Wer einen Führerschein der Klasse B für Pkw machen möchte, muss dafür bisweilen tief in die Tasche greifen. Denn in den vergangenen Jahren sind die Kosten dafür deutschlandweit deutlich gestiegen. Laut dem regelmäßig erscheinenden Fahrschul Klima-Index der International Road Safety Association (Moving) kostete ein Führerschein Anfang 2020 durchschnittlich 2091 Euro. Anfang vergangenen Jahres hingegen betrugen die durchschnittlichen Kosten 2772 Euro. Doch warum sind die Führerscheinkosten so gestiegen und wie setzen sie sich zusammen?
Der größte Kostenfaktor beim Führerschein sind die Fahrstunden
"Die Gesamtkosten für einen Führerschein können erheblich schwanken und zwischen 2106 und 4456 Euro liegen", sagt Andreas Hölzel, Sprecher des ADAC. Ursache für die extrem weite Preisspanne ist, dass nur die Gebühren für die theoretische und praktische Prüfung überall gleich hoch sind. Alle anderen Posten ergeben sich aus individuellen Tarifen und können je Anbieter stark variieren. Das gilt nicht nur für den erforderlichen Erste-Hilfe-Kurs, den Sehtest, das Passfoto und die je nach Bundesland variierenden Gebühren für den Führerscheinantrag, sondern auch für die Fahrschulen.
"Da Fahrschulen keiner Gebührenordnung unterliegen, kann jede ihre eigenen Tarife festlegen", sagt Hölzel. So kann der Grundbetrag, der den Theorieunterricht beinhaltet, laut ADAC, zwischen 350 Euro und 565 Euro liegen. Für das Lernmaterial können zwischen 88 Euro und 119 Euro anfallen. Die Vorstellung zur theoretischen Prüfung, also die Anmeldung durch die Fahrschule, kann zwischen 60 Euro und 137 Euro kosten, die zur praktischen Prüfung zwischen 160 Euro und 289 Euro.
Die Fahrstunden, die den größten Kostenfaktor beim Führerschein darstellen, kosten je zwischen 55 Euro und 77 Euro. Der Moving Fahrschul Klima-Index zeigt, dass die Fahrstundenpreise in den vergangenen Jahren stark gestiegen sind. Kostete eine praktische Fahrstunde Anfang 2020 durchschnittlich noch 42,70 Euro, musste man Anfang 2023 durchschnittlich 58 Euro bezahlen. Für Andreas Rath, Inhaber von Andys Fahrschule mit Standorten in Würzburg, Giebelstadt und Randersacker, sind vor allem drei Faktoren für den Preisanstieg verantwortlich.
Fahrzeuge, Kraftstoff, Miete – es gibt verschiedene Gründe für den Preisanstieg
"Der Kraftstoffpreis für Diesel und Benzin ist in den vergangenen Jahren gravierend gestiegen, ebenso die Kosten für die Fahrzeuge selbst", sagt er. Dabei gehe es nicht nur um gestiegene Leasing-Raten, sondern auch um höhere Kosten für Reparaturen und Versicherungen. Hinzu kommen gestiegene Lohnkosten für Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer. Denn auch Fahrschulen haben Probleme, Personal zu finden. "Um den Beruf attraktiver zu machen und dem Personalmangel zu begegnen, haben wir den Lohn erhöht", sagt Rath.
ADAC-Sprecher Hölzel ergänzt: "Einfluss auf die Tarife der Fahrschulen hat auch ihre Ausstattung mit zum Teil teurer Technik wie etwa Fahrsimulatoren." In Städten wie München spielten auch hohe Mieten erheblich mit in die Tarife hinein. Daher seien Fahrschulen auf dem Land erfahrungsgemäß preiswerter. Vergleicht man die Preislisten verschiedener Fahrschulen, bestätigt sich das Bild. So kann eine Übungsfahrstunde bei einer Fahrschule in Unterspiesheim (Lkr. Schweinfurt) 55 Euro kosten, bei einer in Würzburg 69 Euro und in München 84 Euro.
Jedoch haben nicht nur die verschiedenen Tarife der Fahrschulen und ihr Standort Einfluss darauf, in welchem Rahmen sich die Gesamtkosten für einen Führerschein der Klasse B bewegen. Auch der individuelle Lernfortschritt und eventuell notwendige Prüfungswiederholungen können einen Unterschied von mehreren hundert Euro ausmachen. Hölzel hat einige Tipps, wie man selbst dazu beitragen kann, Geld sparen zu sparen.
Fällt man durch eine der Prüfungen, erhöht das zusätzlich die Führerscheinkosten
So sei es zunächst sinnvoll, Preise von Fahrschulen zu vergleichen. Hat man sich für einen Anbieter entschieden, rät Hölzel dazu, zusätzlich zu den Fahrstunden in der Fahrschule Verkehrsübungsplätze zu nutzen, um mehr Routine beim Autofahren zu bekommen. So könne man einige Übungsfahrstunden einsparen.
Auch die Möglichkeit des Blockunterrichts, also den Theorieunterricht an mehreren Tagen hintereinander zu absolvieren, kann dabei helfen, Geld zu sparen. Denn im wöchentlichen Theorieunterricht entstehen längere Pausen, in denen man eventuell das bereits Erlernte vergessen kann.
Außerdem sollten sich Schülerinnen und Schüler erst dann zu ihren Prüfungen anmelden, wenn sie sich bereit dafür fühlen. Sollten sie nämlich durchfallen, werden die Gebühren für die Vorstellung zur theoretischen beziehungsweise praktischen Prüfung sowie die Prüfungsgebühren erneut fällig - und sie müssen weitere Fahrstunden nehmen.