zurück
Werneck
Klimawandel: In Mainfranken wird's heiß
CSU-Klimapolitikerin Anja Weisgerber und Klimaforscher Heiko Paeth informieren über den Klimawandel. Was man in der Region Schweinfurt konkret tun kann.
Vertrockneten Mais (hier in Brandenburg) hat man in Unterfranken im Hitzesommer 2018 auch oft gesehen. Klimaforscher prophezeien, dass es in Unterfranken zukünftig noch wärmer wird.
Foto: Patrick Pleul | Vertrockneten Mais (hier in Brandenburg) hat man in Unterfranken im Hitzesommer 2018 auch oft gesehen. Klimaforscher prophezeien, dass es in Unterfranken zukünftig noch wärmer wird.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:39 Uhr

Es sollte mehr solcher Abende geben wie den kürzlich im katholischen Pfarrzentrum in Werneck mit gut 80 Besuchern. Wenn der Würzburger Klimaforscher Professor Heiko Paeth über die Folgen des menschengemachten Klimawandels für Unterfranken spricht, muss man sich zwar konzentrieren, da Paeth ein Schnellsprecher ist. Doch er hat viel zu sagen. Und wenn man hernach immer noch nicht verstanden hat, dass Klimaschutz jeden einzelnen persönlich betrifft, dann wird es wirklich schwierig für die Welt.

Die Schwebheimer Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber wird im Moment als das "grüne" Gewissen der CSU gehandelt. Die 43-Jährige arbeitet schon lange als Umweltpolitikerin, ist klimapolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und war sowohl bei den Klimakonferenzen in Paris als auch Kattowitz. Sie kämpft für mehr Klimaschutz und verbindliche gesetzliche Regelungen und bekommt dafür Anerkennung zum Beispiel vom Bund Naturschutz. Weisgerber bemüht sich um Aufklärung, hat schon zahlreiche solcher Termine wie den in Werneck mit Klimaforschern deutschlandweit absolviert.

Wegen der großen Hitze in der Stadt Schweinfurt warfen zahlreiche Platanen vergangenen Sommer ihre Rinde ab.
Foto: Gerd Landgraf | Wegen der großen Hitze in der Stadt Schweinfurt warfen zahlreiche Platanen vergangenen Sommer ihre Rinde ab.

Sie dienen zum wachrütteln, aber auch zur Diskussion mit der Bevölkerung, die sich – wie in Werneck – viele und tiefgehende Gedanken macht, was man tun kann, um das Weltklima sich zumindest nicht mehr als zwei Grad (wie im Pariser Klimaschutzabkommen festgelegt) erwärmen zu lassen. Paeth ist sehr klar in seinen Aussagen, die er mit vielen Zahlen belegt.

Unterfranken ist einer der drei heißesten Orte Deutschlands

2018 war in Sachen Durchschnittstemperatur das heißeste Jahr der Bundesrepublik. Seit 2014 ist es so, dass jedes Jahr heißer ist als das vorhergehende und das jeweils wärmste seit Beginn der kontinuierlichen Klimaaufzeichnungen Anfang des 19. Jahrhunderts. Paeth zu Folge gibt es unter Wissenschaftlern keinerlei Zweifel, dass die Erderwärmung seit Anfang des 20. Jahrhunderts von Menschen verursacht ist.

Unterfranken erklärt Paeth aufgrund der von ihm ausgewerteten Daten zum "Hotspot des Klimawandels". Die Region sei eine von dreien in Deutschland, die sich besonders stark erwärmt hatund dies auch weiter tun wird, wenn nicht konsequent gehandelt wird. Aus den Daten von 1881 bis 2017 geht hervor, dass die Erwärmung in Unterfranken im Durchschnitt plus 2,5 Grad beträgt, während der globale Referenzwert bei 0,9 Grad liegt.

Große Hitze und viel zu wenig Niederschlag als Problem

Ein besonders großes Problem ist die Erwärmung einhergehend mit zu wenig Niederschlag. Der April 2019 war zum Beispiel 2,7 Grad wärmer als der Durchschnitt und hatte nur 42 Prozent des für April üblichen Niederschlags. Paeth warnt vor Hitzewellen im Maintal und prophezeit, wenn nicht gegengesteuert wird, einen deutlichen Anstieg von Hitzetagen und tropischen Nächten.

Später wurde Paeth gefragt, was man tun könne. Er wisse, dass seine Antworte "erschreckend einfach" sind, aber auch alternativlos: "Kleinere Autos, keine Flugreisen, regionale Produkte und weniger Fleisch essen", so der Klimaforscher. Ebenso ist er überzeugt, dass es ein Fehler der Politik ist, den Verkehr als Ganzes vom Auto über den Lastwagen bis zum Flugzeug zu subventionieren. "Verkehr ist viel zu billig", so Paeth.

