
Wie berichtet, hatten Überflutungen aufgrund stundenlangen Starkregens bereits am Freitag die Gemeinden entlang des Volkach-Baches zwischen Steigerwald und Main hart getroffen. Besonders gravierend waren die Folgen in Michelau, Dingolshausen und Gerolzhofen. In Frankenwinheim war die Weidach über die Ufer getreten.
In Dingolshausen waren am Freitag auch spätabends noch zahlreiche Helfer – viele seit Stunden – im Einsatz, um betroffenen Bürgern zu helfen. "Wir erlebten in unserer Gemeinde wieder einen sehr guten Zusammenhalt", erklärte die Zweite Bürgermeisterin, Marion Heger, am Freitagabend vor Ort. "Was hier von unseren Feuerwehrleuten, dem THW, von zahlreichen freiwilligen Helfern und örtlichen Firmen und Gewerbetreibenden gemeinsam geleistet wurde – dafür ein ganz großes Lob."

Helfer füllten 1500 Sandsäcke
Beim Hochwassereinsatz am Freitag – der erste Alarm für die Feuerwehren kam gegen 9.15 Uhr – halfen neben etwa 30 Feuerwehrleuten aus Dingolshausen und Bischwind auch rund 30 freiwillige Helfer mit. Neben dem Auspumpen von Kellern oder dem Absichern von Straßen ging es vor allem um das Füllen von Sandsäcken. "Etwa 1500 wurden gefüllt", schätzte Feuerwehrkommandant Alexander Finster. Alle Gassen (außer der Schloßsteige) mussten gesperrt und mit Sandsäcken gesichert werden. Für das Warenlager der Raiffeisenbank, wo beispielsweise Kunstdünger lagert, bestand laut Information der Zweiten Bürgermeisterin entgegen anfänglichen Befürchtungen doch "keine Gefahr".

Laut Heger sei ein regionales Hochwasserkonzept "wichtiger den je". Ein solches ist bekannterweise in Arbeit. Heger ist froh über den renaturierten Bachlauf der Volkach. "Diese Wassermassen waren zwar auch für die eigens geschaffenen Überschwemmungsflächen zuviel", sagt sie. Sie ist sich aber sicher: "Wäre der Bach noch begradigt, hätten wir noch viel mehr Wasserprobleme gehabt."
Größte jemals gemessene Durchflussmenge
Laut Auskunft des Wasserwirtschaftsamts sei am Freitag "die größte jemals gemessene Durchflussmenge" an der Volkach bei Dingolshausen verzeichnet worden. Nach Angaben des Hochwassernachrichtendienstes erreichte der am Volkach-Pegel bei Dingolshausen registrierte Spitzenwert am Freitag um 12 Uhr einen Abfluss von 13 Kubikmetern pro Sekunde. Zum Vergleich: Ein Tag zuvor, zur gleichen Uhrzeit, waren 0,12 Kubikmeter.

Ein Aufruf von Bürgermeisterin Nicole Weissenseel-Brendler über die sozialen Netzwerke, hat am Freitagnachmittag seine Wirkung nicht verfehlt: Neben den erwähnten Freiwilligen unterstützten der örtliche Bäcker, die örtliche Pizzeria, ein Getränkehandel und Metzger mit Essen und Trinken die Helfer im Ort. Von einem "grandiosen" Helfereinsatz sprach die Bürgermeisterin in einer Stellungnahme an alle Unterstützer und dankte besonders der Baufirma Götz und Hauck, die den Sand zum Füllen der vielen Sandsäcke bereitstellte. Die Bauhofmitarbeiter Markus Müller, Jan Licha und Richard Scharf unterstützten ihre Feuerwehrkollegen tatkräftig.

Anwohner: "Wasser ist über die Sandsäcke gelaufen"
Maria Ungefug, die in einem Haus in der Straße "An der Volkach" wohnt, meinte am Freitagabend: "Wir haben Glück gehabt", obwohl bei ihr das Wasser bis im Flur stand. Ehemann Waldemar Stiller ergänzte, dass das Wasser "über die Sandsäcke gelaufen" ist. Reinhold von Falkenstein, der mit seiner Familie direkt am Bach wohnt, berichtete von "viel Wasser im Keller". Auch der Garten war "halb überflutet". Er lobte ausdrücklich die schnelle Hilfe von Feuerwehr und THW: "Die waren sehr schnell mit Sandsäcken vor Ort." Zwei angrenzende Hallen seien komplett überflutet gewesen. Die Schadenshöhe kann er noch nicht abschätzen. "Wir leben mit dem Bach", sagte er abschließend.

