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Schweinfurt
Kamera filmt Gockel-Killer: Nachbar brach nachts in Hühnerstall ein und köpfte nervenden Hahn
Vor dem Amtsrichter bestreitet der Angeklagte trotz erdrückender Beweise die Tat. Warum er dafür fast im Gefängnis gelandet wäre.
Weil das Krähen eines Hahns (Symboldfoto) ihn störte, schnitt ein Nachbar dem Tier den Kopf ab.
Foto: Symbolfoto dpa | Weil das Krähen eines Hahns (Symboldfoto) ihn störte, schnitt ein Nachbar dem Tier den Kopf ab.
Stefan Sauer
Stefan Sauer
 |  aktualisiert: 15.07.2024 12:28 Uhr

Die Aufnahme zeigt nur schwarzen und dunkelgrauen Hintergrund – bis von links eine Gestalt ins Bild rückt, Kopf und Oberkörper sind kurz zu sehen: Heller Hoodie, weißes Gesicht, markant-spitze Nase. Dann ist die Person nicht mehr zu sehen, sie bückt sich wohl – und in Bodennähe, außerhalb des Aufnahmebereiches der Kamera, muss ein ziemlicher Kampf stattfinden. Federn fliegen durch die Luft, das dauert eine ganze Weile, bis die Aufnahme plötzlich stoppt.

Am nächsten Morgen bemerkt eine 28-jährige Laborantin beim Verlassen ihres Anwesens in dem Dorf nahe Schweinfurt, dass die Tür zum Hühnerstall aufgebrochen ist und das Vorhängeschloss fehlt. Drinnen ist das Drahtgitter zerstört, hinter dem sich der Hahn befinden müsste. Doch nur die beiden Hühner sind wohlauf. Der Hahn liegt tot am Boden, sein Kopf wurde abgetrennt. Wer macht so was, und warum eigentlich?

Erdrückende Beweise: Eine Kamera filmte den Gockel-Killer

Den Täter hat eine Wildkamera festgehalten. Die hatte die Hühnerhalterin angebracht, nachdem sie an ihrem Anwesen Anfang Februar 2022 einen Zettel vorgefunden hatte: "Der Hahn muss weg. Das Vieh kräht die ganze Nacht. Wenn nicht, geht das an die Gemeinde." Das Video zeigt eindeutig den 29-jährigen Nachbarn der Laborantin, den sie bis dahin kaum kannte. Doch der ermittelnde Polizeibeamte schaute sich in der Nachbarschaft um, recherchierte im Fahndungssystem – und wurde fündig. Einstimmig sagten mindestens zehn seiner Kollegen und er: Der Nachbar der Geschädigten, den sie in der Kartei haben, ist der auf dem Hühnerstall-Video.

Gegen ihn erging ein Strafbefehl wegen Hausfriedensbruchs, Sachbeschädigung und grundloser Tötung eines Wirbeltiers über 60 Tagessätze à 50 Euro. Dagegen legte er Einspruch ein – und nahm diesen auch nicht zurück, trotzt der Filmaufnahme. Er räumte zwar ein, die Zettel geschrieben und sich wegen des Hahns auch bei der Gemeinde beschwert zu haben. Aber: Der auf dem Video sei er nicht, in der Nachbarschaft gebe es Menschen seines Alters, die ihm ähnlich sähen.

Mann war vorbestraft: Staatsanwalt fordert Haft

Richter und Staatsanwalt konnten es kaum fassen. Wenn er die Tat angesichts dieser Beweislage nicht gestehe und den Einspruch gegen den Strafbefehl nicht auf die Tagessatzhöhe beschränke, drohe ihm eine deutlich höhere Strafe, erklärten sie dem zurzeit arbeitslosen Groß- und Außenhandelskaufmann, der ohne Anwalt erschienen war.

Auch dies beeindruckte ihn nicht, obgleich er doppelt vorbestraft ist. 2015 hatte er schon zwei Bewährungsstrafen kassiert. Eine wegen Beihilfe zum Rauschgifthandel in nicht geringer Menge und Unterschlagung, die zweite wegen Diebstahls. Angesichts dieser Vorahndungen forderte der Staatsanwalt wegen der Tötung des Hahnes, Hausfriedensbruchs, Sachbeschädigung und Diebstahls fünf Monate Haft – ohne Bewährung. Die bisherigen Warnungen hätten offenbar nicht gefruchtet.

"Was Sie gemacht haben, ist grundfeige", sagt der Amtsrichter zum Angeklagten. Statt mit der Nachbarin zu reden, schwärze er sie bei der Gemeinde an und greife zur Selbstjustiz. Der Antrag des Staatsanwalts, ihn einzusperren, sei "nicht unrealistisch". Dennoch, so der Vorsitzende, gewähre er dem Angeklagten "die allerletzte Chance einer Geldstrafe": 150 Tagessätze à 10 Euro. 1500 Euro sind das 100-Fache des Wertes des gemeuchelten Gockels. Den hat die Besitzerin mit etwa 15 Euro beziffert. Gegen das Urteil ist Berufung oder Revision möglich.

 
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  • G. A.
    Liebe/r/s Elvis, denke wir haben alle unsere Probleme. Der Hahn jetzt nicht mehr, dafür der Nachbar und die Geschädigte.
    Und immer Augen auf im Straßenverkehr.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Habt Ihr alle keine anderen Probleme?
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  • H. H.
    Zurzeit arbeitslos

    aber diverse Sparten des StGB schon mal ausprobiert und jetzt die nächste/n?