Anja Weisgerber skizzierte, was die Bundesregierung plant, unter anderem das Ziel bis 2030 den Ausstoß von Kohlendioxid um 55 Prozent gegenüber 1990 zu senken und den Klimaschutzplan 2050. Weisgerber plädiert dafür, Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialpolitik in Einklang zu bringen. Das hatte sie auch in einer Diskussion mit Schülern aus der Region erläutert.

Die Gäste waren bunt gemischt - von der Fridays-for-future-Mama über Landwirte, Bürgermeister bis zu Ingenieuren. Klimaleugner waren im übrigen keine im Saal. In der Fragerunde ging es oft auch um globale politische Zusammenhänge. Was bringt ein deutscher Kohleausstieg, wenn die Produktion aus der Lausitz nach Polen verlegt wird? Was passiert, wenn wir nicht handeln? "Dann wird es weltweit bis zum Jahr 2100 eine Erwärmung um fünf bis sechs Grad geben", so Heiko Paeth, "in Unterfranken wird es dementsprechend noch heißer." Auch der CO2-Zertifikate-Handel, der Ausbau der Windkraft in Bayern oder ein Tempolimit auf Autobahnen waren Thema.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Werneck
Oliver Schikora
Anja Weisgerber
CDU/CSU-Bundestagsfraktion
CSU
Erderwärmung
Hitzewellen
Klimakonferenzen
Klimaschutz
Klimatologen
Klimaveränderung
Niederschlag
Tempolimit
Verkehr
Weltklima
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • F. R.
    WÜ rennt sehenden Auges ins Messer!

    "Paeth warnt vor Hitzewellen im Maintal." Aber in WÜ werden die Kaltluftzufuhrgassen verbaut, so derzeit im Pleichachtal. Wie weit denkt die Stadt WÜ eigentlich? Sie ist existenziell bedroht! Die WÜer Wetterwarte ist auf dem Neuberg. Der Talkessel ist vemtl. heißester Ort Deutschlands. Und jetzt will der Freistaat für 1,2 Mrd. € ein riesiges Uniklinikum auf die Höhe, Richtung Gramschatzer Wald, setzen. Damit auch der Rand vom Talkessel noch heißer wird. In WÜ ist bauen an jeder Stelle falsch: im Kessel, in den heranführenden Tälern, an den Hängen und oben am Rand.

    In einer Uniklinik sind alte oder kranke Menschen, die am gefährdetsten bei großer Hitze sind! WÜ wurde zum ungeeignetsten Klinikort! Auch der Freistaat denkt hier nicht weit!

    Eine gute Möglichkeit für einen neuen Uni-Park wäre auf dem höchsten Punkt von SW: die Victory Schießanlage auf dem Haardtberg, 6,5 ha, 332 m ü. NN, komplett von Wäldern umgeben. Leo ist Lehrkrankenhaus der Uni WÜ
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • F. R.
    Was gäbe es für einen Ausweg für WÜ?

    Baustopp in der Kernstadt (mit sehr wenigen, begründeten Ausnahmen) und Aufbau eines "Zweiten Heuchelhofs". Der ist klimatisch günstig gelegen, auf einer Kuppe, mit Abstand zum WÜer Talkessel. Wenn man auf einer Kuppe in der Mitte hoch baut, fegt sogar noch mehr Wind außen herum. Um die Mitte lagern sich niedrigere Geschossbauten und um den Rand EFH.

    Man könnte nach Vorbild toskanischer Höhenstadte (Siena, San Gimignano) eine geeignete Kuppe suchen (geht nur interkommunal). Z. B. die Gieshügler Höhe auf Theilheimer Gemarkung. Landschaftlich kann man hier nichts mehr kaputt machen, ein "Zweites San Gimignano" wäre nur ein Gewinn. BAB-Anschlussstelle und Bf. Rottendorf wären in der Nähe!

    So eine Höhenstadt, mit Büros, Gewerbe & Läden, könnte architektonisch sehr interessant gestaltet werden (wären da nicht die heutigen Architekten, die nicht mal mehr Freihand entwerfen können, aufgrund eines großen Defizits, u.a. an bayer. Architektur-Fakultäten).
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • F. R.
    PS: Die Straba Linie 6 könnte man dann verlängern, nördlich an Gerbrunn vorbei, via Kitzinger Straße und Alte Landstraße, zur Gieshügler Höhe.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten