zurück
Kreis Schweinfurt
Josefs-Schließung: Kreistag Schweinfurt fordert Geschlossenheit ein, stellt aber auch die politische Schuldfrage
Mit einem Koordinierungskreis will Landrat Florian Töpper (SPD) die Folgen auffangen, wenn das Josefs-Krankenhaus schließt. Das sagte der Kreistag dazu.
Die Ankündigung, dass das St. Josef Krankenhaus in Schweinfurt zum Jahresende schließt, hat auch den Schweinfurter Kreistag stark bewegt. Landrat Florian Töpper präsentierte  einen Lösungsansatz.
Foto: Anand Anders | Die Ankündigung, dass das St. Josef Krankenhaus in Schweinfurt zum Jahresende schließt, hat auch den Schweinfurter Kreistag stark bewegt. Landrat Florian Töpper präsentierte  einen Lösungsansatz.
Josef Schäfer
 |  aktualisiert: 29.07.2024 02:36 Uhr

Die unerwartete Ankündigung, dass die Schwestern der Kongregation des Erlösers ihr Krankenhaus St. Josef in Schweinfurt zum Jahresende schließen wollen, hat auch den Schweinfurter Kreistag bewegt. In seiner Sitzung am Mittwoch hat das Gremium außerhalb der eigentlichen Tagesordnung über das Thema teils emotional geredet.

Es gab dabei den Aufruf, dass nun alle an einem Strang ziehen müssen, aber auch parteipolitische Schuldzuweisungen. Und Landrat Florian Töpper (SPD) stellte das Konzept eines Koordinierungskreises vor, das er tags zuvor entworfen hatte.

Wie Töpper betonte, sollen dem Gremium vor allem medizinische Fachleute wie der Direktor des Leopoldina-Krankenhauses angehören, weil eine Behörde wie das Landratsamt, das keine große Klinik betreibt, Expertise brauche. Daneben sollen sich Landrat, Schweinfurts OB Sebastian Remelé (CSU), Bezirkstagspräsident Stefan Funk (CSU) und die hiesigen Abgeordneten der Regierungsparteien in Berlin und München zusammensetzen. Also die Landtagsabgeordneten Martina Gießübel (CSU), Paul Knoblach (Grüne) und die Bundesvertreter Anja Weisgerber (CSU) und Markus Hümpfer (SPD).

Landrat Töpper: Haben nur wenige Monate für eine Lösung

Ziel sei es, die Versorgungslage für Patientinnen und Patienten zu analysieren und alle Möglichkeiten in Erwägung zu ziehen, sie zu sichern. Es blieben nur wenige Monate, um eine Lösung zu finden. Auch wenn die Aufgabe einem "Felsenrollen" gleiche. Allerdings dämpfte er gleichzeitig die Erwartungshaltung: "Wir werden dabei kein Dauerkonstrukt für die nächsten Jahre finden. Lassen Sie uns da realistisch bleiben."

Martina Gießübel (CSU) hatte davon gesprochen, dass ein Gesamtkonzept nötig sei, das die medizinische Versorgung für 30 Jahre sichert. Ein solches Konzept für alle Kliniken habe er schon im November 2023 gefordert, sagte Bernd Schuhmann (AfD), sei aber nur auf Unverständnis gestoßen.

Einig waren sich die Rednerinnen und Redner aller Fraktionen, dass man nur gemeinsam zu einer Lösung kommen werde und alle an einem Strang ziehen müssten. Gabriele Jakob (CSU) plädierte dafür, auch Nachbarkreise wie die Haßberge einzubeziehen, weil es um die medizinische Versorgung der gesamten Region gehe.

Anja Weisgerber (CSU) schlug vor, ein Konzept für die Region zu entwerfen und dann "mit einer Stimme" zu sprechen, um es zum Erfolg zu führen. Einig war man sich, dass der Einsatz des Landkreises Schweinfurt vonnöten sei, weil 40 Prozent der Patientinnen und Patienten im "Josefs" von dort stammen.

Rottmann (SPD) und Knoblach (Grüne) sehen Untätigkeit der Stadt Schweinfurt

Jakob forderte eine größere Unterstützung von Sabine Dittmar (SPD) aus Maßbach, der parlamentarischen Staatssekretärin im Gesundheitsministerium, ein. Deren Bundestagskollege Markus Hümpfer sagte, dass sie bereits ihre Hilfe zugesagt habe. CSU-Fraktionschefin Jakob lobte die Initiative von SPD-Landrat Töpper, monierte aber auch, dass er nicht früher eingegriffen habe. SPD-Fraktionssprecher Stefan Rottmann wies darauf hin, dass das Thema zunächst Sache der Stadt Schweinfurt sei.

Auch Paul Knoblach (Grüne) sagte, er habe schon seit längerem erwartet, dass Stadtrat, OB und Verwaltung die Initiative ergreifen: "Das ist nicht erfolgt, wäre aber der bessere Weg gewesen." Er selbst habe 2022 den damaligen Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) zu einem Besuch nach Schweinfurt eingeladen, was sich aber nicht verwirklichen ließ.

Nach dem Aus für das Josefs-Krankenhaus: Der Schweinfurter Kreistag sieht es positiv, dass er immer an der kreiseigenen Geomed-Klinik in Gerolzhofen festgehalten hat.
Foto: Josef Lamber | Nach dem Aus für das Josefs-Krankenhaus: Der Schweinfurter Kreistag sieht es positiv, dass er immer an der kreiseigenen Geomed-Klinik in Gerolzhofen festgehalten hat.

Wer ist schuld? Ampel- oder Staatsregierung?

Auch die Schuldfrage auf großer politischer Bühne kam im Kreistag zur Sprache. Anja Weisgerber (CSU) machte die Entwicklung daran fest, dass die Politik der Bundesregierung zu "finanziellen Unwägbarkeiten" und damit zum Krankenhaussterben führe. Ihr Bundestagkollege Markus Hümpfer (SPD) wies darauf hin, dass die Krankenhausplanung Angelegenheit des Freistaats sei, der "seiner Verpflichtung nicht nachgekommen ist".

Landrat Töpper, der sich auch kritisch zu Auswirkungen der geplanten Gesundheitsreform für den ländlichen Raum äußerte, formulierte es so: "Krankenhausplanung war im Freistaat nicht prominent platziert." Weisgerber wiederum bestand darauf, dass es nur Geld gebe, wenn Konzepte aus den Regionen vorlägen.

Weisgerber (CSU): Für Investitionen gibt es Geld aus München

Anja Weisgerber (CSU) brachte in die Runde, dass der Freistaat bereit wäre, Investitionen in Krankenhäuser zu fördern. Das sei ihr am Sitzungstag erneut signalisiert worden.

Weitgehende Geschlossenheit herrschte über den Umstand, dass es richtig gewesen sei, dass sich die Mehrheit im Kreistag für den Erhalt der defizitären Geomed-Klinik in Gerolzhofen starkgemacht hat. Es wird erwartet, dass deren Rolle in der Versorgung von Patientinnen und Patienten "auf dem Land" bedeutender wird. Immerhin: 2023 ist das Minus mit 730.000 Euro deutlich geringer ausgefallen als die prognostizierten 2,5 Millionen Euro.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Josef Schäfer
Abgeordnete
Anja Weisgerber
Christlich Soziale Union Bayern Werneck
Florian Töpper
Gabriele Jakob
Gesundheitsminister
Klaus Holetschek
Kreistage
Landratsamt Schweinfurt
Martina Gießübel
Paul Knoblach
Sabine Dittmar
Sebastian Remelé
Staatssekretäre
Stadt Schweinfurt
Stefan Funk
Stefan Rottmann
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Elke Wallmeier
    Schuldzuweisungen bringen nichts. Es muss eine Lösung für den Erhalt des Krankenhauses gefunden werden. Erst dann sollten Politiker zur Tagesordnung und zu Sommerfesten übergehen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Gerald Effertz
    "Es sollte alles ausgeschöpft werden, um das Sankt Josef Krankenhaus zu erhalten". Liebe Frau Simone Full: da stimme ich ihnen 100 prozentig zu.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Peter Koch
    Vielleicht hat Schweinfurt einfach zu viele Krankenhausbetten. Bisher waren es 983, im etwas kleineren Heidenheim an der Brenz sind es 569 und im etwas größeren Rosenheim 742. Da sollten doch zukünftige 711 Betten ausreichen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Fred Reinshagen
    @Peter Koch

