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Schwanfeld
Internationaler Frauentag: Warum Frauen auch heute nicht stillhalten sollen
Die Bürgermeisterin von Schwanfeld hatte zum Frauenfrühstück eingeladen. 65 Frauen jeden Alters waren gekommen. Was sie motiviert hat.
Schwanfelds Bürgermeisterin Lisa Krein freut sich über das große Interesse am Frauenfrühstück, zu dem sie anlässlich des Internationalen Frauentags eingeladen hatte. Auch die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Schweinfurt, Ute Suckfüll war gekommen.
Foto: Meike-Lesley Neumann-Endres | Schwanfelds Bürgermeisterin Lisa Krein freut sich über das große Interesse am Frauenfrühstück, zu dem sie anlässlich des Internationalen Frauentags eingeladen hatte.
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:05 Uhr

"Es ist wichtig, dass die Frauen herausgehoben werden." Deshalb ist Elisabeth Theiss mit ihren 87 Jahren der Einladung von Bürgermeisterin Lisa Krein zum Frauenfrühstück am Internationalen Tag der Frauen ins Bürgerzentrum von Schwanfeld gefolgt.

Der Saal ist proppenvoll. 65 Frauen sitzen an den hübsch gedeckten Tischen. Für jede steckt eine rote Nelke im Glas. Alle Generationen sind vertreten. Elisabeth Theiss gehört wohl zu den Ältesten. Und damit zu denen, die die Zeit erlebt haben, von der die Rathauschefin in ihrer Begrüßungsrede spricht.

Eine Zeit, in der das Bürgerliche Gesetzbuch die privaten Beziehungen unter Eheleuten regelte. Eine Zeit, in der die sogenannte Hausfrauenehe gesetzlich festgeschrieben war. Danach war der Mann für den finanziellen Unterhalt der Familie zuständig, während die Frau für die Haushaltsführung und Kindererziehung verantwortlich war.

Auch Elisabeth Theiss war Hausfrau. Sie ist mit fünf Geschwistern in Kriegszeiten aufgewachsen. Und es war selbstverständlich, dass nur die drei Brüder einen Beruf erlernten und die drei Mädchen zuhause blieben. Sie mussten im Haushalt und der Landwirtschaft mithelfen. "Es ist wichtig, dass Frauen heute auch zur Arbeit gehen", sagt die 87-Jährige, auch wenn sie damals das Berufsleben nicht vermisst hat. Sie kannte es ja nicht.       

"Wir müssen immer wieder auf die Botschaft des Weltfrauentags aufmerksam machen"
Ute Suckfüll, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Schweinfurt

Für junge Frauen heutzutage sei es selbstverständlich, dass Frauen eine gute Schulbildung haben und berufstätig sind, verweist Bürgermeisterin Lisa Krein auf die Forstschritte in der Gleichberechtigung. Doch auch heute sei die politische und soziale Lage der Frauen nicht so, dass man zufrieden sein könne. "Noch immer fordern wir gleichen Lohn für gleiche Arbeit. Noch immer sitzen auf den Chefsesseln in Politik, Wirtschaft und Universitäten überwiegend Männer. Und noch immer sind Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen globale Missstände, die zum Himmel schreien." 

Frauen sind überwiegend von häuslicher Gewalt betroffen

Das kann Ute Suckfüll bestätigen. Die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Schweinfurt, die auch der Einladung von Bürgermeisterin  Lisa Krein gefolgt ist, weiß, dass die rechtlich verankerte Gleichberechtigung in der Praxis oftmals nicht vorhanden ist. Überwiegend sei es die häusliche Gewalt, von der Frauen betroffen seien.

Auch die ungleiche Bezahlung der Arbeit sei nach wie vor ein großes Thema. Und ebenso die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sagt Ute Suckfüll. Immer noch falle hauptsächlich der Frau die Rolle der Kindererziehung zu. Damit sich das ändert, müssten Frauen allerdings auch stärker ihre Rolle in der Arbeitswelt einfordern, wünscht sie sich. 

"Dieser Tag ist kein Muttertag de luxe! Und schon gar nicht ein Wellnesstag für Frauen"
Lisa Krein, Bürgermeisterin von Schwanfeld

Eine junge Frau, die das tut, ist Meike-Lesley Neumann-Endres. Die Fotografin und Designerin aus Schwanfeld dokumentiert im Auftrag der Bürgermeisterin das Frauenfrühstück mit ihrer Kamera. "Für mich ist es selbstverständlich, dass ich meinen Beruf ausübe und die Hausarbeit gemeinsam mit meinem Mann mache."     

Die 80-jährige Tischnachbarin sucht gleich das Gespräch mit der jungen Frau, fragt nach Kochrezepten. Auch das ist Ziel des Frauenfrühstücks: zusammenkommen, sich austauschen. Vor allem aber geht es darum, die Bedeutung des Internationalen Frauentags hervorzuheben. Denn: "Dieser Tag ist kein Muttertag de luxe! Auch kein Familientag. Und schon gar nicht ein Wellnesstag für Frauen", sagt Bürgermeisterin Lisa Krein. "Es ist ein Aktionstag, an dem wir Frauen offen sagen, was uns stolz macht, was uns aufregt, was wir erreichen wollen und womit wir uns nie abfinden werden."          

Auf die Botschaft der Frauen aufmerksam machen

"Es ist gut, dass auch den Männern der Internationale Frauentag bewusst gemacht wird", meint Anna Holleber. Die 31-Jährige ist mit ihrem vier Monate alten Baby Jonas und in Begleitung von Oma Karin gekommen. Die beiden Frauen finden die Veranstaltung toll, weil im Alltag der Internationale Frauentag oftmals untergehe. "Wir müssen immer wieder auf die Botschaft des Weltfrauentags aufmerksam machen", sagt auch Ute Suckfüll. 

"Wir haben noch einen langen, steinigen Weg vor uns bis zur tatsächlichen Gleichstellung von Frauen und Männern", resümiert Bürgermeisterin Lisa Krein. Es gebe deshalb keinen Grund, "dass wir Frauen stillhalten".  

 
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