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Dittelbrunn
Kinderfeuerwehr boomt: Warum es wichtig ist, schon Sechsjährige an die Feuerwehr heranzuführen
2016 wurde in Dittelbrunn die erste Kinderfeuerwehr im Landkreis Schweinfurt gegründet. Inzwischen gibt es zwölf. Besuch einer Gruppenstunde in Dittelbrunn.
Welche Geräte befinden sich im Feuerwehrauto? Die Mädchen und Jungen der Dittelbrunner Kinderfeuerwehr wissen darüber ganz genau Bescheid. Kreisbandmeisterin Nadine Bechmann (vorne links) erklärt in der Gruppenstunde, wofür die Gerätschaften benötigt werden.
Foto: Anand Anders | Welche Geräte befinden sich im Feuerwehrauto? Die Mädchen und Jungen der Dittelbrunner Kinderfeuerwehr wissen darüber ganz genau Bescheid.
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 17.02.2024 15:11 Uhr

Für Luca steht jetzt schon fest: "Ich werde mal Feuerwehrmann." Der Siebenjährige kennt sich bestens mit der Feuerwehr aus. Er weiß, was ein Strahlrohr ist und was im Feuerwehr-Notfallrucksack alles verstaut sein muss. Luca weiß auch, dass sich in den zwei gelben Kanistern im Feuerwehrauto Schaum befindet. Denn "eine brennende Pfanne darf man nicht mit Wasser löschen", erklärt er klug.   

Luca hat das alles bei der Kinderfeuerwehr Dittelbrunn gelernt. Seit einem Jahr macht er hier aktiv mit. Dabei ist er aber schon seit seiner Geburt. Denn Mama Nadine Bechmann, die Gründerin der Kinderfeuerwehr und Leiterin des neun-köpfigen Betreuungsteams, nahm Luca schon als Baby zu den Gruppenstunden mit. "Er hat das Feuerwehr-Gen quasi mit der Muttermilch aufgesogen", meint sie lächelnd. 

Den Nachwuchs zu sichern ist das wichtigste Ziel für die Feuerwehr

Die Dittelbrunner Kinderfeuerwehr war die erste im Landkreis Schweinfurt. Sie wurde am 31. Mai 2016 gegründet. Inzwischen gibt es zwölf Kinderfeuerwehren in der Region. Drei weitere werden in diesem Jahr noch aus der Taufe gehoben, und sieben sind in Planung. Kinderfeuerwehr boomt. Auch dank Nadine Bechmann. Sie kümmert sich seit Jahren um die Brandschutzerziehung der Kindergartenkinder und Grundschüler im Landkreis Schweinfurt. Seit 1. Januar ist sie auch Kreisbrandmeisterin und damit die erste Frau in dieser Position im Landkreis Schweinfurt. 

Nadine Bechmann hat 2016 die erste Kinderfeuerwehr im Landkreis Schweinfurt gegründet.
Foto: Anand Anders | Nadine Bechmann hat 2016 die erste Kinderfeuerwehr im Landkreis Schweinfurt gegründet.

Doch was bringt eine Kinderfeuerwehr? Für Nadine Bechmann steht die Nachwuchssicherung an erster Stelle. Bei der Brandschutzerziehung in Kindergarten und Schule stellt sie immer wieder fest, wie begeistert die Kinder von der Feuerwehr sind. Doch in der Vergangenheit musste sie die kleinen Fans immer vertrösten. Denn im bayerischen Feuerwehrgesetz war bis Juli 2017 das Mindesteintrittsalter für die Feuerwehr auf zwölf Jahre festgesetzt. "Wenn wir aber solange warten, sind sie weg." Den Kindern vergehe dann meist die Lust und auch die Zeit, in die Jugendfeuerwehr einzutreten. Schule und andere Hobbys stünden dann im Vordergrund.

