
Von außen sieht St. Anton immer noch wie St. Anton aus, innen ist es kaum wiederzuerkennen. Seit Februar 2018 wird umgebaut, jetzt steht das 17 Millionen-Euro-Projekt kurz vor der Fertigstellung. Entstanden ist ein Zentrum, in dem unter dem Namen "Casa Vielfalt" die karitativen Einrichtungen der katholischen Kirche und Kirchengemeinde St. Anton nicht nur unter einem Dach zusammenarbeiten, sondern auch gemeinsam neue Wege gehen wollen.
Der Gottesdienst mit Altarweihe am 3. Advent zum Abschluss der Bauarbeiten war schon geplant, der Bischof hatte zugesagt, doch dann kam die Pandemie mit Macht zurück. Der Altarweihe-Gottesdienst musste "schweren Herzens" in Absprache mit Bischof, Stadtpfarrer und den Leitungsgremien von St. Anton abgesagt werden, so Diakon Joachim Werb. Die pandemische Lage erlaube nicht, einen Gottesdienst dieser Größenordnung sicher durchführen zu können. Einen Termin für die aufgeschobene Altarweihe gibt es noch nicht.

Welches Potenzial im neuen St. Anton steckt, zeigt sich bei einem Rundgang durch die Kirche und die neuen Seminar- und Tagungsräume mit Diakon Joachim Werb und Bauleiter Thomas Hack von der Würzburger Brückner & Brückner Architekten GmbH. Die Bauarbeiten liegen im Zeitplan, auch bei den Kosten stehen die 17 Millionen Euro noch, auch wenn es knapp wird, so Thomas Hack, denn die Pandemie hat für Preissteigerungen gesorgt.
Verkleinerter Kirchenraum mit Altar im Zentrum
Ein Ziel der Umbauarbeiten war, den Kirchenraum zu verkleinern und Platz zu schaffen für neue Angebote. Standen einst etwa 700 Plätze für Gottesdienstbesucher zur Verfügung, sind es künftig 138 im Dreiviertelkreis angeordnete Einzelplätze. "Die 700 Plätze wurden nicht mehr gebraucht", so Diakon Werb. Bei Bedarf kann der Kirchenraum mit 60 weiteren Stühlen bestückt werden. So entstand nicht nur Platz für das neue Treppenhaus, sondern auch Raum für die Idee, soziale Einrichtungen der katholischen Kirche, die bislang verteilt waren, zusammenzuführen.

Caritas und St. Anton haben sozusagen räumlich fusioniert. Entstanden ist ein "sozialcaritatives Zentrum", das durch diesen sperrigen Begriff nur unzureichend erklärt ist, denn auch Nicht-Caritas-Angebote wie der Malteser-Hospizdienst, die Aidsberatung Unterfranken oder die Griechisch-Orthodoxe-Gemeinde haben im weitläufigen Gebäudekomplex ihren Platz. "Casa Vielfalt", das ist nun neben der Kirche St. Anton und der gleichnamigen Kindertagesstätte auch das gebündelte Angebot des Caritasverbandes Schweinfurt. Zu nennen wären hier der soziale Beratungsdienst, die Gemeindecaritas, das Krisennetzwerk Unterfranken (mit mobilen Einsatzteam Main-Rhön), der sozialpsychiatrische Dienst mit Beratungsstelle, Tageszentrum, ambulant betreutem Wohnen und Café.
Dazu kommen die Caritas-Frühförderstelle und die Julius-Kardinal-Döpfner-Schule mit Schulvorbereitung und Heilpädagogischer Tagesstätte. Neue Konferenz- und Veranstaltungsräume, sowie das Café Charisma, ein Platz der Begegnung, werden von allen gemeinsam genutzt. "In so einer Konstellation gibt es so etwas in ganz Unterfranken nicht", so Diakon Werb. Das neue St. Anton, für ihn ein Leuchtturmprojekt in dem Kirchengemeinde, Hilfsangebote und pädagogische Einrichtungen unter einem Dach zusammenkommen. "Niemand sieht den Menschen, die hier herein kommen an, ob sie zum zwanglosen miteinander Reden kommen, oder ob sie Hilfe brauchen", so Werb, der hofft, dass so auch Hemmschwellen abgebaut werden.