    Nach Ihrer Rechnung müsste man in WÜ 7 Kliniken schließen, bis auf die Uniklinik. Zudem ist die Einwohnerzahl v. SW bekanntlich kein Vergleichsmaßstab, wg. ausgebliebener Eingemeindungen. Heidenheim wäre ohne Voith ein Dorf, das in der Bezirksliga kicken würde. Das Leo ist Schwerpunktkrankenhaus für die ganze Region Main-Rhön mit 436.000 Einw.; z. Vgl.: Region WÜ 507.000 (Stand 2019)
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Hiltrud Erhard
    Ein Abgesang auf das Gesundheitsministerium mit Frau Dittmar, die sich nicht mal selbst um die Misere kümmert und Sich zurückzieht! Eine Schande ist das!
    Und ihr Kollege Hümpfner ist genauso weltfremd wenn er hier das Land in der Pflicht sieht!
    Es wird reihenweise Pleiten hageln wenn der Bund hier nicht gegensteuert und endlich Geld locker macht! Der Bund gibt die Rahmenbedingungen vor und seit 2 Jahren wurde davor gewarnt!
    Es geht nicht um die Planung sondern um den Betrieb!
    Solche Abgeordnete sind fehl am Platz und braucht niemand!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Dietmar Eberth
    "100,1 Milliarden Euro der laufenden Gesundheitsausgaben von 488,7 Milliarden Euro in Deutschland wurden im Jahr 2022 über staatliche Transfers und Zuschüsse finanziert. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, waren das 21,7 % oder 17,9 Milliarden Euro mehr als im Jahr 2021. Gegenüber 2019 haben sich staatliche Transfers und Zuschüsse während der Corona-Pandemie damit nahezu verdoppelt (+91,1 %)"
    "Daneben leistete der Bund zur Stabilisierung des durchschnittlichen Zusatzbeitrags zur gesetzlichen Krankenversicherung einen Zuschuss in Höhe von 14,0 Milliarden Euro."
    https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/06/PD24_250_23611.html
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Fred Reinshagen
    Offenbarungseid der Stadt Schweinfurt

    Der Landrat muss mit Bildung des Koordinierungskreises in die Bresche springen, obwohl der Landkreis, i. Ggs. zur Stadt SW, keine große Klinik betreibt! Das wäre natürlich Aufgabe der Stadt, aber die Führung kanns offensichtlich nicht - und schafft auch viele andere Dinge nicht - die Liste wird immer länger! In WÜ hätte sowas sicherlich der OB in die Hand genommen, der auch den Kaufhof rettete.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Fred Reinshagen
    Schweinfurt in einer Abwärtsspirale

    Die Belegzahlen in St. Josef gingen zurück.

    Während andere dt. Städte seit Jahren z.T. starke Einwohnerzuwächse haben, stagniert die Einwohnerzahl v . SW nahezu, trotz Flüchtlingen & i-Campus! Weil die Stadt seit Jahrzehnten, trotz großer Nachfrage, keine neuen Baugebiete ausweist - owohl im FNP seit 1984(!) ein großes neues Wohngebiet an der Gartenstadtschule eingezeichnet ist. Dasselbe bei der TH, die bei 3000 Studenten verharrt, weil die Stadt es nicht hinbekommt, trotz großer Möglichkeiten in Ledward neue Studentenwohnheime zu ermöglichen.

    Folge: Studienplätze in SW & offene Stellen können nur schwer besetzt werden, aufgrund der hausgemachter Verknappung des Wohnraums. Einwohnerzuwachs ist der beste Bestandsschutz von sozialen Einrichtungen aller Art - bis hin zum Einzelhandel. St. Josef ist kein Einzelfall - auch das Rathenau-Gym. sollte geschlossen werden.

