Alle zwei Jahre werden der mit jeweils 5000 Euro dotierte Carus-Preis und die Carus-Medaille an zwei Preisträger vergeben. Vor zwei Jahren, die Corona-Pandemie war zwei Monate alt, musste die 29. Preisverleihung ausfallen. Sie wurde jetzt, anlässlich der 30. Verleihung des Preises, nachgeholt. Zwei Preisträgerinnen und zwei Preisträger stellten sich, ihre wissenschaftliche Arbeit und die Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, in der Rathausdiele vor. Zu Gast war auch der neue Präsident der Leopoldina, Professor Dr. Gerald Haug, der jeder Preisverleihung eine Laudatio voraus stellte.
Monika Henzinger: Den Umgang mit Algorithmen für die Anwender sicherer machen
Tief eingetaucht in die Welt der Algorithmen ist die erste Preisträgerin des Jahres 2020, Prof. Dr. Monika Henzinger. Die 1966 geborene Informatikerin, die an der Universität in Wien forscht, ist Expertin für Internet-Algorithmen, Datenstrukturen und Suchmaschinen. "Ein Algorithmus, das ist eine Handlungsanweisung, ähnlich einem Kochrezept", erklärte die Wissenschaftlerin. Aus dem Nutzerverhalten generiert der Computer zum Beispiel Wortvorschläge beim Chat, blendet passende Werbung und Hinweise auf Online-Shopping-Portale ein. Die Arbeit von Henzinger hat das Ziel, den Umgang mit Algorithmen sicherer zu machen und den Schutz der Anwender zu verbessern.
Carl-Philipp Heisenberg: Prozesse steuern Form und Gestalt eines Embryos?
Der zweite Preisträger 2020, der Entwicklungsbiologe Professor Dr. Carl-Philipp Heisenberg vom "Institut of Science and Technology" im österreichischen Klosterneuburg, erforscht die Embryonalentwicklung von Wirbeltieren. Der Wissenschaftler, Jahrgang 1968, geht der Frage nach "Welche Prozesse steuern Form und Gestalt eines Embryos?" Dafür hat er ausführlich die Entwicklungsstadien von Fruchtfliegen und Zebrafischen studiert. Seine Erforschung der Entwicklung des Zebrafisches, in den Anfängen nicht grundlegend anders als die des Menschen, könnte sich in Zukunft auch auf die Medizin auswirken. Immun- und Krebszellen, so eine Erkenntnis, entwickeln sich in mancher Hinsicht ähnlich wie embryonale Zellen.
Tanja Stadler: Dem R-Wert und der Ausbreitung von Viren auf der Spur
Die 1981 geborene Mathematikerin Prof. Dr. Tanja Stadler, Carus-Preisträgerin 2022, forscht auf dem Gebiet der mathematischen und theoretischen Biologie. Mit ihrer Arbeit will sie nachvollziehen, wie die Entstehung der Arten zur heutigen Biodiversität geführt hat. Sie leitet an der Eidgenössisch Technischen Hochschule Zürich (ETH) auch ein Konsortium zur Sequenzierung des SARS-CoV-2-Erregers und engagiert sich im Schweizer Covid-19-Expertengremium. Sie hat mitgearbeitet an der Entwicklung des R-Wertes, der die Ausbreitung eines Virus definiert. Mathematisch vorausberechnen lassen sich auch neue Infektionswellen und Virus-Mutationen.
Dominic Bresser: Die Batterie der Zukunft muss mehr können
Der zweite Preisträger des Jahres 2022, Dr. Dominic Bresser, beschäftigt sich mit elektrochemischen Energiespeichern für eine erfolgreiche Energiewende. Am Helmholtz-Institut Ulm erforscht der Physikchemiker, Jahrgang 1983, die Optimierung von Batterien, um sie zum Beispiel für die Elektromobilität nachhaltiger zu machen. Seine Arbeiten helfen, die Möglichkeiten der Speichertechnologien zu erweitern und dabei ressourcenschonende Lösungen zu finden. So forscht er zum Beispiel daran, Salzwasser zur großangelegten stationären Energiespeicherung zu verwenden.
Auch die Inhaltsstoffe von Batterien kommen auf den Prüfstand. Kobalt ist teuer und kommt zu großen Teilen aus dem Kongo. Kobalt reduzieren, dafür mehr Nickel einsetzten – diese Formel ist auch nicht ohne Probleme, da deutsche Firmen ihren Nickel bisher zu erheblichen Teilen aus Russland bezogen.