Robotik Systeme haben sich in vielen Bereichen der Industrie einen Stammplatz erobert. Auch für die Logistik sieht Achim Schäflein, Vorstandsvorsitzender der Schäflein AG, "gigantische Potenziale", wenn dort vollautomatisierte Lösungen zum Einsatz kommen. Deshalb hat die Schäflein AG gemeinsam mit den Robotik-Spezialisten der jungen Firma "cobolution GmbH" aus Dorfprozelten (Landkreis Miltenberg) am 1. April dieses Jahres das Robotik-Unternehmen "cobolution logistics GmbH" aus der Taufe gehoben.
"Jetzt kommt eine neue Welt mit all ihren High-Tech-Möglichkeiten hinzu", betont Achim Schäflein im Gespräch mit unserer Redaktion, womit er den Einstieg der Spedition und des Logistik-Dienstleisters in die Robotik meint. Schon jetzt werden bei Schäflein Automationstechnologien in großem Umfang eingesetzt. Von automatischen Lagersystemen für Kleinteile, über Durchlauf-Waschanlagen für Mehrwegbehälter bis hin zu Verpackungsstraßen reicht die Palette.
"Roboter sollen baldmöglichst im Wareneingang unterstützen, Teile picken und kommissionieren, Anlagen eigenständig bestücken oder Güter entnehmen", sagt Achim Schäflein, der hofft, dass in etwa einem Monat ein erster Prototyp zur Verfügung stehen wird. "Da kommt das Beste aus zwei Welten zusammen", ist Schäflein vom neu gegründeten Joint-Venture und der Zusammenarbeit mit der cobolution GmbH überzeugt. Severin Bobon, der cobolution vor fünf Jahren gemeinsam mit Kassian Krosch aus der Taufe gehoben hat, äußert sich in einer Pressemitteilung: „Schäflein bringt breites Logistik-Know-how mit, wir unsere umfassende Expertise im Bereich Robotik, das ergänzt sich perfekt.“
"In der Logistik-Branche entwickelt sich gerade eine ganze Menge, da gibt es aber auch viel Nachholbedarf, was Innovation anbelangt", zeigt sich Vorstandsvorsitzender Achim Schäflein im Gespräch überzeugt. "Der Markt schreit nach Lösungen, wenn es darum geht, die Lager-Logistik weiter zu automatisieren."
Hier kommen die Roboter ins Spiel. Roboterarme wie etwa die von der Firma "Kuka" erkennen, unterstützt von hochauflösenden Kamerasystemen und entsprechender Software, was an Waren im Lastwagen ankommt, sie entladen den Lkw, kommunizieren mit dem Lagerverwaltungssystem und bringen die Güter dorthin, wo sie entweder gelagert oder für den Weitertransport an die Endkunden vorbereitet werden. Solche "ganzheitliche Systemlösungen" zu entwickeln, die dann direkt bei Schäflein in den Pilotbetrieb gehen werden, steht im Mittelpunkt der Arbeit von "cobolution logistics".
Anlagen unter Live-Bedingungen zur Marktreife bringen
Achim Schäflein ist vom Vorteil dieser Vorgehensweise überzeugt. "Wir haben die Idee, wir haben die technische Lösung, wir entwickeln das System vom Prototyp zur Marktreife. Durch die Verknüpfung von Entwicklung und Prototyp-Betrieb können die Anlagen bei uns unter Live-Bedingungen zur Marktreife gebracht werden". Die Prototypen entstehen derzeit in zwei Werkstätten in Dorfprozelten und Ansbach. Wenn die von der cobolution logistics GmbH entwickelten Lösungen ihren Praxistest bestanden haben und in Serienproduktion gehen, werden die Karten neu gemischt, muss über neue Fertigungsstätten nachgedacht werden.
Und diese Robotik-Systeme sollen nicht nur bei Schäflein eingesetzt werden, sondern auch anderen Logistikdienstleistern oder Industrie- und Handelsunternehmen in Deutschland und Europa angeboten werden, um ihnen für ihren Betrieb maßgeschneiderte Möglichkeiten für Warenumschlag und Logistik zu ermöglichen. Möglichkeiten, die im Laufe der Entwicklung durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) weiter optimiert werden. KI ermöglicht, dass das System sozusagen "aus Erfahrung dazulernt", Arbeitsschritte abspeichert, seine interne Datenbank damit füttert und die Warenerkennung selbst optimiert.
"Es geht überhaupt nicht darum, Mitarbeiter durch Roboter zu ersetzen", betont Achim Schäflein. Die Herausforderung sei vielmehr, den extremen Mitarbeitermangel in dieser Wachstumsbranche einigermaßen zu kompensieren und den Mitarbeitenden durch die Roboter "automatisierte Kollegen" an die Hand zu geben.
Achim Schäflein spricht von einem völlig neuen Geschäftsfeld, auf das sich sein Unternehmen nun mit Leidenschaft einlasse. Ein Geschäftsfeld das, weil es alle Arbeitsschritte vom Wareneingang bis zum Warenausgang automatisiere, durchaus das Zeug habe, in verschiedenen Entwicklungsschritten und über Jahre hinweg, eine "Revolution in der Automatisierung der Logistikbranche" einzuleiten. "In Schweinfurt entsteht etwas, das Potenzial hat, ein Riesenthema zu werden", so Schäflein zuversichtlich, der im Zusammenhang mit dem neuen Robotik-Unternehmen von einem "Meilenstein" für sein Unternehmen spricht.
Die Schäflein AG, familiengeführt in der dritten Generation, besteht seit 1939. Transport- und Lagerlogistik sind das Kerngeschäft des Unternehmens mit Hauptsitz in Röthlein, das an über 30 Standorten in Deutschland, Österreich und Polen mehr als 2000 Menschen beschäftigt. Weitere Geschäftsbereiche wie die Produktionslogistik oder das Behältermanagement sind mit den Jahren dazu gekommen.