Wer einen Führerschein besitzt, weiß es nur zu gut: Auf dem Weg zum Lappen müssen Fahrschüler nicht nur beweisen, dass sie das Fahrzeug und die Regeln der Straßenverkehrsordnung beherrschen. Man lernt auch, geduldig zu sein. Schnell mal richtig Gas geben und überholen, das ist während des Fahrunterrichts selten erlaubt.
Doch die Fahrschülerinnen und Fahrschüler, die sich aktuell auf ihre Führerscheinprüfung vorbereiten, müssen besonders geduldig sein. Sie warten mitunter deutlich länger auf ihre Fahrberechtigung als sonst üblich. Der Grund liegt in den Fahrschulen – wobei diese für die Situation nichts können. Denn auch diesen machen die Folgen der Corona-Pandemie schwer zu schaffen.
Alle wollen das Versäumte nachholen – gleichzeitig
Bei den Fahrschulen stauen sich derzeit die Fahrschüler. Grund hierfür ist in erster Linie die Zwangsschließung der Fahrschulen während des andauernden zweiten Lockdowns; vor den Folgen hatten Fahrlehrer im Februar auf einer Protestkundgebung bei Würzburg gewarnt. Ab Dezember 2020 durften die Fahrschulen in Bayern fast drei Monate lang keinen Unterricht anbieten, weder Theorie noch Praxis.
Der so aufgelaufene Stau an Fahrschülern, die jetzt alle möglichst schnell das Versäumte nachholen möchten, "ist gewaltig", bestätigt Dietmar Lang, Fahrschulbesitzer in Gerolzhofen, mit Zweigstelle in Untersteinbach. "Wir haben mehr Bewerber als wir an Absolventen rausbringen", beschreibt Geschäftsführer Oliver Merkel die Lage in seiner "Fahrschule mit Herz", mit Filialen in Gerolzhofen, Volkach und Wiesentheid.
Während in anderen Bundesländern trotz Pandemie Fahrschulunterricht möglich war, mussten in Bayern die Fahrschulen bis 21. Februar schließen. Dies hat den aktuellen Stau an Fahrschülern hauptsächlich verursacht, berichten die Fahrschulen. Doch auch jetzt ist der Unterricht nur eingeschränkt möglich. So ist die Teilnehmerzahl am theoretischen Unterricht je nach Platzverhältnis in den Unterrichtsräumen teils stark eingeschränkt, weil Sicherheitsabstände eingehalten werden müssen. Mit fünf Schülern sitzt bei ihm aktuell nur ein Fünftel der möglichen Zahl an Teilnehmenden im Theorie-Unterricht, berichtet Klaus-Dieter Roth, dessen Fahrschule Zweigstellen in Gerolzhofen, Donnersdorf, Ebrach und Volkach hat.
Zeitlich befristeter Online-Unterricht
Bis Ende September gestattet der Gesetzgeber Fahrschulen, theoretischen Unterricht online anzubieten. Oliver Merkel nutzt dies für seine Fahrschule und darf so bis zu 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer unterrichten, genauso viele wie dem Präsenzunterricht folgen könnten. Die notwendige Sondererlaubnis hierfür hatte er auf Antrag von den Behörden erhalten. Dietmar Lang und Klaus-Dieter Roth dagegen verzichten auf Online-Unterricht, da für sie Nutzen und Aufwand, zum Beispiel für Anträge und den Kauf des technischen Equipments, in keinem Verhältnis stehen.
Dass Roth heute feststellt, "ich habe so viele Fahrschüler wie noch nie", macht ihn keineswegs glücklich. Denn obwohl sie in seiner Fahrschule zu siebt unterrichten – die meisten in Teilzeit – komme er und sein Personal nicht hinterher. Dabei reizen sie das Maximum an möglicher Arbeitszeit schon aus. Dies liegt bei täglich 11:45 Stunden.
Hinzu kommt, dass er im Auto als Fahrlehrer ebenso wie die Schüler ständig FFP2-Masken tragen muss. "Nach vier Fahrstunden brauche ich da eine kurze Verschnaufpause", beschreibt Roth die Strapazen.
