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Frammersbach
Vereine in Unterfranken: Wo Yokohama-Hühner picken und Langkräher lachen
Geflügel boomt wieder. Den Trend zum eigenen Huhn spürt auch ein kleiner Verein in Frammersbach in Main-Spessart. Er selbst ist bekannt: für das jährliche Wettkrähen.
Bei den Geflügel- und Naturfreunden in Frammersbach: Dieter Rüppel möchte auch seinen Enkelkindern die Ökologie und Nachhaltigkeit der privaten Hühnerhaltung greifbar machen.
Foto: Frank Zagel | Bei den Geflügel- und Naturfreunden in Frammersbach: Dieter Rüppel möchte auch seinen Enkelkindern die Ökologie und Nachhaltigkeit der privaten Hühnerhaltung greifbar machen.
Frank Zagel
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:46 Uhr

Da sind gewonnene Europameistermeisterschaften, Auszeichnungen mit Jahrtausendbändern, der Besuch von Tierfilmer Bernhard Grzimek in den 80er Jahren, das traditionelle Hähnewettkrähen - und natürlich täglich ein Frühstücksei. Die Geflügel- und Naturfreunde in Frammersbach (Lkr. Main-Spessart) blicken mit ihren aktuell knapp 100 Mitgliedern auf unterhaltsame 68 Jahre Vereinsgeschichte zurück.

Auf der 4500 Quadratmeter großen Geflügelanlage, im Wellerstal gelegen, geben sich Yokohama-Hühner, Altenglische Zwergkämpfer und sogar ein lachender Hahn der indonesischen Gattung der Ketawa-Hühner ein Stelldichein. Denn auch wenn in den vergangenen Jahren der Trend eher wieder in Richtung klassische Hühnerhaltung geht – also zu den sogenannten Zwiehuhnrassen für Eier und Fleisch -, gibt es laut Dieter Rüppel immer noch ein paar Halter, die die extravaganten Gattungen haben.

Klassische Zwiehühner als Eierlieferanten - und ein paar Exoten 

Rüppel leitet den Frammersbacher Verein als erster Vorsitzender seit mehr als zehn Jahren. Aber irgendwie war er eigentlich schon immer mit dabei – genauso wie sein Stellvertreter Günther Krimm. Wenn die beiden auf der Bank vor dem Vereinsheim "Hühnerhaus" das Vereinsleben der vergangenen Jahrzehnte Revue passieren lassen, wird - wie beim indonesischen Langkräher - viel gelacht.

Wer am häufigsten kräht, gewinnt: Teilnehmer des Hähnewettkrähens in Frammersbach 2018.
Foto: Frank Zagel | Wer am häufigsten kräht, gewinnt: Teilnehmer des Hähnewettkrähens in Frammersbach 2018.

Einige Mitglieder reisten Jahr für Jahr in einem alten VW-Bus nach England und Irland, um an Hühnerschauen teilzunehmen. "Im Kofferraum haben die Hähne geschrien, und wir haben vorne Whiskey getrunken", erinnert sich Krimm schmunzelnd. Seinen Lachhahn habe er in Nordirland einem Aussteller abgeschwatzt, wirft Rüppel ein. "Der hat mir halt gefallen und den wollte ich", erwidert Krimm. "Nach ein paar Bier habe ich den Hahn dann bekommen."

Faible für selten gewordene Rassen

Viele internationale Freundschaften sind aus diesen Fahrten in das, wie Rüppel sagt, "fortschrittlichste Land der Geflügelzüchtung" entstanden. Doch was fasziniert an der Haltung von Geflügel so sehr, dass sie zur Passion vieler Vereinsmitglieder wurde?

"Meine Frau ist halt von den Eiern fasziniert", platzt es aus Rüppel heraus. Aber da ist noch mehr: "Ich sitze oft da und beobachte meine Tiere, das ist spannend", sagt Krimm. Ein Grund, warum der 66-Jährige auch Hühnerrassen, die selten geworden sind und kaum mehr gehalten werden, bewahren will.

"Meine Frau ist halt von den Eiern fasziniert."
Dieter Rüppel, erster Vorsitzender der Frammersbacher Geflügel- und Naturfreunde

In den vergangenen Jahren sei ein regelrechter Hühner-Boom zu erkennen, berichtet Dieter Rüppel, im gleichen Alter wie sein Vereinskamerad. Nicht nur alle Parzellen der Frammersbacher Geflügelanlage seien vermietet. Mehrmals im Monat erhalte er auch Anrufe, was zu tun sei, wenn ein Huhn kein Ei legt oder der Habicht über dem Gehege kreist. Mittlerweile hat der Vorsitzende die Homepage des Vereins um Tipps zur Geflügelhaltung ergänzt. Vor zehn Jahren noch habe niemand mehr privat Geflügelgehabt. Zur Zeit gebe es allein in Frammersbach etwa 20 Hühnerhalter.

Viele Eier und fast so viel Anekdoten: Die beiden Vorsitzenden Günther Krimm und Dieter Rüppel blicken auf das Vereinsleben zurück.
Foto: Frank Zagel | Viele Eier und fast so viel Anekdoten: Die beiden Vorsitzenden Günther Krimm und Dieter Rüppel blicken auf das Vereinsleben zurück.

Im Verein selbst gebe es nur wenige aktive Mitglieder, sagt Rüppel: "Die Alten übernehmen jetzt im Verein die Verantwortung, die Jungen halten die Hühner. Und das sind fast nur Frauen". Etwa 150 Hühner und Hähne werden in der Geflügelanlage in Frammersbach derzeit gehalten. In normalen Zeiten bedeutet das Vereinsleben: Instandhaltung der Anlage, Zucht und Aufklärung - und auch manches Fest.

Immer am 1. Mai: Hähnewettkrähen

Das Hähnewettkrähen, das eigentlich jedes Jahr am 1. Mai stattfindet, zählt seit 1978 zum Höhepunkt. Ein Frammersbacher Spektakel:  Der Gockel, der am häufigsten kräht, gewinnt. Beim letzten Wettkampf im Jahr 2019 duellierten sich 30 Hähne. In den 1980er Jahren hätten bis zu 200 Hähne um den Titel geschrien, erzählen die Geflügelfreunde. Selbst der Zoologe und Tierfilmer Bernhard Grzimek sei 1982 samt Filmteam gekommen, um über das Ereignis zu berichten. "Das war ein riesiges Volksfest", erinnert sich Dieter Rüppel. "Grzimek wollte eigentlich eine spezielle Langkräh-Rasse sehen, die gar nicht da war. Gefallen hat es ihm aber trotzdem bei uns."

Dieter Rüppels vierjähriger Enkel Hannes hat keine Scheu vor Hühnern.
Foto: Frank Zagel | Dieter Rüppels vierjähriger Enkel Hannes hat keine Scheu vor Hühnern.

Während Günther Krimm auf das Krähen seines Ketawo-Lachhahnes aufmerksam macht, spricht Dieter Rüppel über die Ernsthaftigkeit der Hühnerhaltung: "Wir kümmern uns um die Impfungen gegen die Vogelgrippe und setzen die Auflagen aus dem Veterinäramt um." Bis April durfte auch im Landkreis Main-Spessart Geflügel wegen der Gefahrenlage nur mit Bedachung oder in Ställen gehalten werden.

"Das Krähen des Hahns ist kein Lärm, sondern Kulturgut."
Vereinsvorstand Dieter Rüppel

Was den beiden Geflügel- und Naturfreunden wichtig ist: Sie möchten auch der jungen Generation die Bedeutung regionaler Produkte für Ökologie und Nachhaltigkeit vermitteln. Nicht nur den Hähnen und Hühnern auf dem Vereinsgelände soll es gut gehen. Daher unterstützen die Frammersbacher die Petition "Landleben muss Landleben bleiben dürfen", die von einer Hühnerhalterin aus Hofheim ins Leben gerufen wurde und auch von vielen weiteren Geflügelzucht-Vereinen unterstützt wird. "Das Krähen des Hahns und das Muhen der Kuh ist kein Lärm, sondern Kulturgut, welches wir erhalten sollten", sagt Dieter Rüppel. In Frankreich sei bereits ein Gesetz zum Schutz der Landschaft als Kulturgut erlassen worden.

