
Unvermindert ist 2018 in der Region die Diskussion um die geplanten Stromtrassengeführt woren, die auch nach Berg- und Grafenrheinfeld führen sollen. Höhepunkt war der Besuch von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier im November, der mit einem Trillerpfeifenkonzert empfangen worden ist. Die Gegner skandierten: „Wehrt euch, leistet Widerstand gegen Trassen quer durch unser Land.“ Schon am Nachmittag hatten sie mit einer Schlepperparade vor dem Umspannwerk in Bergrheinfeld demonstriert, als der Minister dort eine Stippvisite machte.
Der Bundeswirtschaftsminister hatte sich auf „Netzreise“ begeben, zu Orten, an denen Stromnetze gebaut werden, aber auf Widerstände stoßen. Nach Thüringen stattete er am Freitag dem Freistaat einen Besuch ab, wo sich die Bürger ebenfalls landauf, landab mit aller Kraft gegen die geplante Gleichstromtrasse SuedLink stemmen. In Bergrheinfeld ist der Protest besonders groß,weil hier zusätzlich noch zwei neue oberirdische 380-kv-Wechselstromleitungen, P 43 und P 44, zum Netzknotenpunkt Bergrheinfeld/Grafenrheinfeld geführt werden sollen. Dagegen laufen auch die örtlichen politischen Vertreter Sturm.„P 43 und P 44 darf uns nicht zugemutet werden“, appellierte Landrat Florian Töpper an den Minister. Und Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber mahnte eindringlich, den „Bogen nicht zu überspannen“.
Altmaier kündigt Energiegipfel und Expertengespräch an
Die Fronten blieben aber auch nach der rund zweieinhalbstündigen Diskussion in der Kulturhalle verhärtet. Altmaier machte wenig Hoffnung, dass „der SuedLink gar nicht kommt“. Was P 43 und P 44 anbetrifft, versprach er zumindest, nach Alternativen zu suchen. Dazu soll es einen Energiegipfel mit den Ministern aus Hessen, Thüringen und Bayern geben. Auch ein „Expertengespräch“ mit der Bundesnetzagentur und Netzbetreiber Tennet bot er „den Experten“ der Bürgerinitiativen an.
Viel Kritik musste sich der Minister vorab anhören. Etwa, dass er sich mit den profitgierigen Stromlobbyisten einlasse, dass am europäischen Stromhandel nur die großen Konzerne verdienen würden und dass immer nur der kleine Mann zahle, während die großen energieintensiven Betriebe kostenbefreit würden. „Dieser Netzausbau geht an unseren Interessen völlig vorbei“, sagte Jörg Dietrich, der dem Minister aus Thüringen nachgereist war und einen öffentlichen Energiedialog forderte, ähnlich wie bei Stuttgart 21.
Kritik an hohem Bürokratieaufwand
Kritisiert wurde auch, dass Speichertechnologien wie „Power to gas“ nicht gefördert würden und deshalb nicht wirtschaftlich sein könnten, dass zu wenig Photovoltaik-Anlagen auf öffentlichen Einrichtungen installiert würden oder das Gasnetz nicht ausreichend genutzt würde. „Wir haben alle Technologien, nur hapert es an der Umsetzbarkeit“, monierte Schonungens dritter Bürgermeister André Merz außerdem einen zu hohen Bürokratieaufwand, beispielsweise bei Förderanträgen.
Gemeinderat Thomas Geißler aus Bergrheinfeld kritisierte, dass die Bundesnetzagentur bei ihren Berechnungen für den künftigen Bedarf die kleinen Energieversorger überhaupt nicht berücksichtigt habe. Er forderte Altmaier auf, erst einmal eine „Analyse bis in die Tiefe“ vorzulegen, und dabei auch neue Technologien zu bedenken. Ein Vertreter der Trassengegner aus dem Nürnberger Land verwies auf Gutachten „namhafter Professoren“, die belegen würden, dass gar keine neuen Trassen notwendig seien.
Altmaier will Forschung der Stromspeichertechnologien fördern
Auch wenn mitunter viel Polemik in den Wortbeiträgen war, Altmaier drückte sich nicht, beantwortete jede Frage. An der Notwendigkeit des Trassenausbaus ließ er keinen Zweifel. Der von den Netzbetreibern angemeldete Bedarf sei von der Bundesnetzagentur bestätigt, „und ich vertraue meinen Leuten“. Einen Seitenhieb auf die bayerische 10-H-Regelung konnte er sich aber nicht verkneifen: „Wenn mehr Windräder in Bayern gebaut würden, bräuchte man auch weniger Leitungen.“
Was die Stromspeichertechnologie anbetrifft, sei der „Stein der Weisen“ noch nicht gefunden. Mit den derzeitigen Technologien sei man nicht in der Lage, Strom über mehrere Monate zu speichern. Allerdings kündigte Altmaier an, hier die Forschung zu fördern und ein Reallabor einzurichten. Am Ende zeigte er sich optimistisch, „dass man die Probleme lösen kann“.