Der Bayerische Landesfeuerwehrverband hat das erkannt und im Jahr 2016 eine Unfallversicherung bei der Versicherungskammer Bayern (VKB) abgeschlossen, über die Kinder versichert werden können. Mit diesem Angebot wurde es den Feuerwehrvereinen wesentlich leichter gemacht, eine Kinderfeuerwehr zu gründen. Andere Bundesländer waren da schon weiter. "Da gibt es seit über 20 Jahren Kinderwehren", weiß Nadine Bechmann.

Fotoserie

45 Kinder kamen in die erste Gruppenstunde in Dittelbrunn

"Das Angebot hat voll eingeschlagen", erinnert sich Nadine Bechmann. Ihr Hoffnung, mit 15 Kindern starten zu können, wurde weit übertroffen. "Es waren 45 Kinder in der ersten Gruppenstunde." Inzwischen zählt die Kinderfeuerwehr Dittelbrunn 60 Mädchen und Jungen. Die Nachfrage ist so groß, dass eine Warteliste eingerichtet wurde. 

Alle zwei Wochen treffen sich im Wechsel die Sechs- bis Achtjährigen und Neun- bis Zwölfjährigen zur Gruppenstunde im Feuerwehrhaus. Bei den Treffen erwartet die Kinder ein vielfältiges Programm, bei dem vor allem Spiel und Spaß im Vordergrund stehen. "Es geht aber nicht nur um Basteln und Spielen", betont Nadine Bechmann, die Kinder lernen auch so wichtige Dinge wie Erste Hilfe, das richtige Verhalten in Gefahrensituationen, das Absetzen eines Notrufs und natürlich "sehr viel Feuerwehrwissen".

Einmal im Feuerwehrauto sitzen, für Kinder ist das ein Erlebnis. Philip Bechmann (links) und Linus Klein zeigen in der Gruppenstunde der Kinderfeuerwehr den Mädchen und Jungen die Ausstattung des Dittelbrunner Feuerwehrautos.
Foto: Anand Anders | Einmal im Feuerwehrauto sitzen, für Kinder ist das ein Erlebnis. Philip Bechmann (links) und Linus Klein zeigen in der Gruppenstunde der Kinderfeuerwehr den Mädchen und Jungen die Ausstattung des Dittelbrunner ...

Bei der ersten Gruppenstunde im neuen Jahr geht es um die Geräte im Feuerwehrauto. 18 Kinder sind diesmal gekommen. Sie werden in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Gruppe darf gleich mal mit Philip Bechmann und Linus Klein das Feuerwehrauto draußen in der Garage inspizieren, die andere Gruppe nimmt die Ausrüstungsgegenstände unter die Lupe, die Nadine Bechmann in die Mitte des Stuhlkreises gelegt hat.

Luca erkennt sofort das Strahlrohr. Und Lukas weiß, dass man Kelle und Pylon zum Absperren einer Straße braucht. Antonia und Melissa erklären, warum eine Taschenlampe und eine Blinkleuchte zur Ausrüstung gehören. Luis hat die Fluchthaube entdeckt. "Die braucht man, um den Rauch zu entgehen", erklärt er. Schwierig wird's dann bei dem "schweren, spitzen Ding", das Lukuas hochhebt. Damit wird keine Tür "eingerammt", wie er meint, sondern es ist der Schlüssel zum Aufschrauben des Oberflurhydranten.

Wofür die Feuerwehr eine Kelle braucht, das lernen die Kinder in der Gruppenstunde.
Foto: Anand Anders | Wofür die Feuerwehr eine Kelle braucht, das lernen die Kinder in der Gruppenstunde.

"Es geht zwar hauptsächlich ums Spielerische, aber die Kinder lernen was fürs Leben", sagt Nadine Bechmann. Denn auch wenn sie später nicht bei der Feuerwehr bleiben, seien sie mit ihrem in der Kindheit erlernten Wissen eine große Stütze in der Bevölkerung. "Im Einsatz hilft uns das extrem", sagt die Kreisbrandmeisterin. Nicht zu unterschätzen sei auch, dass die Eltern indirekt mitlernen, wenn die Kinder zuhause von den Gruppenstunden erzählen. Das eine oder andere Mitglied konnte auf diese Weise sogar für den Feuerwehrverein oder für die aktive Wehr begeistert werden.

