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Schweinfurt
Equal Pay Day: Frauen arbeiten 66 Tage pro Jahr umsonst. Was 8 Frauen in Schweinfurt dazu sagen
Am 7. März war der sogenannte Equal Pay Day, der auf die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern aufmerksam machen soll. Wir haben uns umgehört.
Sie haben uns ihre Meinung zum Equal Pay Day gesagt (von links oben nach rechts unten): Julia Schug, Sabine Oswald, Fiona Sebald, Cornelia Hebling, Christa Warmuth, Marta Maurer, Isabella Jansen und Marie Ludwig. 
Foto: Silvia Gralla | Sie haben uns ihre Meinung zum Equal Pay Day gesagt (von links oben nach rechts unten): Julia Schug, Sabine Oswald, Fiona Sebald, Cornelia Hebling, Christa Warmuth, Marta Maurer, Isabella Jansen und Marie ...
Silvia Gralla
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:57 Uhr

Erwerbstätige Frauen verdienen oft weniger als ihre männlichen Kollegen. Die geschlechtsspezifische Lohnlücke beträgt Berechnungen des Statistischen Bundesamtes zufolge bei 18 Prozent. Das entspricht 66 Tagen unbezahlter Arbeit, in diesem Jahr also von Januar bis zum 7. März, dem Equal Pay Day.

Die Gründe sind vielfältig, viele Frauen erlernen Berufe, die schlechter bezahlt sind, arbeiten seltener in Führungspositionen und häufiger in Teilzeit oder in Minijobs. Wir haben acht Frauen auf der Straße in Schweinfurt gefragt ob sie sich für ihre Arbeit gerecht bezahlt fühlen. Dies sind die Antworten.

1. Marie Ludwig, 18 Jahre, medizinische Fachangestellte aus Bad Kissingen

Marie Ludwig
Foto: Silvia Gralla | Marie Ludwig

„Ich arbeite momentan in der Pflege und finde mich dort gerecht behandelt. Mein Verdienst ist vollkommen in Ordnung, auch im Vergleich zu den männlichen Mitarbeitern. Je nachdem, welchen Stand du hast, ist der Lohn einheitlich und differenziert nicht zwischen Frauen und Männern.“

2. Marta Maurer, 40 Jahre, Friseurin aus Niederwerrn

Marta Maurer
Foto: Silvia Gralla | Marta Maurer

„Im Vergleich zu den Männern, finde ich es unfair, dass die Frauen die gleiche Arbeit machen und trotzdem weniger bezahlt bekommen. Ich habe bei mir im Friseurladen keine Männer eingestellt, und alle werden nach Tarif bezahlt. Es heißt überall, Frauen und Männer sollten gleichgestellt werden, das sollte die Politik annehmen und die Gehälter anpassen.“

3. Cornelia Hebling, 66 Jahre, ehemalige Verkäuferin aus Dittelbrunn

Cornelia Hebling
Foto: Silvia Gralla | Cornelia Hebling

„In meiner früheren Arbeitsstelle wusste ich, dass die männlichen Kollegen mehr verdient haben als die Frauen. In den letzten Jahren habe ich in einer Drogerie gearbeitet, und da kann ich jetzt nichts sagen, da wurden alle Mitarbeiter, je nach Position, gleich bezahlt. Früher durfte man über den Verdienst nicht reden. Ich glaube, viele wissen gar nicht, was der Kollege verdient. Die Frauen sollten transparenter darüber reden und sich austauschen, damit sie besser bei Lohngesprächen verhandeln können.“

4. Fiona Sebald, 40 Jahre, Tanzlehrerin aus Schweinfurt

Fiona Sebald
Foto: Silvia Gralla | Fiona Sebald

„Ich fühle mich, aufgrund dessen, weil ich vorwiegend mit Frauen arbeite, wenig benachteiligt. Wobei es schon so ist, dass den Männern mehr Verantwortung zugesprochen wird, weil sie ja ihre Familie ernähren müssen. Die Frauen, die rein politisch jetzt auch in der Position sind, dass sie für sich selbst verantwortlich sind und sich nicht mehr auf den Partner verlassen können, werden bestätigen, dass wir Frauen bei dem Thema wirklich noch benachteiligt sind. Wir müssen ja Verantwortung für uns und unsere Familie tragen. Ich würde mir wünschen, dass ein bisschen mehr gesellschaftliches Bewusstsein entsteht, dass die Frau genauso dafür da ist, ihre Familie zu ernähren und wir da geteilte Verantwortung haben.“