Zusätzliche Fahrlehrer sind kaum zu finden
Auch die beiden weiteren befragten Fahrschulen arbeiten zeitlich am Limit des gesetzlich Erlaubten. Wäre es da nicht eine einfache Lösung, zusätzliches Personal einzustellen? Was so leicht klingt, ist praktisch so gut wie unmöglich. Alle drei Fahrschulen bestätigen: Fahrlehrende sind auf dem Arbeitsmarkt absolute Mangelware. Dies gelte auch für Aushilfen, die stundenweise einspringen könnten.
Früher, sagt Merkel, habe durch den Bundeswehr-Standort in Volkach die Möglichkeit bestanden, von dort quasi jederzeit Aushilfsfahrlehrer zu erhalten. Doch die Bundeswehr habe ihre Kapazitäten an Fahrlehrern drastisch abgebaut, so dass für die Fahrschulen in der Umgebung diese Quelle versiegt sei. Und selbst Fahrlehreinnen und Fahlehrer auszubilden, das dauere zu lange, sagt Merkel.
Nachdem die meisten Fahrschüler ihre Praxisstunden nachmittags oder abends haben möchten, kann Lang derzeit immerhin vormittags noch ein paar freie Stunden anbieten. Dennoch kommt es zu Wartezeiten, "die allerdings 80 Prozent der Fahrschüler akzeptieren", schätzt Lang.
Die "Fahrschule mit Herz" schult mit zwei Fahrlehrern aktuell rund 200 Führerscheinanwärter. Die Fahrschule berichtet von unzufriedenen Kunden, obwohl sie offen darauf hinweist, dass es zurzeit länger dauert, bis ein Führerschein erworben werden kann. Auch Roth hat erlebt, dass lange nicht alle Kunden Verständnis für die Verzögerungen haben und manche Eltern meinen "ihre Kinder sind die wichtigsten".
Auch Behörden brauchen länger
Dabei trägt nicht nur der Ansturm an Fahrschülern dazu bei, dass ungewöhnlich viel Zeit vergeht, bis man den Führerschein in Händen hält. Auch seitens der Verwaltungsbehörden, die die Führerscheinanträge bearbeiten und Unterlagen prüfen, laufe wegen der Corona-Einschränkungen manches langsamer als normal, berichtet Lang. "Es ist derzeit alles verzögert."
Und selbst die Führerscheinprüfungen laufen nicht in der gewohnten Frequenz. So dürfen in dem Container beim TÜV in Gerolzhofen, wo die theoretische Prüfung stattfindet, derzeit nur fünf Schüler sitzen, sagt Lang.
Suboptimal ist aus seiner Sicht eine Änderung, die ausgerechnet seit Jahresbeginn gilt und dazu noch den Titel "Optimierte Praktische Fahrerlaubnisprüfung" trägt. Unter anderem gelten seitdem längere Prüfzeiten für die praktische Führerscheinprüfung, für die Klasse B (Auto) etwa 55 statt bisher 45 Minuten. Dies ist ein weiterer, wenngleich überschaubarer Beitrag dazu, die ohnehin bis zum Anschlag ausgeschöpften Kapazitäten weiter zu belasten.
Das ist ja nicht der einzige Sonderregelung die nur in Bayern eingeführt wurde und in sonst keinem anderen Bundesland! Ausgerechnet Bayern, dessen Sonnenkönig ständig bundeseinheitliche Regeln fordert!
Und aus den Reihen dieser bayerischen Regierungspartei werden die Grünen als Verbotspartei diffamiert.
Die wahre Verbotspartei sitzt in Bayern am Ruder und halst der Bevölkerung unnötigerweise Probleme auf um sich wichtig zu machen.
Viel Erfolg allen Fahrschülern beim Lernen und bei der Prüfung - vielleicht denkt ihr auch im September daran wem ihr das in Bayern zu verdanken habt.