Kirchengemeinde und karitative Angebote der Kirche zusammen zu bringen, war neben der Verkleinerung des Gotteshauses der zweite wichtige Ansatz für den Umbau, so der Diakon. Ein Umbau, der auch dem Kirchenraum gutgetan hat. St. Anton, gebaut in den 1950er-Jahren, war bislang eher für seinen "Betonbarock" bekannt. Der hat hellen Wänden Platz gemacht, die von einer modernen Lichtanlage an der Decke ins rechte Licht gerückt werden. Das große Fenster der einstigen Außenfassade wurde so versetzt, dass es auch nun wieder über dem Eingangsbereich des verkleinerten Kirchenschiffes sitzt.

Der neue runde Altar steht exakt im Zentrum des Kirchenraums, die Gemeinde ist kreisförmig darum angeordnet. Der mit Terrazzo-Beton beschichtete Boden (Terrazzo ist die Bezeichnung für einen bereits seit der Antike bekannten Bodenbelag) "erwächst" in der Raummitte zum neuen Altar aus dem gleichen Material. Fugenlos ist der tonnenschwere Altar, der von vier Bronzestreben umsäumt ist, mit dem Boden verbunden, wird so unverrückbar und symbolträchtig zum Zentrum des Glaubens. Die Lieferung der Kirchenraumbestuhlung war für Ende vergangener Woche zugesagt.

Der Kirchenraum ist so konzipiert, dass dort auch kulturelle Veranstaltungen und Konzerte stattfinden können. Gleich neben dem Kirchenschiff, in der ehemaligen Taufkapelle, entsteht eine Andachts- oder Sakramente-Kapelle. Dort wird eine Marienstatue stehen, die der Üchtelhäuser Künstler Peter Vollert fertigt. Für die Finanzierung der Statue werden noch Spender gesucht.
Die Pfeifenorgel kommt aus Haßfurt
"Franziskanisch und schlicht", so Joachim Werb, wird die Inneneinrichtung der Kirche sein. Gewollter Minimalismus, in dem die großen Fenster gut zur Geltung kommen. Ein Kreuz, Kreuzwegstationen und eine Statue des Heiligen Antonius reichen als Elemente im sichtbaren Kirchenraum. Eine fast neue Pfeifenorgel kommt aus dem Übungsraum der Außenstelle Haßfurt des Regionalzentrums für Kirchenmusik, wo sie nicht mehr gebraucht wird, nach Schweinfurt.

Nach frischer Holzvertäfelung riecht es in den hellen und modernen Seminarräumen und im Pfarrsaal, die man über die neuen Treppenhäuser oder einen Aufzug erreicht. Ein Aufzug, der so sanft und "ruckelfrei" funktioniert, dass er sogar für Schmerzpatienten geeignet ist, so Bauleiter Thomas Hack. Die Räume können, von der Geburtstagsfeier bis zur Tagung, auch für "weltliche" Zwecke angemietet werden. Eine Öffnung, die auch der Philosophie der Einrichtung entspricht, ein "Haus der Vielfalt" sein zu wollen.
"Von außen betrachtet, scheint sich nicht viel verändert zu haben an St. Anton. Lediglich die neue Rundbogenverglasung im Eingangsbereich (rechts) fällt ins Auge."
Eine sehr oberflächliche Betrachtung. Außen ging der Charakter durch die aufgesetzte Wärmedämmung komplett verloren. Sieht aus wie eine Plastikburg, in der natürlich Schimmel droht und die Außenwände schnell versiffen und unansehnlich werden (Algen etc.). Verbundsysteme führten seit den 60er Jahren bis heute zu maximalen Bauschäden! Wann lernt man das endlich?
So kann man historische Gebäude außen nicht behandeln! Die linke Giebelwand auf dem Foto ist komplett entstellt - könnte auch eine Gewerbehalle sein. Hat man denn heute vollkommen den Sinn für solche Dinge verloren? Eine charakterlos gewordenen Welt schafft offensichtlich charakterlose Fassaden - selbst bei einer Kirche! Das lässt Böses ahnen.
Es reicht schon, wenn diese Plastik-Wärmedämmhütten überall die Ortsränder verschandeln.