Zwei Stunden lang standen Tanja Glöckner-Pusic und Doris Berz am Samstagvormittag am Schweinfurter Obertor und hielten dabei ein Transparent mit einer schlichten, aber gewichtigen Statistik: "Der aktuelle Frauenanteil im Bundestag beträgt 31,5 Prozent." Dabei machen Frauen die Hälfte der Bevölkerung aus. Doch in der Politik sind sie unterrepräsentiert. Im Bayerischen Landtag ist der Frauenanteil noch geringer, moniert Doris Berz vom Bezirksfrauenrat bei Verdi. "Wir denken, die Bevölkerungsstruktur sollte abgebildet sein – vor allem in den Parlamenten." Dabei hapere es nicht nur daran, dass sich genug Frauen aufstellen ließen. Es würden doch vorwiegend die Männer gewählt, sagt Berz. Gerade in den Kommunen und Gemeinden gebe es "natürlich Frauen, die politisch interessiert sind". Aber viele würden sich nicht für die Gemeinderatswahl aufstellen lassen, weil es etwa an Kinderbetreuung fehle. "Es ist nicht so, dass Frauen nicht interessiert sind, es mangelt an der technischen Umsetzung. Da sollte etwas passieren."
Immerhin haben die Parteien für die Bundestagswahl 2021 mehr Frauen aufgestellt – gut 41 Prozent, zeigen Zahlen der Europäischen Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft (EAF), Berlin. Das ergibt ein Plus von fünf Prozent im Vergleich zu 2017. "Es ist ein Fortschritt im Schneckentempo", findet EAF-Vorstandsvorsitzende Dr. Helga Lukoschat. Je stärker die Partei mit internen Quoten (Grüne, Linke, SPD) abschneiden, desto weiblicher wird der Bundestag, ergab das Forschungsergebnis. Gegenteiliges ist der Fall, wenn die AfD viele Stimmen erhält: Je stärker die AfD im Bundestag vertreten sein wird, desto weniger Frauen wird es laut EAF im Bundestag geben.