Auch in vielen Waldgebieten haben der seit Wochen fehlende Regen, die extrem hohen Temperaturen und der stetige Wind ihre Spuren hinterlassen. Viele Tümpel und kleine Rinnsale sind inzwischen ausgetrocknet. Und die meiste Vegetation auf dem knochentrockenen Boden ist verdorrt.
Unter dieser Trockenheit leiden derzeit insbesondere die Rehe. Normalerweise braucht ein Reh nicht unbedingt eine offene Wasserfläche, wo es saufen kann – der Jäger spricht von "schöpfen". Denn einen Großteil des täglichen Feuchtigkeitsbedarfs deckt das Tier normalerweise ab, indem es saftige Knospen und feuchte Blätter frisst, die vom Morgentau benetzt sind, erklärt der Jäger Martin Rügamer, der Gerolzhöfer Hegeringleiter.
Risse im Feuchtgebiet
Doch da die Regenfälle jetzt schon seit Wochen ausgeblieben sind, findet das Reh im Wald und in der Flur in dem Bereich, das es beim Äsen erreichen kann, kaum noch grüne und damit wasserhaltige Vegetation. "Alles ist total trocken im Wald", hat Rügamer festgestellt. Selbst in sonst immer feuchten Stellen breitet sich inzwischen die Trockenheit aus.
Er kenne einen Bereich im Wald, der rund 30 auf 40 Meter groß ist und wo sonst immer bis zu 25 Zentimeter hoch das Wasser steht. Auch dort ist alles trocken. "Wo ich sonst nur mit Gummistiefeln hinein konnte, haben sich jetzt in der Erde Risse gebildet, die zwei bis drei Zentimeter breit sind."
Die Jäger im Raum Gerolzhofen greifen deshalb helfend ein. Man hat sich schon in den Vorjahren zwei Container angeschafft, die ein Fassungsvermögen von je 1000 Litern haben und mit einem Pkw-Anhänger transportiert werden können. "Und zudem haben wir noch einen Wasserwagen mit 2500 Litern", berichtet Hegeringleiter Rügamer.
In den vergangenen Jahren habe man mit dem angefahrenen Wasser immer die natürlichen Tümpel im Wald wieder aufgefüllt, wenn es mal eine Hitzeperiode gab. Doch in diesem Jahr ist alles anders: Selbst in den Tümpelbereichen gibt es inzwischen Risse im Erdboden. "Da ist unser Wasser ganz schnell verschwunden."
Künstliche Wassertränken
Abhilfe können jetzt also nur noch künstliche Wassertränken geben. Rügamer hat aus auseinandergeschnittenen Fässern runde Wasserbecken mit einer Höhe von rund 30 Zentimetern gebaut. Vier solcher Tränken sind momentan im Wald im Bereich des Mahlholzes aufgestellt worden. Die Tiere nehmen das Wasserangebot an, wie Aufnahmen von Wildkameras beweisen. "Die Rehe kommen zum Schöpfen", hat Martin Rügamer beobachtet. Auch Füchse kommen zum Trinken vorbei.
Doch nicht nur für die großen Tiere ist das Wasserangebot hilfreich: An den Wasserfässern lassen sich auch viele Schmetterlinge und andere Insekten sehen, die momentan im Wald ebenfalls keine andere Möglichkeiten zur Feuchtigkeitsaufnahme finden können, berichtet Rügamer.
Die Kitze haben Probleme
Unter dem Wassermangel in den Wäldern leiden insbesondere die Kitze, die im Frühjahr geboren wurden und ihrer Mutter noch bis Anfang nächsten Jahres folgen. Je nachdem, wie es um das Angebot von fester Nahrung bestellt ist, werden die Kitze bei Bedarf noch bis nächstes Jahr gesäugt, erklärt der Jäger. Doch wenn die Geiß selbst zu wenig Feuchtigkeit aufnehmen kann, lässt auch die Produktion der Muttermilch nach. "Viele Kitze sehen heuer deutlich schlechter aus als normalerweise", hat der Hegeringleiter festgestellt, als er die Aufnahmen von Fotofallen auswertete.
Totfunde von Kitzen, die offenbar der Hitze und dem Wassermangel zum Opfer gefallen sind und von denen andere Jäger dieser Redaktion berichtet haben, sind Martin Rügamer aber noch nicht bekannt geworden.
Biotop hat noch Wasser
Auch er habe schon mehrere junge Kitze im Hörnauer Wald beobachtet, die sehr schwach und schlecht entwickelt aussahen, berichtet Robert Finster aus Frankenwinheim, der dort seine Jagd hat. Die Situation im Hörnauer Wald ist vergleichbar wie im Mahlholz, allerdings nicht ganz so dramatisch. Selbst in den Bereichen mit dem Schilfbewuchs, wo es also normalerweise immer nass oder feucht ist, herrscht jetzt absolute Trockenheit.
Glücklicherweise gebe es in der Nähe den Silberbach, der noch Wasser führt. Auch im von der Gemeinde Frankenwinheim schon vor Jahren angelegten Biotop steht noch Wasser. "Dorthin kommen die Rehe zum Schöpfen", berichtet Finster. "Das habe ich selbst gesehen."
Deshalb haben Finster und seine Jagdkollegen darauf verzichtet, zusätzlich noch Wasser zu den bekannten ehemaligen Feuchtstellen in den Hörnauer Wald zu fahren. Erstens würde das Wasser dort ganz schnell versickern. Und zweitens stelle sich ja noch eine andere entscheidende Frage: "Wo soll ich dieses Wasser denn noch herbekommen?" Denn sein privater Brunnen und auch die Brunnen in der Nachbarschaft am Kirchberg seien versiegt, sagt der ehemalige Bürgermeister von Frankenwinheim.
Weiterer Stress muss vermieden werden
Robert Finster appelliert an alle Hundehalter, ihre Tiere unbedingt an die Leine zu nehmen. Wenn die Rehe, die wegen der extremen Dürre schon jetzt einem großen Stress ausgesetzt seien, auch noch die Gefahr von freilaufenden Hunden spüren und flüchten, könne dies die Tiere noch mehr schwächen. "Ich bitte alle Hundehalter, so vernünftig zu sein."
Rohrkonstruktionen als Wasserspender
Im Gegensatz zum Hörnauer Wald gibt es im Frankenwinheimer Wald keine natürliche Stelle mehr, die noch Wasser führt. "Es gibt eine Suhle, die bislang noch leicht feucht war und man sieht dort auch noch die Spuren von Rehen, aber inzwischen ist alles trocken", berichtet der Jagdberechtigte Leander Müller. Er und seine Jagdkollegen haben ebenfalls reagiert und an drei Stellen im Wald künstliche Tränken aufgebaut. Es handelt sich dabei um eine abgebogene Rohrkonstruktion mit einem luftdicht abschließenden Deckel oben.
Mehrmals in der Woche wird hier Wasser nachgefüllt, wobei Müller schonmal von seiner dreijährigen Tochter Melanie begleitet wird. Das Rehwild nimmt auch dieses Angebot gerne an, wie die Aufnahmen von Wildkameras beweisen.
Wir fahren auch jeden 3 Tag Wasser ins Revier.