kämpfen hätten", ist sich das Paar einig.
Wie können Eltern ihren Kindern beim Führerschein helfen?
"Die jungen Leute haben vor allem und Jedem Angst", sagt auch der Gerolzhöfer Fahrschullehrer. Das Selbstbewusstsein habe stark abgenommen und die panische Angst, Fehler zu machen, sei drastisch gestiegen. Bei vielen komme aufgrund der hohen Kosten noch der Druck der Familie hinzu, den Führerschein so schnell es geht fertig zu bekommen.
"Viele Eltern verstehen nicht, dass es heute etwas anderes ist, seinen Führerschein zu machen, als noch zu unserer Zeit. Wenn man die Kinder jetzt drängt und sie in Prüfungen schickt, ohne dass sie bereit sind, ist Prüfungsangst und ein Durchfallen oft vorprogrammiert", sagt Andrea Ulsenheimer.
Muss der Staat den Fahrschulen helfen?
Wenn es so weitergehe, sehe er keinen anderen Ausweg, als eine Teilverstaatlichung der Fahrschulen oder Subventionierungen seitens der Regierung, da die Kosten irgendwann für niemanden mehr tragbar seien, so Henkelmann weiter.
Einen Tipp, der das Fahren lernen erleichtere, sei der neue Führerscheintyp B197, so die Ulsenheimers. Bei diesem habe man Übungsstunden sowohl auf Automatik als auch auf dem Schaltgetriebe, fahre die Prüfung aber mit einem Automatikwagen. Die Prüfung mit einem Automatik-Fahrzeug zu machen, helfe vielen, sich besser auf den Verkehr zu konzentrieren und sich nicht noch ums Schalten kümmern zu müssen. Dies könne eine Möglichkeit sein, zumindest die Prüfung schneller zu bestehen, so das Ehepaar weiter.
Eigentlich nicht. Eigentlich sollten sie die Verkehrsregeln lernen.
Wer nur 1200 Fragen auswendig gelernt hat, kann deswegen noch lange nicht fahren.
ist schon eine vage Theorie.
Ich erlebe es zur Zeit bei einer Familienangehörigen die dabei ist den FS zu erwerben.
Habe mir einmal diese Theorie angesehen.
Für meinen Teil ist da soviel Käse zwischenzeitlich mit eingebaut, daß dann keiner wirklich
mehr benötigt. Auch dadurch das nicht bestehen der Prüfung erhöht wurde.
Es hat doch Jahrzehnte mit der vermittelten Sicherheit funktioniert.
Dijenigen die den Schein haben und sich keinen Deut um Regeln kümmern die gab es
und die wird es auch immer geben, aber dafür gibt´s ja einen Bußgeldkatalog.
Macht den Eindruck das damit die Einkommen der Fahrschulen auf bessere Füße gestellt werden
sollen.
Ich habe oft genug eher das Gefühl, die Leute interessieren sich nicht einen Deut für das, was sie gerade tun ("mir doch egal/ sollen doch die anderen aufpassen/ ich mach was ich will"), sondern ausschließlich für ihre eigenen Belange (Handyspiel, Chatten, wasweißich).
Wenn die Leute, die nicht verstehen wollen, dass das Führen eines Kraftfahrzeuges ein 100-%-Job ist, gar nicht erst den Führerschein bekommen, bin ich ehrlich gesagt nicht böse drum. Es kann einem schon genug ### passieren, wenn man mal im falschen Moment nicht aufpasst, aber mit Absicht die ganze Zeit nicht aufpassen geht mMn gar nicht.
Wer handybedingt Konzentrationschwächen und Aufmerksamkeitsdefizite hat, sollte nur mit gedrosselter Geschwindigkeit unterwegs sein dürfen. Zumal beobachtbar, dass viele während des Fahrens deutlich mit ihrem Handy in der Hand an Steuer sitzen. Wenn 48% bei der Theorie durchfalen, würde ich vor der Prüfung einfach mehr lernen. Ach ja, geht ja nicht. Konzentrationsschwäche.
Wo mir baer der Hut hochgeht, ist der Umstand, dass ständig überwiegend die Landbevölkerung abgezockt wird.
Ob der Weg zur Arbeit, in den Urlaub oder jetzt der Führerschein - dort wo man auf das Auto angewiesen ist, wird man abgezockt.
Fehlt nur noch, dass Kfz- und Benzinsteuer erhöht werden, um 2025 das 49-Euro -Nur für Städter und Studenten-Ticket zu finanzieren.
Gerhard Fleischmann
Selbst gestiegene Personalkosten und Benzinkosten (Benzin 1,38 Euro in 2017) rechtfertigen keinen Preisanstieg von 100 %+ im Vergleich zu 2017.
Führerscheinkosten in anderen EU Ländern:
Belgien: ca. 1.700 Euro
Frankreich: ca. 1.800 Euro
Italien: 900 bis 1.200 Euro
Mit freundlichen Grüßen
Johannes Bullmann, MPA