
Die Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) wird ausgeweitet. Bislang wird sie an 22 Schulen in Trägerschaft des Landkreises Schweinfurt sowie an weiteren Schulen in der Stadt Schweinfurt geleistet, um Kinder und Jugendlichen mit Problemen im Schulalltag weiterhelfen zu können. Jetzt wird dieses Angebot auch auf Gymnasien ausgedehnt, nachdem der Freistaat auch dafür Personalkostenzuschüsse gewährt. Eine Zusage gibt es nun für das Celtis-Gymnasium, nachdem der Jugendhilfeausschuss des Landkreises dem Antrag zugestimmt hat.
Der Bedarf bestehe schon länger, verwies der stellvertretende Jugendamtsleiter Oliver Pfister auf eine zurückliegende Anfrage aus dem Celtis-Gymnasium, dem einzigen Gymnasium, für das der Landkreis Schweinfurt zuständig ist . Mit den geänderten Richtlinien könne man nun das Angebot ab dem Schuljahr 2024/25 einrichten.
Ersetzt Sozialarbeit den Erziehungsauftrag der Eltern?
"Verwundert" zeigte sich Kreisrätin Barbara Göpfert (CSU), dass Jugendsozialarbeit auch an Gymnasien notwendig sei und äußerte ihr Unverständnis, dass Eltern offenbar ihre Kindern nicht richtig erziehen könnten und Erziehungsarbeit zunehmend auf die Schulen abwälzten. Birgit Schmitt (Grüne) verweis darauf, dass Mittelschülerinnen und -schüler unabhängig von der Erziehung eben andere Probleme hätten als etwa Gymnasiastinnen und Gymnasiasten.
Pfisters Zahlen legten den unterschiedlichen Bedarf dar. So beanspruchten an Mittelschulen 19 Prozent der Schülerschaft, also fast jeder oder jede Fünfte, die JaS, während es an Grundschulen 10 Prozent und an Realschulen 10 bis 12 Prozent seien. Für das Celtis erwartet er einen Bedarf bei 5 bis 7 Prozent der Schülerinnen und Schüler. Bei 681 Personen bedeutet dies eine erwartete Fallzahl von etwa 35, die mit einer 0,6-Stelle abgedeckt werden soll. An Personalkosten rechnet das Landratsamt mit 46.000 Euro im Jahr, von denen der Freistaat 9800 Euro übernimmt.
Auch am Gymnasium: Viele Schülerinnen und Schüler sind unkonzentriert
Inhaltlich hatte die Schule detailliert vorgearbeitet und eine anonyme Umfrage in der Lehrerschaft organisiert. Demnach beobachtete sie bei mehr als 100 jungen Menschen Unkonzentriertheit im Unterricht, bei etwa 50 Probleme beim Aufbau von Beziehungen und ebenso bei 50 ein Rückzugsverhalten. Bei den ermittelten Problemlagen der Schülerinnen und Schülern herrschten vornehmlich die Situation in alleinerziehenden Haushalten, erlittene Traumata und die Folgen von Scheidung/Trennung der Eltern vor.
Kritische Fragen gab es im Ausschuss zur Finanzierung, nachdem die Jugendsozialarbeit eigentlich eine staatliche Aufgabe wäre und, wie etwa das Lehrpersonal, komplett aus staatlichen Mittel finanziert werden müsste. Landrat Florian Töpper (SPD) sieht das inhaltlich genauso, hält diesen Standpunkt in der Praxis aber für nicht durchsetzbar. Deswegen habe man sich dazu entschlossen, angesichts der Lebenswirklichkeit der Schülerinnen und Schüler selbst den Großteil der Kosten zu übernehmen: "Wir wollen uns nicht wegducken." Dass der präventive Charakter von JaS Wirkung zeigt, wie es schon in früheren Sitzungen von Kreisgremien erläutert worden ist, war auch im Jugendhilfeausschuss unstrittig.