Feuerwehrkommandant Alexander Finster war sich sicher: "Solche Einsätze zeigen, dass die Einsatzstärke der Ortswehren extrem wichtig sind." Er lobte außerdem "den Zusammenhalt der Wehren untereinander" und "die große Leistungsbereitschaft aller Beteiligten". Die Dingolshäuser Feuerwehrleute waren über zwölf Stunden im Einsatz. Vom Wasserwirtschaftsamt hat Finster erfahren, dass es ein "Jahrhunderhochwasser" gewesen sei, das den Ort am Freitag traf.
Angeschwemmtes Gestrüpp bereitet Sorgen
Norbert Götz, Vorsitzender des örtlichen Fußballvereins, hoffte, "dass das Wasser vom Spielfeld möglichst schnell wieder abfließt, denn sonst verfault uns der Rasen". Angeschwemmtes Gestrüpp und Dreck sei ein weiteres Problem.

Michael Wolf, Bürgermeister von Michelau, gab am Freitagabend ebenfalls eine erste Stellungnahme ab: "Das Wasser ist abgeflossen, wir konnten mit den Aufräumarbeiten starten." Ein großer zusätzlicher Regenguss hätte gegen 16 Uhr allerdings zum "zweiten Mal am Tag unsere Balthasar-Neumann-Straße geflutet". 15 Feuerwehrleute, "und alles was zu Hause war", hätten tatkräftig mit angepackt, lobte der Bürgermeister. "Die Menschen bei uns im Ort, wissen, was zu tun ist, wenn das Wasser kommt."

Bürgermeister freut die spontane Hilfsbereitschaft
Was Wolf besonders freut: "Die Frauen richteten Brotzeiten, brachten Kuchen und unterstützten so die Helfer tatkräftig." Er dankte bei einem Besuch im Feuerwehrhaus den Helfer für "ihre großartige Leistung". Unterstützung erhielten die Michelauer Feuerwehrleute von Kollegen aus Brünnstadt und Pusselsheim. Auch die Feuerwehr Hundelshausen war zunächst nach Michelau alarmiert worden, musste dann aber in Hundelshausen selbst gegen das Hochwasser antreten.
In einer von der Feuerwehr Gerolzhofen auf deren Webseite veröffentlichten Bilanz zur Hochwasserlage berichtet diese von 32 Einsatzstellen, an denen ihre Kräfte am Freitag halfen. 13 Stunden lang waren die Ehrenamtlichen im Einsatz, bis gegen 21.30 Uhr am Freitag alle Fahrzeuge wieder einsatzklar in der Fahrzeughalle standen.
Hilfe kam von vielen Stellen
Bei der Abarbeitung der Einsätze im Ortsgebiet Gerolzhofen unterstützten die Feuerwehren Grafenrheinfeld mit dem modularen Gerätesatz Hochwasser , Rügshofen, Schwebheim und Sulzheim. Zudem waren die THW-Ortsverbände Gerolzhofen und Schweinfurt, der Rettungsdienst, die BRK-Wasserwacht Schweinfurt mit Fachberater und Wasserrettern, die Polizei Unterfranken, das Staatliche Bauamt Schweinfurt, der Kreisbauhof des Landkreises Schweinfurt, das Wasserwirtschaftsamt Schweinfurt, die Bürgermeister der Stadt Gerolzhofen sowie der Landrat Florian Töpper vor Ort, bedankt sich bei diesen die Gerolzhöfer Wehr.
Auf der anderen Seite waren Einheiten des Katastrophenschutzes der Feuerwehr Gerolzhofen überörtlich im Einsatz, etwa zur Unterstützung der Feuerwehr Stadelschwarzach (Lkr. Kitzingen) mit dem Löschfahrzeug-Katastrophenschutz. Zudem übernahm die Wehr diverse Logistikaufgaben für die Feuerwehren Dingolshausen und Frankenwinheim, indem sie Sandsäcke, Tragkraftspritzen und Chemikalienbindemitteln dorthin brachte. "Nicht zuletzt war der Personalaufwand sehr aufwendig und für jeden Helfer körperlich anstrengend", berichtet die Gerolzhöfer Stützpunktwehr.