    Eine langjährige Abwärtsspirale infolge eine völlig überforderten Stadtführung.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Hiltrud Erhard
    Setzen Sie ihre Parteibrille ab!
    Die Stadt hat keine neuen Flächen!
    Wer soll das gerade jetzt bauen? Bei den Kosten? Einzig wenn jemand etwas in privat Besitz hat geht das!
    Warum die Belegungszahlen zurückgehen? Fragen Sie Herrn Lauterbach oder Grau Dittmar. Weg mit den reduzierten Fallpauschalen!
    Die TH hat erst einen neuen Campus bekommen und der Freistaat Millionen investiert...und Und und
    Ihre Hasstirade gegen die Stadt geht in jedem Punkt ins Leere! Und da muss man kein Parteibuch haben!

    Jetzt helfen ihre falschen und populistischen Aussagen keinem!
    Alle müssen zusammen eine Lösung finden!
    Alle!!!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Fred Reinshagen
    Auf Wunsch des Users entfernt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Fred Reinshagen
    @Hiltrud Erhard: ich bin CSU/CDU-Anhänger & Wähler - verschließe aber die Augen nicht vor dem was nach der genialen OB Grieser (CSU) kam. Sie reden es hingegen schön. Dass die Stadt keine neuen Flächen hat ist falsch - lesen Sie bitte meinen Kommentar (FNP seit 1984) bevor Sie kommentieren.
    Der i-Campus war die Idee vom TH-Präsidenten
    - nicht mit fremden Federn schmücken.
    "...geht in jedem Punkt ins Leere!" ist unsachlich (Parteibrille).
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Hans-Martin Hoffmann
    Die politische Schuldfrage -

    darf man (traurig) lachen?

    Seit Jahrzehnten gibt es im Gesundheitswesen eine "Reform" nach der anderen, die im Endeffekt (zumindest gefühlt...) alles teurer aber nichts besser macht, und vor dem Hintergrund stark steigender Kosten sind jetzt sogar vorher kostendeckend arbeitende Krankenhäuser w.z.B. die Klinik Kitzinger Land in die Verlustzone geraten. Während bei dieser der Landkreis (öffentliche) Gelder zuschießen kann, kann das (z. B.) eine caritative Organisation bei ihrer Klinik eher nicht. Das Resultat "Schließung" ist somit unausweichlich - wenn jetzt(!!) keine Hilfe "von außen" kommt.

    Fazit: entweder die allgemeine Gesundheitsversorgung ist diesem unserem Staat so wichtig, dass er eine vernünftige Finanzierung sicherstellt, oder die Gemengelage wird noch viel(!) schlimmer (wobei es im Endeffekt völlig egal ist, ob sich der Bund oder das Bundesland oder ... am unberechtigtsten aus der Verantwortung stiehlt).
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Simone Full
    Es sollte alles ausgeschöpft werden, um das Sankt Josef Krankenhaus zu erhalten. Die medizinische Versorgung in Schweinfurt schon jetzt ein Problem. Das Leopoldina Krankenhaus kommt immer öfters an seine Grenzen. Es sollte ein Umdenken erfolgen. Durch den demografischen Wandel kommen immer mehr ältere Menschen mit längeren Aufenthalten in die Kliniken. Die Krankenhäuser brauchen langfristig andere Abrechnungsmöglichkeiten. Was für ein System, wo nur Operationen Geld bringen und vielleicht oft dadurch unnötig operiert wird? Außerdem betrifft es nicht nur das Krankenhaus, Personal, Menschen in Schweinfurt....von Herrn Söder wurde zugesichert, dass kleine Krankenhäuser erhalten bleiben sollen....so klein ist das Josef-Krankenhaus, Palliativ, Ärztehaus nicht.....Schließung bedeutet einen medizinischen Kollaps für Schweinfurt Stadt/Land und viele weitere Landkreise.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten