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Schweinfurt
Hilfe für Angehörige und Pflegebedürftige: Was der Pflegestützpunkt in Schweinfurt macht
Die Nachfrage sei drastisch gestiegen, sagt die Leiterin über die Situation in Schweinfurt. Welchen Einfluss die jüngsten Kündigungen bei der Diakonie haben.
Der Pflegestützpunkt in Schweinfurt ist eine Trägergemeinschaft der Stadt Schweinfurt, des Landkreises Schweinfurt, der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen und des Bezirks Unterfranken.
Foto: Lisa Marie Waschbusch | Der Pflegestützpunkt in Schweinfurt ist eine Trägergemeinschaft der Stadt Schweinfurt, des Landkreises Schweinfurt, der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen und des Bezirks Unterfranken.
Lisa Marie Waschbusch
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:48 Uhr

Petra Licha-Hofmann ist stolz. Stolz, dass es den Pflegestützpunkt in Schweinfurt nun schon seit elf Jahren in den Räumlichkeiten am Schrotturm gibt. Die Anlaufstelle für Fragen rund um das Thema Pflege ist eine Trägergemeinschaft der Stadt Schweinfurt, des Landkreises Schweinfurt, der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen und seit 2019 auch des Bezirks Unterfranken. Doch was macht der Pflegestützpunkt eigentlich und wer kann sich an ihn wenden?

Das Angebot richtet sich an Personen aller Altersgruppen: Nicht nur Senioren und deren Angehörige, sondern auch Eltern mit pflegebedürftigen Kindern können sich an den Pflegestützpunkt wenden. Auch Personen, die noch keinen Pflegegrad haben, werden beraten. "Wenn jemand zum Beispiel sagt, er kriegt seine Tabletten nicht mehr gerichtet, dann ist das keine Leistung der Pflegekasse, sondern der Krankenkasse", erklärt Licha-Hofmann. Gleiches gelte beispielsweise auch für das Anziehen von Kompressionsstrümpfen. Die Pflegekasse greife erst ein, wenn ein Pflegegrad bestehe. Viele Hilfsmöglichkeiten lassen sich über ein Rezept und die Krankenkasse umsetzen.

Welche ambulanten, teilstationären und stationären Angebote es gibt

Es ist eine lange Liste an Arbeitsbereichen, die Petra Licha-Hofmann aufzählt. In erster Linie beraten sie und ihr Team Hilfesuchende darüber, welche ambulanten, teilstationären und stationären Angebote sowie welche finanzielle Unterstützung es gibt. Als zertifizierte Wohnraumberaterin für den Stadtbereich besucht die 59-Jährige zudem die Hilfsbedürftigen zu Hause und gibt Tipps, wie sich der Wohnraum optimieren lässt – sei es die Breite der Türen oder ein möglicher Badumbau.

Ein großer Teil der Arbeit, berichtet Licha-Hofmann, bestehe auch aus Entlastungsgesprächen, "wenn jemand völlig am Limit ist". Die Pflegestützpunktleiterin erlebt es oft, dass die Angehörigen ein schlechtes Gewissen plagt, wenn sie die Pflegebedürftigen beispielsweise zu einer Tagespflege geben – selbst, wenn es nur einmal pro Woche ist. Aber, sagt sie: Es sei wichtig, auch mal an sich selbst denken, um neue Kraft zu tanken.

Klare Unterscheidung zwischen "Beraten" und "Informieren"

Licha-Hofmann unterscheidet klar zwischen "Beraten" und "Informieren". Es sei ein "Riesenspektrum in der Pflegeberatung" und alles könne man nicht hundert prozentig wissen. Die Pflegestützpunkt-Leiterin nennt ein Beispiel: "Wir können grob erklären, was eine Vorsorgevollmacht bedeutet, aber wenn jemand tiefergehende fachliche Informationen haben will, dann leiten wir das an die Betreuungsstellen weiter – die Stadt oder den Landkreis." Denn: Berate man falsch, könne das auch rechtliche Konsequenzen haben.     

Leitet den Pflegestützpunkt in Schweinfurt: Petra Licha-Hofmann.
Foto: Lisa Marie Waschbusch | Leitet den Pflegestützpunkt in Schweinfurt: Petra Licha-Hofmann.

Insgesamt, sagt Licha-Hofmann, habe sich die Nachfrage nach Hilfe drastisch erhöht. Lag die Zahl der jährlichen Beratungen sonst zwischen 950 und 1000, sei sie im vergangenen Jahr um etwa zehn Prozent gestiegen. Mitte August dieses Jahres seien es bereits 836 gewesen. "Viele Pflegende haben die Zeit nicht, extra herzukommen", berichtet Licha-Hofmann. Deshalb biete man auch telefonische Beratungen an. Alle Beratungen sind kostenfrei und schweigepflichtsgebunden.

Licha-Hofmann: Die ambulanten Pflegedienste in Schweinfurt sind am Limit

Als die Diakonie in Schweinfurt jüngst zahlreiche Pflegeverträge aus heiterem Himmel gekündigt hatte, riefen viele Betroffene im Pflegestützpunkt an. "Die Leute haben angerufen und gesagt, sie suchen einen neuen ambulanten Dienst", berichtet Licha-Hofmann. "Wir haben dann Adressen herausgegeben." Mit schlechtem Gewissen, wie sie auch sagt. "Weil wir wissen, die ambulanten Dienste sind selbst am Limit." 

Das zeige sich in vielen Bereichen. "Es gibt Leute, die einen Pflegegrad eins haben und damit nichts mehr anfangen können", sagt Licha-Hofmann und nennt gleich den Grund mit: "Die ambulanten Dienste können das nicht mehr leisten." Sie müssten Personen priorisieren, die einen höheren Bedarf haben. Gleiches gelte für Beratungsgespräche, die bei Pflegegrad eins bis zwei halbjährlich, bei Pflegegrad drei bis fünf vierteljährlich verpflichtend sind. "Da rufen die Betroffenen an, dass sie nicht einmal mehr dafür jemanden finden."

Waren Wünsche früher möglich, ist heute Flexibilität gefragt

Das Problem sei dann, dass die Pflegekassen die Leistungen kürzen können, werde das Beratungsgespräch nicht abgehalten. Licha-Hofmann ist mit einigen Kassen in Schweinfurt in Verbindung getreten, wie sie sagt. "Wenn die Betroffenen sich bemüht und nachgefragt haben und dann eine Absage bekommen, dann müssen sie sich nochmal mit der Pflegekasse in Verbindung setzen und sagen, ich kann zum jetzigen Zeitpunkt keinen Termin bekommen", erklärt die 59-Jährige. Dann könne die Kasse die Bemühungen sehen. "Die Angehörigen können ja nichts dafür, dass niemand da ist, der die Beratungsgespräche machen kann."

Essenziell sei es, flexibel zu sein – etwa bei den Zeitfenstern, in denen sich der Pflegedienst ankündigt. "Früher waren solche Wünsche möglich. Mittlerweile muss man froh sein, wenn überhaupt dann jemand kommt", erklärt Licha-Hofmann. Da müsse man immer wieder Gespräche führen. "Da versuchen wir auch Mittler zu sein zwischen den Betroffenen und den Diensten."

 
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