5. Julia Schug, 37 Jahre, Industriemeisterin aus Schweinfurt

Julia Schug
Foto: Silvia Gralla | Julia Schug

„Ich denke, dass Equal Pay schon bei vielen Stellen gut funktioniert, aber noch nicht überall. Ich persönlich bin auch gegen die Frauenquote in Betrieben, weil ich sage, die Leute sollen den Job bekommen, den sie können und wo sie gut drin sind und nicht, weil sie Mann oder Frau sind. Ich mache auch Einstellungsgespräche, und da achtet man auch sehr darauf. Leider werden Männer manchmal auch an Stellen gelobt, die sie eigentlich nicht können. Und Frauen werden immer klein gehalten und oft nicht zu den Stellen befördert, die ihnen guttun würden. In dem Bereich ist noch sehr viel Handlungsbedarf. Auch schon im Einstellprozess haben es Frauen oft schwer. Ich selbst hatte auch das Problem, dass mir nach der Ausbildung gesagt wurde: 'Nein wollen wir nicht, die bekommt die nächsten fünf Jahre ohnehin Kinder und dann ist sie weg!' So etwas ist echt schade. Mittlerweile gibt es auch viele Männer, die in Elternzeit gehen, trotzdem ist die klare alte Rollenverteilung noch viel da.“

6. Christa Warmuth, 70 Jahre, kaufmännische Angestellte aus Haßfurt

Christa Warmuth
Foto: Silvia Gralla | Christa Warmuth

„Ich habe drei Jahre meinen Beruf gelernt und 48 Jahre gearbeitet. Wenn ich bedenke, was Frauen für Gehälter bekommen und die Männer im gleichen Beruf, dann finde ich es sehr ungerecht. Ich hoffe immer noch, dass die Gehälter der Frauen irgendwann mal angeglichen werden. Wir machen die gleiche Arbeit und haben zusätzlich daheim noch unseren Haushalt zu führen und noch die Kinder. Ich hoffe auch jeden Tag, dass es für die Jugend später mal besser wird.“

7. Sabine Oswald, 56 Jahre, Sachbearbeiterin Patentabteilung aus Niederwerrn

Sabine Oswald
Foto: Silvia Gralla | Sabine Oswald

„Ich habe das große Glück, dass ich gut bezahlt werde. Ich fühle mich nicht ungerecht behandelt und habe einen guten Arbeitgeber, aber ich denke, dass in vielen Berufen, wo Frauen arbeiten, noch genug Luft nach oben ist. Ich würde mir wünschen, dass man Frauen flexiblere Arbeitszeiten einräumt und/ oder die Gehälter an die der Männer angleicht.“

8. Isabella Jansen, 55 Jahre, Steuerberaterin aus Schweinfurt

Isabella Jansen
Foto: Silvia Gralla | Isabella Jansen

„Ich denke, dass es in den meisten Branchen große Unterschiede gibt, zwischen der Bezahlung männlicher und weiblicher Beschäftigter. Ich weiß es auch in meiner Branche, da sind die Frauen eher benachteiligt. Es hängt viel damit zusammen, ob die Frau einen Kinderwunsch hat oder nicht. Und mit Kinderwunsch ist man in der Regel eine Zeit lang aus dem Job draußen, und danach ist es meist schwierig, da wieder Fuß zu fassen, um Karriere zu machen. Da tun sich die männlichen Kollegen leichter, ohne Kindererziehungszeiten.“

 
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  • T. G.
    Ich denke nicht das es sich ein Betrieb aktuell noch leisten kann Frauen weniger als Männern in gleichen Positionen zu zahlen. Frauen arbeiten aber leider sehr oft in weniger lukrativen Beruf und leisten trotzdem extrem viel. Es fängt schon in der Ausbildung an. Eine MFA oder eine Friseurin verdient viel weniger als ein Maurer, obwohl die Voraussetzungen eigentlich ja gleich sind (Quali). Da müsste angesetzt werden und auch in den Schulen viel mehr aufgeklärt werden. Ich selbst bin auch gelernte MFA, mit dem Verdienst könnte ich aber keine Familie ernähren. Auch gibt es kaum Weiterbildungsmöglichkeiten, die mehr Verdienst versprechen. Daher arbeite ich seit längerem nicht mehr in dem eigentlich schönen Beruf, es hat mir immer viel Spaß gemacht. Hätte ich nach der Mittleren Reife schon mehr Informationen und die Weitsicht gehabt, hätte ich diesen Beruf gar nicht gelernt.
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  • m. w.
    @toke,
    ja das ist vollkommen richtig, die MFA's in den ärztl. Praxen halten mit ihrem flexiblen Können und dem hohen Fachwissen den "Laden" mit am Laufen, zugunsten der gutverdienenden Chef's/Chefinnen. Dafür gibt es oft Überstunden meist ohne Ausgleich und Dankeschön.
    Hier passt die Berufsbezeichnung, Dienstleistung, im wahrsten Sinne des Wortes! " Ich diene meinem Chef/in"
    Das ist nur eine Berufssparte von Vielen,in denen immer noch Gedient wird.
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