"Nur noch vier Tage": Das sagen zumindest die Plakate, die noch am Samstag, 13. Januar, in den Schaufenstern des Kaufhofs hängen. Demnach wäre Mittwoch, 17. Januar, der letzte Tag. Wahrscheinlicher aber scheint, dass der vergangene Samstag nicht nur der letzte Einkaufssamstag in der Geschichte des Kaufhauses am Jägersbrunnen war, sondern auch der endgültig letzte Tag Kaufhof in Schweinfurt. Es ist so gut wie alles weg, nur noch im Erdgeschoss wird Ware verkauft. Auch ist früher Schluss: Das Haus schließt statt um 19 schon um 18 Uhr.
Wer eine Kaufhof-Kundenkarte hat, war sicher verwundert über eine Zuschrift vergangene Woche. "Ihre Filiale schließt zum 31. Januar", hieß es da, obwohl auf der Homepage schon längst Mitte Januar als Zeitpunkt der Schließung genannt wurde. Konkretere Aussagen gibt es nicht. Bis auf die, dass am 1. Februar das Gebäude besenrein dastehen muss.
Wer vom langgedienten Personal noch hier ist, kämpft sichtlich mit den Tränen
Doch wer am Samstag noch einmal im Laden ist, spürt, dass dies der letzte Tag sein muss. Auch wenn das niemand sagt, auch wenn es keine offizielle Auskunft von der Zentrale gibt. Wer vom langgedienten Personal noch hier ist, kämpft sichtlich mit den Tränen. Und macht trotzdem seinen Job. Professionell, effizient wie immer. Kisten-Inhalte müssen neu verteilt werden, die wenigen Regale, die es im Eingangsbereich noch gibt, werden noch mit Süßigkeiten bestückt, das Geschirr, das noch da ist, wird neu geordnet. An der Kasse wünscht der nette junge Mann ein schönes Wochenende. Die Security am Eingang schließt sich an.
Irgendwie hat man das Gefühl, dass die Beschäftigten, auch wenn viele noch nicht so lange dabei sind, ihren Kaufhof in Würde gehen lassen wollen. Man hat das Gefühl, Kunden und Kundinnen sollen sich auf jeden Fall an einen schönen Ort im Herzen der Stadt erinnern, auch wenn das hier eher wie Fabrikverkauf als wie Kaufhaus aussieht.
Noch einmal auf Schnäppchenjagd gehen im Kaufhof
Wer kommt jetzt noch zu Einkaufen? Auf jeden Fall Leute, die ein paar Schnäppchen machen wollen. Spielzeug, Schals, Mützen, Socken sind begehrt. Ein Schal, der schon auf 19,99 reduziert war, kostet jetzt 4 Euro. Alles ist um 80 Prozent reduziert. Eine Frau aus dem Landkreis hat den Auftrag, ihrem Mann etwas mitzubringen. Sie entscheidet sich für den Klassiker: Socken und Schokolade.
Bei Schmuck und Uhren sind auch noch einige auf der Suche nach einem Stück, das gefällt und günstig ist. Während eine Mitarbeiterin Sachen aus der Vitrine nimmt, packen Kollegen auf der anderen Seite schon die Vitrinen zusammen. Die Laden-Einrichtung wird auch verkauft, im ersten Stock. Da, wo früher das Restaurant war. Auch dieser Kaufhof-Mitarbeiterin merkt man an, dass heute kein leichter Tag für sie ist.
Es kommen aber auch viele, weil sie noch einmal in das Kaufhaus wollen, das so prägend war für die Stadt Schweinfurt. Erst als Horten, der 1964 eröffnet wurde, dann ab 1996 als Kaufhof. Es ist traurig, die leeren Geschosse, die ausgeräumten Regale zu sehen. Da wird einem auch klar, wie riesig das Gebäude eigentlich ist. Über 10.000 Quadratmeter sind es.
Noch ist unklar, was aus dem Gebäude werden soll
Es wird spannend sein, was daraus werden wird. Und wann. Was war nochmal im Gespräch? Gastronomie, Büros, Geschäfte und Disco im Keller, so hat Kollegin Irene Spiegel im Mai 2023 geschrieben. Seitdem gibt es nichts Neues. Sowohl Umbau als auch Abriss sind möglich. Das Gebäude steht nicht unter Denkmalschutz.
Schweinfurt will übrigens nicht als Käufer auftreten. Die Stadt sehe sich eher in der Rolle des Vermittlers und Beraters, um für den freien Markt Möglichkeiten für eine moderne und vor allem für die Innenstadt frequenzbringende Nachnutzung zu finden, so Umwelt- und Ordnungsreferent Jan von Lackum im Mai gegenüber dieser Redaktion.