
Menschen und Ansichten wandeln sich im Laufe des Lebens. Nichts ist in Stein gemeißelt für alle Ewigkeit. Das gilt auch für Straßennamen. Wer einstmals als Namenspatron geeignet erschien, der ist es heute vielleicht nicht mehr. Zum Beispiel, weil das Fehlverhalten und das genaue Ausmaß erst später bekannt wurden und somit eine solche Ehre nicht mehr zuteilwerden darf.
Dies gilt auch für die Nikolaus-Fey-Straße in Gerolzhofen. Es wäre nicht die erste ihrer Art in Unterfranken, die einen anderen Namen erhält, nachdem die Untaten des Heimat- und Mundartdichters 2020 wissenschaftlich aufgearbeitet wurden.
Gibt es nicht viele andere Probleme als diesen Straßennamen?
Manche fragen sich, ob eine Entscheidung getroffen werden muss: Wer kennt heute noch Herrn Fey, wen interessiert das überhaupt bei allen anderen Problemen, die wir zurzeit haben? Solche Fragen gab es auch in der Informationsveranstaltung.
Der vormalige Stadtrat hatte 1957 seine eigenen Gründe, warum er Fey nur wenige Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dem ihm damals sicher bekannten Wissen um dessen NS-Verfehlungen auf das Straßennamensschild hob. Das ist nicht mehr zu ändern.
Aber das heutige Gerolzhofen hat die Möglichkeit, seine eigene Position zu beziehen. Unabhängig davon, wie der Stadtrat demnächst darüber beschließen wird, ob der Name getilgt wird, bleibt oder das Schild mit einer erklärenden Hinweistafel versehen wird: Eine Entscheidung ist angebracht, ja fällig, nach mehr als drei Jahren sogar überfällig!
Einfach die neuen Fakten zu übergehen, das wäre das schlechteste Zeichen, das die Bürgerschaft und Stadt nach außen senden würden.