
Die Feuerwehr Gerolzhofen betritt Neuland: Sie bietet künftig bereits Kindern ab dem Grundschulalter an, in ihren Reihen mitzumachen. Hierzu gründet die Wehr, die auf eine 154-jährige Geschichte zurückblickt, eine Kinderfeuerwehr für Mädchen und Jungs von sechs und elf Jahren. Von der Arbeit der aktiven Feuerwehrfrauen und -männer wird diese sich deutlich unterscheiden, und auch mit der seit vielen Jahren existierenden Jugendfeuerwehr ist sie nicht direkt vergleichbar. Die Kinderfeuerwehr wird ein eigener Bereich innerhalb der Wehr sein, wo das Spielerische im Vordergrund steht.
"In erster Linie geht es darum, den Kindern Spaß und Freude zu vermitteln", beschreibt Claudia Reichert, worauf es in der Kinderfeuerwehr ankommt. Klar: Ein solches Ziel verfolgen sicherlich alle Vereine, die sich um Kinder kümmern. Dennoch, meint die 50-jährige gelernte Erzieherin, komme es bei der Kinderfeuerwehr immer auch darauf an, nicht nur ausgelassen herumzutollen. Den Kindern soll auch der Sinn und Zweck vermittelt werden, in Notsituationen helfen zu können. Denn das ist ebenfalls ein wichtiges Ziel der Kinderfeuerwehr.
Kinder lernen zu helfen
Grundsätzlich seien fast alle Kinder begeistert "von allem, was ein Blaulicht hat", sagt Hanna Gürsching. Wie Reichert ist die 22-jährige Logopädin in ihrer Freizeit aktives Mitglied der Gerolzhöfer Feuerwehr und weiß, wovon sie spricht. Sie kennt den Enthusiasmus, aber auch die Entschlossenheit, die es braucht, um anderen Menschen in Notlagen zu helfen. Beides sollen die Kinder bei der Feuerwehr kennenlernen.
Diese Kompetenz möchten Reichert und Gürsching, die Teil eines eigens für die Kinderfeuerwehr aufgestellten Betreuerteams aus insgesamt sieben Frauen und sechs Männern zwischen 18 und 60 Jahren sind, ihren Schützlingen auf spielerische Art und Weise beibringen. Die Kinder sollen lernen, ihre sozialen Fähigkeiten zu entwickeln, und sie sollen erfahren, was es bedeutet, Rücksicht auf andere zu nehmen. Natürlich stehen bei der Kinderfeuerwehr auch Themen wie kindgerecht vermittelte Erste Hilfe oder Brandschutzerziehung auf dem Programm. Zudem lernen sie die Tätigkeiten von Feuerwehrfrauen und -männern aus erster Hand kennen.
Feuerwehrgesetz geändert
Nur geht es nicht darum, aktive Feuerwehrarbeit zu leisten. Dies bleibt weiter den Mitgliedern der Jugendfeuerwehr überlassen, in die Mädchen und Jungen ab zwölf Jahren beitreten können. Um bereits die Jüngeren von sechs bis elf Jahren in die Feuerwehr aufnehmen zu können, haben die Feuerwehren in Bayern seit dem Jahr 2017 laut dem dafür angepassten Feuerwehrgesetz die Möglichkeit, Kinderfeuerwehr-Gruppen zu gründen, als eigene Abteilung, die von der Jugendwehr und den erwachsenen Aktiven klar getrennt ist.
Der übergeordnete Gedanke, der dahinter steckt, ist natürlich der, bei den Heranwachsenden frühzeitig das Interesse an der Feuerwehr zu wecken, nicht erst in dem Alter, wenn die Kinder mit zwölf zur Jugendfeuerwehr gehen können. Denn dann sind sie oft schon in anderen Vereinen aktiv und haben andere Interessen entwickelt. Hinter der Idee einer Kinderfeuerwehr steckt also immer auch das Ziel, später – trotz demografischen Wandels – weiter genügend ehrenamtliche Einsatzkräfte zu haben, um sicherzustellen, dass die Feuerwehr ihre wichtigen Aufgaben leisten kann.
Infos am Tag der offenen Tür
Vorstellen wird die Feuerwehr Gerolzhofen ihre neue Kinderfeuerwehr am Tag der offenen Tür am Sonntag, 11. September, ab 11 Uhr. Dort erhalten interessierte Eltern und Kinder Informationen und Anmeldeformulare ausgehändigt und können die künftigen Betreuerinnen und Betreuer kennenlernen. Geplant ist, die Gruppenstunden alle zwei Wochen anzubieten, immer mittwochs. Gruppen- oder Mitgliedsbeiträge fallen nicht an.
Es wird zwei Gruppen geben: Die "Wassersalamander" mit den sechs- bis achtjährigen Kindern treffen sich von 17.30 bis 18.30 Uhr, die "Feuerslamander" mit den Neun- bis Elfjährigen von 18.30 bis 19.30 Uhr, jeweils im Feuerwehrhaus in der Andreas-Hippler-Straße. Dort ist am Samstag, 8. Oktober, um 10 Uhr auch ein Start- und Informationstermin für alle Interessierten. Ein eigenes Maskottchen für die Kinderfeuerwehr existiert bereits: Feuersalamander "Salli".
Warteliste bei Bedarf
Pro Gruppe werden maximal 20 Kinder aufgenommen. Sollte die Nachfrage die vorhandenen Plätze übertreffen, wird es nach Auskunft von Reichert und Gürsching eine Warteliste geben. Zusammen mit ihren Mitstreitern waren sie bereits fleißig und haben nicht nur bis zum kommenden Sommer einen Terminplan für die Gruppenstunden aufgestellt, sondern auch die Inhalte festgelegt, die sie bis dahin behandeln werden. Einem Start der Gerolzhöfer Kinderfeuerwehr steht also nichts mehr im Weg.