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Gerolzhofen
Hitze und extreme Trockenheit: Behörden beobachten die Lage im Landkreis Schweinfurt
Laut Wasserwirtschaftsamt ist es eine "alarmierende Situation". Das Landratsamt wird in den kommenden Tagen wohl mit Anordnungen zum Schutz des Wassers reagieren.
Das Regenüberlaufbecken am Südrand des Gerolzhöfer Neubaugebiets 'Am Nützelbach I' hat schon lange kein Wasser mehr gesehen. Rund um den Überlauf aus Beton kämpfen noch einige Schilfhalme ums Überleben.
Foto: Klaus Vogt | Das Regenüberlaufbecken am Südrand des Gerolzhöfer Neubaugebiets "Am Nützelbach I" hat schon lange kein Wasser mehr gesehen. Rund um den Überlauf aus Beton kämpfen noch einige Schilfhalme ums Überleben.
Klaus Vogt
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:44 Uhr

Ausbleibende Niederschläge und die außergewöhnlich hohen Temperaturen sorgen dafür, dass inzwischen die ersten kleineren Bäche kaum noch Wasser führen oder gleich ganz trockenfallen. Für die Lebewesen, die in diesen Ökosystemen auf das Wasser angewiesen sind, ist es ein Desaster. Wasserwirtschaftsamt und Landratsamt Schweinfurt haben die Lage im Blick. Die Kreisbehörde wird in den kommenden Tagen wohl mit Anordnungen zum Schutz des Wassers reagieren.

Der aktuelle Niedrigwasserstand lässt sich auch an der Mess-Stelle des Wasserwirtschaftsamts Bad Kissingen am Volkachbach bei Dingolshausen ablesen. Die Werte sind im Internet für jedermann verfügbar. Momentan fließen im Bach, der sich nur noch ausschließlich aus zu Tage tretendem Grundwasser speist, 19 Liter die Sekunde talwärts. Dies ist deutlich weniger als der Wert des durchschnittlichen Niedrigwasserabflusses, der mit 35 Liter berechnet wurde.

Rückläufige Tendenz

Schaut man sich die vergangenen Wochen an, so ist klar eine rückläufige Tendenz beim Wasserabfluss zu erkennen: Anfang April gab es nach ergiebigen Niederschlägen noch Mengen zwischen 616 und 939 Litern in der Sekunde. Ab Mitte April, mit 130 Litern, geht die Wassermenge stetig zurück. Anfang Mai waren es nur noch 73 Liter, Ende Mai dann 40 Liter. Im Juni blieb die Menge bei 25 Litern noch recht konstant, um sich jetzt auf 19 Liter erneut zu verringern. Zum Vergleich: Die übers Jahr errechnete mittlere Abflussmenge im Volkachbach beträgt 118 Liter in der Sekunde. Bei einem großen Hochwasser können auch schon mal 7000 Liter in der Sekunde das Tal hinunter rauschen.

Von einer "alarmierenden Situation" spricht Andreas Kirchner, für Stadt und Landkreis Schweinfurt zuständiger Abteilungsleiter am Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen. Sein Amt könne als beratende Fachbehörde keine entsprechenden Anordnungen erlassen. Dafür seien die Landratsämter zuständig. Man habe sich aber am Montagvormittag bereits zusammengeschaltet und habe es auf dem Schirm, so Kirchner, in welchen Landkreisen die Situation besonders kritisch zu werden droht. 

Die Trockenheit ist extrem. Waldemar Wiederer hat bei einem Spaziergang in der Flur von Rügshofen diesen starken Riss in der Fahrspur eines Feldwegs entdeckt.
Foto: Waldemar Wiederer | Die Trockenheit ist extrem. Waldemar Wiederer hat bei einem Spaziergang in der Flur von Rügshofen diesen starken Riss in der Fahrspur eines Feldwegs entdeckt.

Gesetzliche Regeln gelten immer

Auch wenn es noch keine aktuellen Anordnungen aus dem Landratsamt gibt, so gelten entlang von Gewässern doch auf jeden Fall die allgemeinen gesetzlichen Regelungen. Das heißt konkret: Ungenehmigte Einbauten im Bachbett zum Aufstauen des Wassers und die Wasserentnahme aus den Gewässern mittels Pumpen oder gar mittels Saugwagen sind grundsätzlich nicht zulässig. Solche Wasserentnahmen bedürfen einer vorherigen wasserrechtlichen Erlaubnis, die bei extremer Trockenheit aber jederzeit widerrufen werden kann. Wasserentnahmen ohne eine solche Erlaubnis sind eine Ordnungswidrigkeit und können mit erheblichen Bußgeldern geahndet werden,

Erlaubt im Rahmen des so genannten "Gemeingebrauchs" sind an Bach oder See lediglich Handschöpfungen mit Eimern oder Gießern sowie Entnahmen mittels Handpumpen. Aber auch dies ist nur insoweit zulässig, wenn dadurch keine erheblichen Beeinträchtigungen des Gewässers und seiner Ufer sowie der Tier- und Pflanzenwelt zu erwarten sind. Dies gilt auch für das Entnehmen von Wasser in geringen Mengen für das Tränken von Vieh oder den häuslichen Bedarf in der Landwirtschaft. Diese Nutzungen sind derzeit nur bei Fließgewässern mit noch ausreichender Wasserführung möglich.

Der Nützelbach am südlichen Stadtrand von Gerolzhofen fällt gelegentlich trocken. Das hat aber nichts mit der derzeitigen Wasserknappheit zu tun.
Foto: Klaus Vogt | Der Nützelbach am südlichen Stadtrand von Gerolzhofen fällt gelegentlich trocken. Das hat aber nichts mit der derzeitigen Wasserknappheit zu tun.

Schuld sind die Biber

"Der Nützelbach ist ausgetrocknet", postete der stellvertretende Landrat und Gerolzhöfer Stadtrat Thomas Vizl (Geo-net/Grüne) am Sonntagabend in Facebook. Er illustrierte dies mit einem Foto des wasserleeren Bachs. Dies sei eine Folge des anhaltenden Regenmangels und des Klimawandels, meinte Vizl. Dies trifft aber nicht zu. Nach Angaben des Gerolzhöfer Stadtgärtners André Ditterich sind vielmehr die Biber am Oberlauf des Bachs daran schuld, dass mehrmals in der Woche kein Wasser mehr im Bach ist.

Denn im Bereich der Biberburg stauen die Tiere regelmäßig den Nützelbach auf, so dass das Bachwasser komplett in den See läuft. Zwei- bis dreimal in der Woche müssen deshalb speziell geschulte Mitarbeiter des Bauhofs den Biberdamm wieder einkürzen, damit wieder Wasser in den Bach läuft, berichtet Ditterich. Dies geschah wieder am Montag. Und seitdem fließt wieder das Wasser im Nützelbach.  

 
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  • K. F.
    die anhaltende Trockenheit wird wirklich langsam zur Plage. Seit Anfang Mai kaum noch Regen, die Sonnenblumen sind heuer auch nur halb so groß. Der Mais winzig, die Traubenernte wird wohl auch der Trockenheit zum Opfer fallen, wenn nicht bald mal Regen kommt.
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  • G. S.
    Na, da bin ich ja erleichtert, dass daran die Biber Schuld sind. Da sind wir ja wenigstens noch handlungsfähig.
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