
Die Sorge um Leerstände in ihren Innenstädten treibt Städte um, große wie kleine. Um gemeinsam Ideen zu sammeln und daraus konkrete Projekte zu entwickeln, um Innenstädte (wieder) mit Leben zu füllen, haben sich vier unterfränkische Städte zusammengeschlossen. Gerolzhofen ist die kleinste im Bunde.
Dass es zu diesem, was die Größenverhältnisse angeht, recht ungleichen Vierer-Bündnis gekommen ist, lag an einer Förderinitiative des Freistaats Bayern ("Starkes Stadtmarketing für lebendige Innenstädte"). Unter Federführung des Wirtschaftsministeriums in München wurde eine 50-prozentige Förderung von Maßnahmen, die innerstädtisches Leben stärken, in Aussicht gestellt.
So schlossen sich das Regionalzentrum Würzburg (knapp 130.000 Einwohnerinnen und Einwohner), das Oberzentrum Schweinfurt (55.000) und die Mittelzentren Lohr am Main (gut 15.000) und Gerolzhofen (knapp 7000) zusammen. Ihr gemeinsames Projekt mit dem Titel "Together we can: Vereint gegen Leerstand in Unterfranken" ist eines von zwölf Projekten – beworben hatten sich 36 –, die das Ministerium eigenen Angaben nach bezuschusst. Hier überzeuge vor allem die interkommunale Zusammenarbeit. Das Ministerium setzt darauf, dass sich ein gestärktes Stadtmarketing positiv auf die Situation der Innenstädte auswirkt.
Kosten lasten auf vielen Schultern
Dafür unterstützt der Freistaat jedes Projekt mit 75.000 Euro. Die zweite Hälfte der für die Projekte zur Verfügung stehenden 150.000 Euro stammen von den Beteiligten. Im Fall der vier unterfränkischen Städte heißt dies: Die Städte (je 15.000 Euro) und die ebenfalls beteiligten Händler- und Werbegemeinschaften vor Ort (je 3750 Euro) stemmen die Kosten gemeinsam.
Auf die Größe der Kommunen komme es nicht an, versichert Volker Wedde, unterfränkischer Bezirksgeschäftsführer des Handelsverbands Bayern, der den Projektentwurf und den Förderantrag für die vier Städte ausarbeitete. "Jeder kann gute Ideen gebrauchen", stellt er fest. Zugleich gelte: Auch jede Stadt, ganz gleich wie groß, könne dank eigener Erfahrungen richtungsweisende Ideen einbringen, wie Leerstände beseitigt und Innenstädte vitalisiert werden können. Davon, so das grundlegende Konzept des Projekts, könnten alle anderen profitieren.
"Gut kopiert ist besser als gut erfunden", bringt Petra Aumüller von Gerolzhofen aktiv den Gedanken auf den Punkt, den sie und die weiteren fünf Verantwortlichen im Vorstand des Gewerbevereins überzeugt hat, sich an dem Projekt zu beteiligen. "Für Gerolzhofen ergibt sich die Chance, über den Tellerrand zu schauen", ist Vorstandskollege Günter Iff überzeugt.
Projekt muss praktikabel sein
Seit Anfang März läuft die zweijährige Frist, innerhalb derer das Förderprojekt Früchte tragen soll. Was bis Ende Februar 2027 nicht umgesetzt ist, wird nicht mehr bezuschusst. Das Ziel ist, für jede der vier Städte ein konkretes, praktikables Projekt nicht nur zu entwerfen, sondern innerhalb der zwei Jahre auch umzusetzen. Es gehe am Ende nicht darum, "zusätzliches Papier zu erstellen", verdeutlicht Wedde.
Um sich Klarheit über die Ausgangslagen und Bedürfnisse der vier Städte zu verschaffen, muss zu Beginn dennoch eine projektbezogene Daten- und Potenzialanalyse stattfinden. Dann gelingt es hoffentlich, wie vorgesehen, die Handlungsfelder und Maßnahmenbündel vor Ort zu überblicken, um dann im dritten Schritt die Projekte umzusetzen.

Hierfür stehen 95.000 Euro aus dem gemeinsamen Topf bereit – wohlgemerkt insgesamt, für alle vier Kommunen. Dass dies nicht reicht, um Großprojekte zu finanzieren, ist klar. Es muss vielmehr darum gehen, beispielgebende Initiativen anzustoßen, die nachhaltig wirken und Investitionen von anderer Seite nach sich ziehen.
Lenkungsausschuss hat das Sagen
Über die Vergabe des Geldes und die Auswahl der Projekte entscheidet ein Lenkungsausschuss. Diesem gehören aus allen vier Städten je ein stimmberechtigter Vertreter an. Für Gerolzhofen ist dies Günter Iff. Hinzu kommen Partner, etwa aus den Stadtverwaltungen, weshalb für Gerolzhofen Stadtteilmanager Daniel Hausmann, aber auch Petra Aumüller von Gerolzhofen aktiv mit im Gremium sitzen.
Welches Projekt in Gerolzhofen umgesetzt wird, muss sich noch zeigen. Als Ideenschmiede dürfte der Vorstand von Gerolzhofen aktiv fungieren, der 110 Mitglieder und damit fast alle örtlichen Händler und einige Unternehmer vertritt. Die Mitarbeit in dem Projekt stehe grundsätzlich jedoch allen Interessierten offen, sagt Wedde vom Handelsverband. Wer eine konstruktive Idee beizutragen hat, sei willkommen.
Auf die Frage, wie ein realistisches Projekt aussehen könnte, nennt Wedde eine Bürgerküche, die in einen Leerstand am Gerolzhöfer Marktplatz einziehen könnte. Diese noch nicht weiter verfolgte Idee, Menschen eine Anlaufstelle für die Mittagspause bereitzustellen, sei vor zwei Jahren während eines Workshops mit Gerolzhofen aktiv geboren worden.
Wer weiß, vielleicht wird daraus ja etwas – oder es überzeugt am Ende eine ganz andere Idee. Eines gilt für alle vier Städte gleichermaßen: Die Verantwortlichen vor Ort entscheiden, was sie umsetzen möchten. Und schauen dabei gespannt auf das, was andernorts läuft. Abschauen, und voneinander lernen, ist ausdrücklich erwünscht.