„Ich möchte den Auszubildenden die Qualität schon in der Muttermilch mitgeben.“ Hakan Tercanli, Standortleiter des Logistikunternehmens Schäflein in Röthlein, macht schnell klar, worauf es ihm ankommt: Auf Mitarbeiter, die dem Unternehmen langfristig erhalten bleiben.

Am Mittwoch stellte er gemeinsam mit Personalchefin Stephanie Kossner den rund 25 Jugendlichen und jungen Erwachsenen, darunter sowohl Studenten als auch FOS-Abbrecher, die Möglichkeiten in seiner Firma vor. Denn auf der potenziellen Arbeitgeber-Liste steht Schäflein nicht bei allen.

Die Infoveranstaltung initiiert hat Halil Cesur vom Bildungsträger Gesellschaft zur beruflichen Förderung (GbF). Er ist Ausbildungsakquisiteur für Jugendliche mit Migrationshintergrund – will heißen: Cesur macht seine Jugendlichen bei Unternehmen wie Schäflein bekannt. Und anders herum. „Von diesen drei Jungs“ – er weist auf die FOS-Abbrecher – „würde Schäflein sonst nie erfahren.“

Durchschnittsalter 35

74 Azubis und (duale) Studenten beschäftigt Schäflein zurzeit. Rund zehn Prozent Anteil an der Gesamtzahl der Angestellten machten das laut Personalchefin Kossner aus. „Unser Vorteil in Bezug auf die Ausbildung ist unser Wachstum“, sagt Kossner. Momentan setzt das Unternehmen, das 2014 den 75. Geburtstag feierte, rund 120 Millionen Euro pro Jahr um. Tendenz steigend. 2014 waren es noch 100 Millionen gewesen. „Wachstum kommt aber nicht nur von Umsatz“, betont Tercanli. Zusätzlich Personal müsse man schon frühzeitig einstellen und so mögliche Umsatzsteigerungen vorausahnen.

Mustafa Solak studiert Logistik an der FHWS Würzburg-Schweinfurt. „Für mich ist es wichtig, wie ein Unternehmen arbeitet“, sagt der junge Mann, der seinem Kommilitonen manche Aussage von Hakan Tercanli auf Englisch übersetzt. In möglichst viele Firmen Einblick bekommen, will Solak, um zu erkunden, ob sie für ihn als Arbeitgeber in Frage kommen. Tercanli führt die Gruppe über das Schäflein-Betriebsgelände, durch die mehrere Tausend Quadratmeter großen Lagerhallen. Bis unter die Decke reichen die Regale mit Fahrrädern oder Düngefässern. Unter den Mitarbeitern seien viele ehemalige Azubis, betont Tercanli.

Flüchtlinge noch kein Thema

Zehn Prozent Beschäftigte in Ausbildung hat Schäflein derzeit, einen Altersdurchschnitt von 35 Jahren. „Wir würden gerne noch mehr Ausbildungsplätze anbieten“, sagt Hakan Tercanli. Doch Personalleiterin Kossner relativiert: Die Zahl der Bewerbungen sinke, die Qualifikation der Bewerber ebenfalls. Um die jährliche Zahl von 25 Azubis zu halten, wird Schäflein selbst aktiv, präsentiert sich auf Messen und bietet jährlich 50 Schülerpraktika an. Dabei habe es sich gelohnt, unter den Neu-Azubis auch immer wieder vier bis fünf mit schwierigem sozialen Hintergrund einzustellen. Bewährt sich der oder die Auszubildende in den vier Monaten Probezeit, könne er im Unternehmen alles werden, was er wolle.

Welches Potenzial sieht Schäflein in den Flüchtlingen, die in den Startlöchern für eine Ausbildung stehen? „Das steht noch hintan“, gesteht Tercanli. Er wünscht sich von der Politik ein Konzept und Unterstützung, etwa durch einen externen Betreuer, der wöchentlich die Azubis besuche.

Kerstin Celina, Landtagsabgeordnete der Grünen, die ebenfalls zur Infoveranstaltung gekommen war, hält die Zurückhaltung für legitim: „Es ist die Aufgabe des Staates, Grundlagen zu legen.“ Alles dem Arbeitgeber aufzubürden, sei zu viel verlangt.