Zum Beobachten des Federviehs gibt's eigens eine Hühner-Guck-Bank

Seine Begeisterung für das Federvieh scheint Rüppel auch auf seine Enkelkinder übertragen zu haben. Mit Begeisterung nehmen Hannes und Lina Küken auf die Hand und füttern die Hühner von Opa Dieter. Den Hühnerschiss auf seiner Mütze nimmt der vierjährige Hannes gelassen. Keine schlechte Voraussetzung dafür, dass japanische Langschwanzhühner und lachende Hähne auch künftig viele Besucher in die Frammersbacher Geflügelanlage locken und zur Haltung motivieren. Eine Hühner-Guck-Bank zum Beobachten des tierischen Treibens ist kürzlich erst installiert worden.

Und das Duell der Gockel? Das 42. Hähnewettkrähen im kommenden Jahr soll auf alle Fälle wieder stattfinden – da sind sich Jung und Alt in Frammersbach einig.

 
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  • agentmulder
    Der geneigte und aufmerksame Leser sollte festgestellt haben um was es mir geht. Um die Exessive Haltung von Hühnern und Hähnen. Hähne haben Reviergehabe. Sind es zu viele kräht Hahn A ich bin der Größte. Hahn B kräht nein ICH! Hahn C und D usw... mischen da natürlich auch mit. Und von daher rührt die Dauerbeschallung wenn es sein muss 12 und mehr Stunden im Sommer. Ich kann mir nicht vorstellen das jemand das direkt neben sich haben möchte. @ Purer-Luxus Keine Ahnung Warum auch nicht leisere Hähne züchten kann die nicht an die 100 Dezibel heran kommen und die Tonlage ist nicht angenehm. Ich liebe den Gesang von Wildvögeln am morgen. Das ist Äpfel mit Birnen verglichen!
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  • agentmulder
    P.S. Ich rede hier nicht davon,dass ein Hahn früh morgens ein paar mal kräht! Ich rede von Dauerbeschallung mehr oder weniger den ganzen Tag über oder sogar aschon mal um 3 Uhr am Morgen wenn einfach die Anzahl der gehaltenen Tiere zu groß wird und es nicht nur ein Hahn sein muss sonder 2 oder 3 und sogar noch mehr. Dann hat das auch mit Landleben und Artgerechter Tierhaltung nichst mehr zu tun wenn ich sehe auf was für einer Fläche da die Tiere gehalten werden. Und der Boom ist ja nicht nur auf dem Land zu beobachten sondern auch in reinen Wohngebieten und direkt angrenzend. Da kennt der Egoismus keine Grenzen und wird hinter dem Begriff Kulturgut versucht zu verstecken! Bei allem Respekt! Geht`s noch?
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  • Mementomori
    @Agentmulde....eigene Eier sind eben besser.
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  • thomashemmerich@web.de
    Ich wohne auch in einem Wohngebiet und auch hier krähen frühmorgens zwei Hähne. Manchmal werde ich deshalb an meinen freien Tagen sogar wach. Trotzdem wäre und bin ich noch nie auf die Idee gekommen mich darüber aufzuregen. Im Gegenteil, ich finde das gut, denn diese Hühnerhalter versorgen sich und teilweise auch die Nachbarn immer wieder mal mit frischen Eiern von ....na ich sag mal .. glücklichen Hühnern.

    Viel mehr ärgern mich diejenigen, die ständig bis spät in der Nacht feiern, Sonntag früh mit ihrem Auto zum Brötchen holen 500 Meter zum Bäcker fahren, die Autotüren laut zuschlagen etc.

    Wenn der Hahn stört, stört vermutlich dann auch bald der Specht der klopft und die Amsel die singt.

    Wir sollten uns zurückbesinnen und uns alle etwas zurücknehmen und uns der Natur widmen.
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  • agentmulder
    Das Krähen des Hahns ist kein Lärm, sondern Kulturgut. Bei allem Respekt! Das ist sehr wohl Lärm und somit Lärmbelästigung. Ein Hund der länger anhaltend bellt ist Ruhestörung und diese "Lärm Quelle" muss abgestellt werden. Ein Hahn hat einen Freibrief irgendwo und darf von früh am Morgen den ganzen Tag krähen ohne das es eine Lärmbelästigung ist!? Rücksichtnahme der Hühnerhalter Fehlanzeige. Landeten muss Landleben bleiben können ist schon irgendwo richtig. Wird das ganze aber Exesssiv betrieben und dann noch in einem Wohngebiet hört der Spaß für mich auf. Auf die Spitze wird das ganze dann noch mit einer Petion getrieben.
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