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Schweinfurt
Ihr Schicksal ist eng mit der Stadt Schweinfurt verbunden: Was diese acht Schweinfurterinnen besonders macht
Gästeführerin Claudia Helldörfer vor der Büste von Olympia Fulvia Morata in der Brückengasse in Schweinfurt.
Foto: Isabell Lier | Gästeführerin Claudia Helldörfer vor der Büste von Olympia Fulvia Morata in der Brückengasse in Schweinfurt.
Isabell Lier
 |  aktualisiert: 19.09.2022 02:35 Uhr

Starke Frauen gab es schon immer, egal wie emanzipiert das Frauenbild ihrer Zeit war. Das zeigt die Stadtführung „Geschichte made by women I – Frauen werden sichtbar“ von Gästeführerin Claudia Helldörfer. Die Idee entstand anlässlich der 25. Frauenwoche 2017. Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, Heide Wunder, schlug Helldörfer vor, eine Führung über bedeutsame Frauen aus Schweinfurt zu erstellen und durchzuführen. Die Führung damals war ein voller Erfolg und wird seitdem von der Tourist-Information Schweinfurt angeboten.

"Diese Frauen sind sehr, sehr unterschiedlich. Sie stammen aus ganz anderen Zeiten, aus unterschiedlichen sozialen Schichten, sie hatten völlig verschiedene Lebenswege. Aber eins hatten sie alle gemeinsam: Ihr Schicksal ist eng mit der Stadt Schweinfurt verbunden." Zwei Stunden führt Gästeführerin Claudia Helldörfer vom Marktplatz bis zum Schweinfurter Theater auf den Spuren "acht unbeugsamer Frauen".

Hexen und "wilde Damen": Starke Schweinfurterinnen vom 17. bis zum 19. Jahrhundert

Los ging die Führung am ehemaligen Schweinfurter Gefängnis mit der Vorstellung von Anna Markert, die erste Frau, die dort 1616 "historisch gesichert als Hexe gestorben ist". Anders als viele annähmen, seien nicht nur Frauen der Hexenverfolgung zwischen 1350 und 1750 zum Opfer gefallen. Rund 20 Prozent der 60.000 Opfer in Europa waren Männer. In Schweinfurt, so Helldörfer, seien 55 Personen der Hexerei beschuldigt worden, fünf – drei Männer und zwei Frauen – seien hingerichtet worden.

Im 16. Jahrhundert lebte Olympia Fulvia Morata in Schweinfurt, die heute als "Schweinfurts berühmteste Humanistin" bekannt ist. Ihre fließenden Lateinkünste, griechischen Dichtereien sowie ihr literarisches Werk machten sie zu einer der gebildetsten Frauen ihrer Zeit, so Claudia Helldörfer. Die gebürtige Italienerin kam durch die Hochzeit mit dem Schweinfurter Arzt Dr. Andreas Grundler in die Stadt, wo sie viel mit den Professoren der Schweinfurter Lateinschule zusammenarbeitete. Noch heute wirkt ihre Arbeit nach, denn ein Gymnasium wurde nach ihr benannt.

Am Geburtshaus von Friedrich Rückert stellt Helldörfer Rückerts Großmutter Sabina Barbara Stör vor. Sie führte ein für ihre Zeit außergewöhnliches Liebesleben. Ihre drei Töchter hatte sie von drei verschiedenen Männern, die zum Teil mehr als zehn Jahre jünger waren als sie. "Eine recht wilde Dame" scheint sie gewesen zu sein, erzählt die Gästeführerin lächelnd. "Kaum war ein Mann weg, war gleich der nächste da und dann gleich 13 Jahre jünger."

Im Gegensatz zu Stör hatte die Malerin Katharina Sattler nur eine große Liebe: Wilhelm Sattler, den ersten großen Industriellen Schweinfurts. "Mein Herz erbebte, meine Stunde schlug und mein Ehrenlos war entschieden", lautet der Tagebucheintrag an dem Abend, an dem sie ihren Zukünftigen kennenlernte, berichtet Helldörfer. Die Liebe hielt an, sie waren 50 Jahre verheiratet und hatten 14 Kinder. Durch den politischen und wirtschaftlichen Erfolg ihres Mannes waren die Sattlers eine der ersten Familien, die "so gelebt haben, wie vorher nur der Adel", erklärt Helldörfer.

Politik, Kultur, Bildung: Das 20. Jahrhundert wurde in Schweinfurt von Frauen geprägt

Die Geschichte von Zofia Malczyk ist wohl die Tragischste auf Claudia Helldörfers Führung. 1939, mit 14, kam sie als Zwangsarbeiterin nach Unterfranken, erzählt die Gästeführerin. Die "Initiative gegen das Vergessen" hat einen Gedenkstein errichtet und erinnert jedes Jahr an ihrem Todestag an den Mord an ihr in den letzten Kriegstagen während der Nazi-Diktatur.

Gretel Baumbach prägte mit ihrem "starken Sozialengagement" die Geschichte Schweinfurts. Als eine der ersten Frauen, so die Stadtführerin, war sie über 30 Jahre im Stadtrat und setzte sich für Familien- und Jugendthemen ein. Ihre politische Arbeit und ihr sozialer Einsatz für die Stadt wurden zu ihrem 80. Geburtstag 1975 mit der Ehrenbürgerschaft gewürdigt. Sie war damals die erste Ehrenbürgerin Schweinfurts. "Eine stets bescheidene und einfache Frau hat Großes geleistet", lobte sie der damalige Oberbürgermeister Georg Wichtermann.

Nicht in der Politik, sondern in der Kulturszene machte sich Nuscha Schönau einen Namen. Schon von klein auf wollte sie Schauspielerin werden. Das gelang, in ihrer Zeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts "war sie die berühmteste Schauspielerin Schweinfurts", betont Claudia Helldörfer.

Magrete Kallmanns Weg zur Oberstudienrätin war kein gewöhnlicher. Sie begann zunächst eine Lehre als Druckerin, wurde dann Grundschullehrerin und Diplomkauffrau. Nach dem Zweiten Weltkrieg leitete sie in Personlunion das Olympia-Morata-Gymnasium sowie die Mädchen-Mittelschule, das heutige Walther-Rathenau-Gymnasium und Realschule.

 
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