
Das Image der Landwirtschaft ist derzeit nicht das Beste – und doch suchen wieder mehr junge Leute ein Auskommen in ihr. Derzeit stellen sich die Lehrlinge zum Abschluss ihrer Ausbildung den Prüfern: Auf drei Höfen wird im Landkreis Rhön-Grabfeld der praktische Teil abgenommen, und die schriftliche Prüfung erfolgt an diesem Montag. Arnold Lurz aus Großeibstadt stellt seinen Betrieb schon seit vielen Jahren als Prüfungsort zur Verfügung. Am vergangenen Freitag waren es vier Kandidaten, die bei ihm in den Bereichen Pflanzenbau und Tierhaltung unter die Lupe genommen wurden.
Verständlicherweise wirken die jungen Männer etwas angespannt, die auf dem Hof des Landwirts etwas außerhalb der Ortschaft ihre Aufgaben zu erledigen haben. Philipp Züchner aus dem benachbarten Waltershausen muss gerade an einem Schlepper die Düngemittelmenge einstellen. Er stammt von einem Hof und will die Familientradition fortsetzen.
Immer mehr Quereinsteiger in der Landwirtschaft
Das ist aber nicht unbedingt das Hauptmotiv, um einen Beruf in der Landwirtschaft zu ergreifen, berichtet Anne Lutz, Leiterin der Bildungsberatung am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Schweinfurt. Zunehmend stiegen junge Leute in einen landwirtschaftlichen Beruf ein, die schon eine Lehre in einem völlig anderen Bereich absolviert hatten, erklärt sie und weist auf einen weiteren jungen Mann hin, der gerade mit den Prüfern aus dem Ferkelstall kommt. Er ist eigentlich Konstruktionszeichner und macht die landwirtschaftliche Ausbildung als "Quereinsteiger".
Diese Prüfungsteilnehmer sind in der Regel Nebenerwerbslandwirte, sie haben schon eine Ausbildung in einem anderen Beruf abgeschlossen und sind mindestens vier Jahre in der Landwirtschaft tätig. Außerdem müssen sie ein zweijähriges Bildungsprogramm mit Unterricht an den Wochenenden absolviert haben. Diese Gruppe stellt knapp die Hälfte der 62 unterfränkischen Kandidaten, was deutlich weniger sei als in den Vorjahren und was die Mitarbeiterin des Landwirtschaftsamts auf die Pandemie zurückführt. Aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld stammen fünf Teilnehmer, die bis auf einer eine reguläre dreijährige Lehre hinter sich gebracht haben.
Schweinehaltung im offenen Stall
Zu der Kategorie zählt auch Fabian Lindner aus Üchtelhausen. Er stammt von einem Hof mit Schweinemast und muss sich gerade mit einer Aufgabe aus diesem Bereich auseinandersetzen. "Macht er ganz souverän", urteilt Arnold Lurz, der auch selbst als Prüfer fungiert, "das kennt er von Zuhause." Neu dürfte allerdings für den Prüfling sein, dass er es in dem offenen Stall und dem Auslaufbereich mit "Strohschweinen" zu tun hat.
Die Tiere bewegen sich nicht wie üblich auf Spaltenböden, sondern auf Stroh. Außerdem erhalten sie selbst angebautes Futter. "Das ist fast schon biologisch, gehört aber noch zur konventionellen Schweinemast", schildert der Landwirt. Aber mit der Methode produziert Lurz sehr hochwertiges Fleisch, das er über den Interessenverband bayerischer Strohschweine mit heimischen Metzgern vermarktet. Diese Art der Haltung möchte er auch jungen Leuten vermitteln, sagt er. Das sei mit ein Grund dafür, warum er seinen Betrieb für die Prüfung zur Verfügung stellt.