
Auf den ersten Blick schaut es nach einer gemütlichen Bootsfahrt aus. Doch Alexander Majunke schippert mit der „Lut1“ nicht zum Urlaubsvergnügen auf dem Sennfelder See (Lkr. Schweinfurt) herum. Tatsächlich wurde der Spezialist für Kampfmittelbeseitigung aus dem Urlaub geholt, um den Badesee nach Kampfmitteln aus dem Zweiten Weltkrieg abzusuchen.
Bürgermeister Oliver Schulze hatte Alarm geschlagen, nachdem am Montag Badegäste erneut
Der Fachmann ist sich sicher, dass er auch diesmal wieder fündig wird: „Ich habe das Video gesehen, und es spricht alles dafür, dass dort unten noch ein ähnliches Objekt liegt.“ Das
Genau solche Blubberblasen hatte eine der im Juni gefundenen Brandbomben über ihre beschädigte Außenhaut abgegeben. „Der Füllstoff ist hochgefährlich“, sagt Alexander Majunke. Das Gemisch aus Phosphor, Kautschuk und Teer brenne sich bei Kontakt tief in die Haut ein.
Fünf Sonden suchen den Seegrund ab
Noch steht aber nicht fest, was in der Tiefe des Sees verborgen ist. Das wird erst die Auswertung der Daten ergeben, die das Sondierungsboot Lut1 aufzeichnet. Am Bug befinden sich fünf lange Rohre mit einer geomagnetischen Messapparatur. Diese Sonden werden etwa 50 Zentimeter über den Grund entlang geführt und messen dabei jede Abweichung vom Erdmagnetfeld. „Solche Abweichungen entstehen durch ferromagnetische Störkörper“, erklärt Alexander Majunke. Das sind eisenhaltige Gegenstände, die am Grund liegen. „Das kann von einem alten Fahrrad bis hin zu einer Bombe alles sein.“
Am Monitor blinken aber erst mal nur Zahlen auf, die später am Computer ausgewertet und in eine Farbkarte eingetragen werden. „Normalerweise ist das ein sehr blasses Grün-türkis. Je magnetischer es wird, desto dunkler werden die Farben“, erklärt Majunke. Wenn also viele dunkelblaue oder gar rote Flächen auf dieser Karte zu sehen sein sollten, haben die Taucher viel zu tun. Ihr Einsatz ist ab Samstagnachmittag geplant.
Gemeinde trägt die Kosten
Bürgermeister Oliver Schulze ist froh, dass die Spezialisten aus dem Norden sofort angerückt sind. Sie fahren mit ihrem Sondierungsboot den See streifenförmig ab, Quadratmeter für Quadratmeter. Insgesamt eine Fläche von 31.000 Quadratmetern. Die Kosten trägt die Gemeinde. „Für die Sicherheit der Bürger ist uns das jeden Cent wert“, beteuert Schulze. Und egal, wie das Ergebnis ausfällt: „Danach wissen wir wenigstens, dass unser See bombenfrei ist.“

Dass noch Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg auf dem Grund des Sees liegen, hält der Bürgermeister aufgrund der Nähe zu dem während des Krieges schwer bombardierten Schweinfurt für wahrscheinlich. Zeitzeugen hätten ihm zudem berichtet, dass in der Nähe des Sees eine Flakstellung eingerichtet war. Da liege der Verdacht nahe, dass bei deren Beschuss auch Bomben in den See gefallen sind.
Spezialtaucher sind am Samstag im Einsatz
Diese zu bergen, ist kein ungefährlicher Job. Eingesetzt werden dafür hochspezialisierte Berufstaucher, die für den Umgang mit Sprengstoffen fachlich qualifiziert sind. In Gewässern wie dem Sennfelder See kommt erschwerend hinzu, dass in der Tiefe von maximal 2,60 Metern absolute Dunkelheit herrscht. Die Taucher können den zu bergenden Gegenstand deshalb erst einmal nur erfühlen. Ob es sich um eine Bombe handelt, können sie ertasten.

Nicht weniger gefährlich ist die Bergung der Bombe. Wenn sie – wie beim letzten Mal – beschädigt ist, muss sie unter Wasser erst eingepackt werden, bevor sie nach oben transportiert wird. Das letzte Mal wurde sie in einem Fass verschlossen und dann über das Boot ans Ufer geschafft. Ist sie noch intakt, kann sie ohne Fasshülle an Land gebracht werden. „Wir gehen aber kein Risiko ein“, sagt Alexander Majunke.
Bürgermeister ist optimistisch
Wenn alles gut läuft, könnte im Sennfelder See bald wieder gebadet werden. Eine Prognose, wie lange die Räumung dauern wird, will der Fachmann aber nicht abgeben. Dank der guten Zuarbeit durch die Gemeinde, so Majunke, laufe hier alles wie am Schnürchen. So half die örtliche Feuerwehr beim Einsetzen des Bootes, und Freitagmorgen rückten sofort die Bauhofmitarbeiter an, um einen umgestürzten Baum aus dem Wasser zu ziehen. „Bald können wir unseren See wieder in seiner ganzen Schönheit nutzen“, ist Bürgermeister Oliver Schulze optimistisch.

