
Weil der Bau boomt und der Schnittholzabsatz nach Übersee angezogen hat, bleiben private Waldbesitzer, die Kommunen, der Freistaat und der Bund nicht auf den enormen Mengen an Käferholz sitzen, die heuer in den Wäldern im Landkreis Schweinfurt eingeschlagen wurden. Über alle Sorten hinweg war der Weltmarktpreis für Holz aus dem Tief im Frühjahr im September für zwei Wochen auf das Zweieinhalbfache geklettert. Aktuell ist er wieder gesunken, liegt aber noch auf einem Niveau klar über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Trotzdem: "Käferholz zu verkaufen ist schwer. Die Preise sind gerade noch über den Kosten für die Ernte", sagt Johannes Neubauer von der Forstbetriebsgemeinschaft Schweinfurt.

Über 5000 Festmeter (Raummaß für Rundholz, ein fm entspricht in etwa einem Kubikmeter Holzmasse) Käferholz hat allein das städtische Forstamt aus den Wäldern im Norden der Stadt sowie aus seinen Wäldern rund um Zell, Weipolts- und Madenhausen auf den für das vom Borkenkäfer befallene Fichtenstammholz ausgewiesenen Lagerplatz im Industrie- und Gewerbepark Maintal gekarrt. Weil dort der Mindestabstand von 500 Metern zum nächsten Waldstück eingehalten ist, kann der Käfer von dort aus keine weiteren Fichten befallen. Die Aufarbeitung des Käferholzes ist im Stadtwald nicht abgeschlossen. Etwa 1000 fm müssen noch raus. Verkauft ist das Käferholz dank eines langfristiges Vertrags mit einem Forstunternehmen aus der Region.

Dieser verarbeitet und verkauft das Holz des "Brotbaums der mitteleuropäischen Forstwirtschaft", dessen Stämme sehr gerade wachsen und die wenig Äste im unteren Bereich haben. Die Einsatzmöglichkeiten für Fichtenholz sind enorm, vor allem als Bau- und Konstruktionsholz im Innenausbau wie auch bei Außenanwendungen, für Dachstühle, Verkleidungen, Geländer, Treppen, Skelettkonstruktionen, für Wände, Decken, Fußböden, Türen, Tore und Fenster, in der Span-, Sperr- und Leimholzindustrie, bei der Möbelherstellung und in der Verpackungsbranche, für die Papier- und Zellstoffherstellung und auch als Brennstoff (Scheitholz, Holzschnitzel, Holzpellets und Holzbriketts).

Das durch den Käferbefall in der Qualität nicht beeinträchtigte Fichtenholz (die bläuliche Einfärbung am Rand vieler Stämme gilt als Schönheitsfehler) summiert sich mit 6000 fm auf die Menge, die der Stadtforst ansonsten in einem Jahr über alle Baumarten hinweg erntet. Und da man die Stammkundschaft beim Laubholz nicht vor den Kopf stoßen will, "weil daran ganze Kleinbetriebe hängen" (so Forstamtsleiter Florian Haensel), werden in den kommenden Wochen auch Buche, Eiche und das Edellaub (etwa Ahorn, Kirsche oder Elsbeere) eingeschlagen. "Diese Mengen müssen wir in den kommenden Jahren einsparen", sagt Haensel, denn mittel- und langfristig soll in Schweinfurts Wäldern mehr Holz nachwachsen als entnommen werden.

Doch was ist, wenn 2021 wieder ein Käferjahr wird? Dann müsse man wieder zu den Baumsägen greifen, so der Amtsleiter, der hofft, dass man ziemlich alle Nester erwischt hat und dass zur Erholung des Walds der Winter niederschlagsreich ausfällt und Frühjahr und Frühsommer kalt und nass werden, damit sich der Käfer nicht massenhaft vermehrt. Haensel: "Ich habe die Hoffnung – aber ohne Gewähr."

Das für die knapp 1000 Hektar großen Wälder des Naturerbegebiets Brönnhof zuständige Bundesforstamt Reußenberg (Hammelburg) hat heuer ebenfalls monatelang Käferholz gefällt und abtransportiert. Das Stammholz (5000 fm) wurde über langfristige Verträge und zu "sehr niedrigen Preisen" an den Mann gebracht. Noch schwerer abzusetzen war das schwächere Industrieholz (1500 fm).

Nicht anders erging es der Forstbetriebsgemeinschaft Schweinfurt, die 260 kommunale und private Waldbesitzer mit einer Waldfläche von 8500 Hektar vertritt. Die Forstbetriebsgemeinschaft berät, vermarktet, erstellt Pflegeverträge, informiert und bestellt Pflanz- wie Forstmittel. Weil sich die Nachfrage im Sommer erhöht hatte, sei man das Holz losgeworden, allerdings nur zu Preisen "gerade noch über den Erntekosten", so Geschäftsführer Johannes Neubauer. Nachgefragt habe insbesondere der Bau, aber auch beim Schnittholz für den Export habe das Geschäft angezogen. Im Privat-und Gemeindewald im Landkreis wurde zwar mehr Holz als in anderen Jahren, aber das Käferholz nicht zusätzlich eingeschlagen. Dort wird in der Regel mehr Laub- als Nadelholz gefällt. Heuer schlug das Nadelholz mit 75 Prozent des Einschlags zu Buche. Für 2021 gibt Neubauer keine Prognose. Entscheidend sei das Wetter. Alle Nester des Borkenkäfers habe man wohl nicht erwischt.