Seit dem Abend des 8. Januar ist das Haus unbewohnbar. Gegen 18.30 Uhr stand der Dachstuhl des Eckhauses in der Ludwigstraße in Flammen. Die Feuerwehr löschte mit einem Großaufgebot bis in die Nacht. Vielen Nachbarn fiel damals die Drohne auf, die weitere Glutnester suchte.
Unter dem Dachstuhl hat das Haus noch drei weitere Stockwerke, die bis zum Brand bewohnt wurden. Insgesamt haben fünf Familien hier gelebt. Das Gebäude ist inzwischen vollständig eingerüstet. Von der Rückseite aus sieht man vom Dach stellenweise nur noch die Überreste der Holzkonstruktion. Durch die großen Mengen Löschwasser seien alle Wohnungen des Gebäudes unbewohnbar, berichtet Viktoria Kipke, die Nichte einer Bewohnerin, der Redaktion.
Psychische Belastung und viel Arbeit
Gemeinsam mit ihrem Bruder startete sie eine GoFundMe-Spendenkampagne zur Unterstützung der Familie ihrer Tante. Mit ihren zwei erwachsenen Söhnen und ihrem elfjährigen Sohn wohnte sie im Stockwerk direkt unter dem Dachstuhl. Weil das gesamte Haus jetzt einsturzgefährdet sei, könnten die Bewohner nur noch zu abgesprochenen Zeiten kurz ins Haus, um ihr Hab und Gut herauszuholen.
Möbel und Inventar seien allerdings sowieso nicht mehr zu gebrauchen, sagt Kipke. Bis auf die waschbare Kleidung müsse fast alles weggeschmissen werden. Für die Wohnungssuche, Einrichtung und die weiteren Kosten haben sie und ihr Bruder allein online schon über 3000 Euro gesammelt. Außerdem hätten bereits viele Bekannten und Kollegen Sachspenden angeboten. Ohne Wohnung gäbe es dafür allerdings keine Lagermöglichkeit.
Für ihre Tante sei die ganze Situation "psychisch sehr belastend", sagt Kipke. Erst im letzten Jahr sei ihr Mann gestorben, "und jetzt auch noch das". Zurzeit seien sie und ihre Söhne bei Verwandten untergekommen. Aus Platzgründen hätten sie sich jedoch aufteilen müssen. Wegen der Wohnungssuche habe es ihres Wissens nach schon Kontakt mit der Stadt Schweinfurt und der Stadt- und Wohnbau GmbH (SWG) gegeben.
Viele Dokumente sind durch Feuer und Löschwasser verloren gegangen
Auch für eine zweite, fünfköpfige, Familie aus dem Haus gibt es eine Spendenkampagne auf GoFundMe. Diese wurde offenbar von einer Tochter von Umit Gorgulu erstellt. Als "King Gogo" ist er auf Social Media aktiv. Auf Instagram berichtet er von der verzweifelten Wohnungssuche und der Hilfe von der Stadt.
So berichtet er in einem Video etwa, dass durch den Brand und das Wasser auch viele Dokumente und Unterlagen fehlen würden oder beschädigt seien. Für diese Unterlagen müsse er dann wieder aufs Rathaus gehen. "Sie kommen uns schon entgegen, aber diese Warterei...", zeigt er sich in der Instagram-Story betroffen.
SWG und Stadt Schweinfurt helfen bei der Wohnungssuche
Der Redaktion gegenüber bestätigt eine Sprecherin der SWG, dass das städtische Wohnungsunternehmen mit den betroffenen Familien im engen Austausch stünde. "Wir versuchen jetzt sehr schnell zu helfen", sagt die Sprecherin. Da es aber nicht nur um Übergangslösungen, sondern langfristige Mieten gehe, müssten die Angebote auch von beiden Seiten passen.
Vier der fünf betroffenen Familien hätten sich inzwischen auch bei der SWG wohnungssuchend gemeldet. Teilweise seien schon Angebote hinausgegangen, sagt die Sprecherin. Auch die Stadt Schweinfurt bestätigt, dass allen betroffenen Mietparteien inzwischen Wohnraum angeboten oder eine andere Lösung gefunden wurde. Die Wohnungslosenhilfe der Stadt habe dabei eng mit den betroffenen Familien und einem "Wohnungslosenhilfe-Netzwerk" zusammengearbeitet.