Auch der Gemeinschaftsgeist ist in der Feuerwehr sehr wichtig

Inzwischen haben die Gruppen gewechselt. Luca und die acht anderen haben sich in Reih und Glied vor dem Feuerwehrauto aufgestellt. Einer nach dem anderen darf hinter der Fahrerkabine Platz nehmen. Dann kommt der große Moment: Vorsitzender Dirk Lindner schaltet das Blaulicht ein. "Wow!" Die Kinder sind begeistert. 

Fasziniert schauen die Kinder im Feuerwehrauto auf das blinkende Blautlicht, das Linus Klein (links hinten) angeschaltet hat.
Foto: Anand Anders | Fasziniert schauen die Kinder im Feuerwehrauto auf das blinkende Blautlicht, das Linus Klein (links hinten) angeschaltet hat.

Das LF8/6 ist ein Ersatzauto aus Bergrheinfeld, erklärt der Vorsitzende. Die Feuerwehr Dittelbrunn soll demnächst ein neues Löschfahrzeug bekommen. Acht Feuerwehrleute haben hier Platz, ausgestattet ist es mit allen Gerätschaften für die Brandbekämpfung. "600 Liter Wasser sind im Tank", erklärt Linus Klein den Kindern. Im Sommer werden die Schläuche auch mal ausgerollt und die Kinder dürfen mit Wasser spritzen. "So etwas gehört dazu", sagt Nadine Bechmann. Genauso wie das Open-Air-Kino am vergangenen Wochenende, bei dem die Eisprinzessin gezeigt wurde und es Popcorn gab.

"Es ist wichtig, die Kinder schon früh in die Feuerwehr einzubeziehen", sagt Vorsitzender Lindner. Er unterstreicht vor allem den Gemeinschaftsgedanken, der in der Kinderfeuerwehr gestärkt werde. In der heutigen digitalisierten und ichbezogenen Welt sei das ungemein wichtig. 

"Hätten wir die Kinderfeuerwehr nicht, hätten wir auch keine Jugendfeuerwehr", sagt Nadine Bechmann. Und ohne Jugendwehr gebe es weniger Aktive. So wechseln in diesem Jahr in Dittelbrunn acht Jugendliche zu den Aktiven, davon waren sieben in der Jugendfeuerwehr. 

Für die Kleinen gibt es inzwischen sogar mit der "Kinderflamme" ein Abzeichen. Um es zu bekommen, müssen sie eine Prüfung in mehreren Stufen ablegen. Vom Pflasterkleben bis zum Absetzen eines Notrufs reichen die Themenbereiche. "Die Kinder sind dann ganz stolz, wenn sie den Pin tragen dürfen", weiß Nadine Bechmann.   

"Die Feuerwehr ist cool", sagt Lukas, der am liebsten im Feuerwehrauto sitzt. Auch Vincent findet die Kinderfeuerwehr toll, will später aber einmal Fußballer werden. Sophie mag die Spiele in der Gruppenstunde und ist stolz, dass sie schon so viel über die Feuerwehr weiß. "Und warum ist die Feuerwehr so wichtig?", fragt zum Abschluss Nadine Bechmann. Emil weiß es: "Weil sie anderen Menschen hilft."

Kinderfeuerwehr

Die erste Kinderfeuerwehr im Landkreis Schweinfurt wurde im Mai 2016 in Dittelbrunn gegründet, die zweite im Frühjahr 2017 in Donnersdorf. Inzwischen gibt es zehn weitere Kinderfeuerwehren in Zell, Maibach, Stadtlauringen, Röthlein, Wasserlosen/Brebersdorf, Traustadt, Hausen, Schwebheim, Unterspiesheim und Gerolzhofen mit insgesamt 254 Mitgliedern, darunter 78 Mädchen und 176 Jungen. Weitere Kinderfeuerwehren sind in Planung. Die nächste Gründungsveranstaltung findet in Werneck an dem prestigeträchtigen Datum 11.2. statt. 
Quelle: is
 
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  • T. W.
    das ist ja mal eine wirklich tolle Sache, super!
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