Eine Gefährdung für Menschen durch die beiden Brandbomben habe in dem flachen Badesee auf jeden Fall bestanden, sagt auf Anfrage Andreas Heil, Prokurist des Kampfmittelräumdienstes Tauber aus Nürnberg. Seine Firma hat die Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg abtransportiert und beseitigt. Badegäste des beliebten Sees hatten am 9. Juni bemerkten, dass es im Sennfelder See (Lkr. Schweinfurt) blubberte und Rauch aufstieg. Als der Vorfall einige Tage später publik wurde, ließ die Gemeinde den See umgehenden sperren und rief Fachleute zur Hilfe. Sie sollten mit Spezialgeräten herausfinden, was da im See vor sich geht. Wie es zu dem Blubbern und der Rauchentwicklung kommen konnte, erklärt der Experte so: Offenbar sei Material aus der verrosteten Phosphor-Bombe an die Wasseroberfläche gestiegen und habe an der Luft zu brennen begonnen.
Phosphordampf ist hochgiftig
„Bei Kontakt mit Phosphor bekommen Sie massivste Hautprobleme“, warnt Experte Andreas Heil. Auch der Dampf sei hochgiftig. Wer einen Blindgänger finde oder irgendwo vermute, solle unverzüglich Polizei oder Räumdienst verständigen, rät Heil.
Die Angst vor der Bombe in der Baggerschaufel
Auch aus der Sicht von Ulrich Höning von der norddeutschen Spezialtauchfirma Lutomsky, die die beiden Bomben im Sennfelder See geortet und geborgen hat, „hat die Gemeinde Sennfeld alles richtig gemacht“. Laut Höning war eine Bombe durch einen Riss beschädigt und musste in einem mit Wasser gefüllten Fass abtransportiert werden. Das zweite Geschoss, rund 25 Meter entfernt, konnte dagegen ohne besondere Vorkehrungen abtransportiert werden. Die Beseitigung der gefährlichen Altlast aus dem Zweiten Weltkrieg übernahm dann die Firma Tauber aus Nürnberg.
In Baggerseen und Flüssen lauern Altlasten
Auch Höning rät Badegästen zur Vorsicht. Gerade in Baggerseen oder an Flüssen lauerten noch unentdeckte Altlasten aus dem Krieg: „Die Zeit arbeitet gegen uns.“ Die Bombenhüllen fingen an zu rosten, der Inhalt werde durch chemische Veränderungen im Laufe der Jahre sogar brisanter: „Die Gefahr nimmt zu.“
Es sei absolut richtig gewesen, dass die Gemeinde Sennfeld, sofort eine Fachfirma hinzugezogen habe. Das Gebiet sei im Krieg schwer bombardiert, Brandbomben seien „massenhaft abgeworfen worden“. Im Jahr 2006 etwa hat die Firma Tauber bei der Sanierung der Grafenrheinfelder Maindeiche eine ganze Reihe solcher Blindgänger im Uferbereich gefunden.
Tückische Brandmittel in den Bomben
Diese Bomben waren mit tückischen Brandmitteln gefüllt: Beim Aufschlag sei Phosphor verteilt und durch den Luftsauerstoff entflammt worden, was wiederum ein Gemisch aus Benzin und Kautschuk in ein Höllenfeuer verwandelt habe. „Weißer Phosphor ist sehr ungesund“, sagt Heil, der erst vor kurzem im Bunkermuseum des Schweinfurter Stadtteils Oberndorf einen Vortrag zu den unterschätzten Folgen des Luftkriegs gehalten hatte. Die Brandmasse habe mitunter an Menschen geklebt und sich bei dem Versuch, sie abzustreifen, erst richtig verteilt.