    Dieser arme geplagte Mensch erinnert mich an die Leutchen, die sich beim nachmittäglichen Bierchen so vom Lärm der Zuckerfabrik in Ochsenfurt genervt fühlten, dass sie fanden, es sei nur gerecht, dafür die dort liegenden Strohballen anzuzünden. Merke: wenn schon kein konstruktiver Beitrag zur Gemeinschaft, dann wenigstens so einer. Lauter nette Leute halt. Oder?
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  • A. M.
    Wieder ein absolutes Armutszeugnis der deutschen Justiz.
    Statt 3.000,00 EUR muss der Gockel-Killer jetzt nur noch 1.500,00 EUR zahlen und muss nicht ins Gefängnis? Zumindest hat dieser Trottel jetzt einen neuen Spitznamen im Dorf.
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  • H. K.
    Wenn man es auf dem Dorf nicht aushält, dann muss man eben wegziehen. Ich kann den Angeklagten keineswegs bedauern - weder wegen der Anklage noch wegen des krähenden Tieres.
    Armer Gögger!
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  • R. B.
    Das Problem sind nicht die Tiere sondern die Tierhalter
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  • J. F.
    Wo sehen Sie bei der Tierhalterin das Problem? Der Nachbar war eins!
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  • G. A.
    Lieber Frosch, wo wohnen Sie?
    Empfehle Aufnahme von Tiergeräuschen, die dann zeitnah Naechtens abspielen.
    Paarungsgequacke von Fröschen. Dann das Gespräch mit dem geplagten Nachbarn suchen, drücke die Daumen, dass dies etwas hilft.
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  • M. F.
    Nö, aber Kröten hat der andere Nachbar. Beschaulich, am Ortsrand im Altmühltal.

    Da gibt's sogar Kühe, die wir täglich besuchen.

    Mich stört auch ein Gockelhahn nicht, aber diese Scheinheiligkeit wie sich andere Mitmenschen und Tierfreunde verhalten.
    Da hilft auch reden nichts.

    Sogar der örtliche Bauer zeigt sich resigniert, weil die achso so lieben Schoßhunde ihr Geschäft und unser zukünftiges Essen setzen.

    Traurig, aber auch das ist hier in Franken auch nicht anders.
    Ich komme von nem Dorf von da.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Wenn man auf dem Land in einem Dorf lebt , sollte man damit rechnen, das es Naturgeräusche wie Hahnenkrähen, Kuhglocken, etc gibt. Hähne krähen nicht nachts, sondern erst nach Sonnenaufgang. In Würzburg Stadt gurren die Ringeltauben, oder die Saatkrähen lärmen in der Brutzeit, Busse und Autos fahren schon in aller Frühe. Wo ist das Problem, sind die Nerven so empfindlich, kaum glaubhaft, speziell bei dem Verurteilten!
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  • M. F.
    Die krähen sogar Abends, auch nachts um 4 Uhr.
    Zumindest das Exemplar von Schwiegermutter 😉
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  • B. S.
    Nervige gibt es unter allen Geschöpfen!

    Bei uns am Mee da wohnt ein Hahn,
    der zeigt sehr gerne was er kann!
    Das Vieh - ein Exemplar der vorgenannten,
    plärrt im Viertel für seine Artverwandten!
    Des Geschrei hörst gut im ganzen Revier,
    sind über 200 Meter von dem Vieh zu mir!
    Dem Hahn sollte mal geholfen werden,
    nicht das auch er muss alsbald sterben!
    Der kräht auch um 2:00 Uhr in der Nacht,
    hat viele schon um den Schlaf gebracht!

    Was mach ma jetzt mit nervigen Gestalten?
    Gehören sie dazu- müss mer se aushalten!
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  • A. N.
    Wenn jemand die Geräusche vom Land/Dorf stören einfach verschwinden und in die Stadt ziehen.Problem gelöst fertig!!!!
    Kuhglocken dürfen bei uns im Allgäu nicht mehr klingeln da wird geklagt,klappts noch?Es reicht langsam!!
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  • P. K.
    Wo der Richter sein Geschäft gelernt hat ist mir auch rätselhaft. Bei so einer Ruhestörung ist natürlich das Ordnungsamt zuständig und das befindet sich nun mal bei der Gemeinde.
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  • A. F.
    Welche Gemeinde hat ein Ordnungsamt ? Eine Stadt ja , aber bei Gemeinden können Sie lange suchen.
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  • G. W.
    Sogar die Gemeinde Bundorf mit unter Tausend Einwohnern verfügt via Verwaltungsgemeinschaft über ein Ordnungsamt. Da gibt's dann Strafandrohungen, wenn ein Ringelstock im Pflaster wächst, weil halt sonst nichts zu tun ist.
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  • H. S.
    Mir rätselhaft warum er das Viech nicht mitgenommen hat
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  • G. W.
    Wahrscheinlich weil der Kerl Veganer aus Tierliebe ist....
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  • H. S.
    Da könnten Sie fast Recht haben, aber als veganer hätte ich doch wenigstens die Eier von dem Gockel mitgenommen
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  • A. M.
    Ich empfehle den Wikipedia-Artikel zum Thema Veganismus 😉
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