Eine eigene Firma besitzen, noch bevor man den Uni-Abschluss in der Tasche hat. Davon mögen manche Studierende träumen. Doch Realität wird dieser Traum für die wenigsten. Marvin Erhard aus Gerolzhofen dagegen ist dies gelungen. Vor wenigen Wochen hat der 26-Jährige mit seinem Startup "Malu Polarfuchs" eine GmbH gegründet.
Die Geschäftsidee, mit der Erhard an den Markt geht, ist nichts nichts grundlegend Neues oder gar Revolutionäres. Vergleichbare Anwendungen für Rückenschmerzen gibt es bereits auf dem Markt. Es handelt sich dabei im Kern um Wärmekissen. Doch diese sind – und hier kommen wir zu den dann dann doch interessanten Details des Produkts – zu einem Gurt verarbeitet. Die Wärmekissen lassen sich also bequem so am Oberkörper platzieren, dass sie den Rücken nicht nur wärmen. Sie verrutschen dann auch nicht mehr und bleiben dort, wo es schmerzt und die Wärme Linderung bringen soll.
Beste unter 14 konkurrierenden Geschäftsideen
Entwickelt hat Erhard diese Geschäftsidee zunächst einmal nicht, um damit den Grundstein für eine unternehmerische Karriere zu legen. Der 26-Jährige studiert an der Universität Bayreuth Sportökonomie und möchte dort Ende diesen Jahres sein Master-Studium beenden. Zusammen mit einem Kommilitonen, Luca Marquardt, hat er am Fünf-Euro-Business-Wettbewerb der Uni teilgenommen. Im Februar 2023 gewannen die beiden den Gründerwettbewerb mit eben jenem Wärmegurt. 14 Teams hatten sich am Wettbewerb beteiligt.
Was die Jury neben dem gesundheitsfördernden Nutzen und der Funktionalität des Produkts ebenfalls überzeugte, ist dessen Nachhaltigkeit, wie Erhard berichtet. Denn es war von Anfang an das Ziel der beiden Studenten, für den Wärmegurt soweit möglich natürliche oder recycelte Materialien zu verwenden. Die Kissen, die im Gurt stecken, sind beispielsweise mit Dinkelkörnern und Rapssamen gefüllt. "Die halten die Wärme zwei bis drei Stunden", sagt Erhard. Sie eignen sich damit für ihren Zweck auch besser als Materialien, die in gebräuchlichen Wärmekissen stecken. Kirschkernkissen etwa, so berichtet Erhard, seien gewöhnlich schon nach einer halben Stunden wieder fast kalt.
Plastikmüll wird zu einem neuen Produkt
Der waschbare Gurt, aus dem die Wärmekissen herausgenommen werden können, besteht aus 55 Prozent Meeresplastik. Das ist aus dem Wasser gefischter Plastikmüll, der als Treibgut im Meer Umwelt und Tiere gefährdet. Deshalb darf der Wärmegurt made in Franken auch das Seaqual-Label tragen. Dieses erhalten Produkte, die Meeresplastik verarbeiten und so dazu beitragen, die Vermüllung der Meere wenigstens etwas zu reduzieren.
Bislang steckt die Produktion des nachhaltigen Wärmegurts, der circa 65 Euro kostet, noch in den Kinderschuhen. Sie soll im Lauf der kommenden Wochen erst anlaufen. Wenn es nach Erhard geht, soll daraus auch keine Massenfertigung entstehen. Er plant, sein Produkt nicht groß auf Vorrat herstellen zu lassen. Beteiligt sind am Produkt insgesamt fünf Firmen aus dem Raum Bayreuth. Von dort stammen auch die verwendeten Materialien, bis auf das Füllmaterial, das etwas weiter entfernt wächst, wie Erhard sagt. Die Fertigung des Wärmegurts erfolgt vollständig in Handarbeit. Genäht wird er von der Änderei in Bayreuth, einer Schneiderei, die für Erhards Produktidee ein offenes Ohr hatte und bereit war, auch Kleinserien zu fertigen.
Werbung in Sozialen Medien und Arztpraxen
Für sein noch ganz junges Unternehmen plant der 26-jährige Student aus Gerolzhofen keine breit angelegte Werbekampagne. Er setzt auf Soziale Medien, möchte aber auch Flyer in Arzt- und Physio-Praxen auslegen. "Ich möchte das wirklich lieber als kleines Unternehmen nebenbei betreiben", sagt Erhard. Sein eigentliches Berufsziel bleibe weiter ein Job im Bereich Sportmanagement, "quasi als sicheres berufliches Standbein".
Dennoch würde er sein Produkt gerne weiterentwickeln und hat dafür bereits Ideen. So möchte er eine Möglichkeit finden, für eine Variante des Wärmegurts, die gefüllten Stoffsäckchen gegen eine kleine Wärmflasche auszutauschen. Zudem schwebt ihm vor, ein Sonderprodukt für Frauen mit Regelschmerzen anzubieten.
Mitstreiter überlässt Firmengründer gerne das Feld
Dass er "Malu Polarfuchs" allein gegründet hat, ohne den an der Business-Idee beteiligten Kommilitonen, liegt nicht etwa daran, dass die beiden Zoff miteinander gehabt hätten oder über das Startup uneins war. "Luca ist kürzlich ins Ausland gegangen und hat sofort zugestimmt, dass ich das Unternehmen alleine gründe", sagt Erhard. Er macht auch keinen Hehl daraus, dass sie die Geschäftsidee gemeinsam ausgetüftelt und fortentwickelt haben. "Wir haben mit einer guten Idee angefangen und sind mit einer noch besseren Idee rausgekommen", umschreibt er das Ergebnis ihrer gemeinsamen Anstrengungen für den Gründerwettbewerb.
Die Initialzündung zum Wärmegurt stammt übrigens auch von Luca Marquardt, besser gesagt von dessen Vater. Denn dieser leidet unter Rückenschmerzen und ärgerte sich darüber, dass die Wärmekissen, die er auf die schmerzenden Stellen legte, ständig verrutschten und nie dort blieben, wo sie sollten. Was lag da also näher, als die Kissen mithilfe eines Gurts zu fixieren.
Weitere Informationen zum Wärmegurt von "Malu Polarfuchs" finden sich auf der Internet-Seite des Unternehmens (www.malu-polarfuchs.de), die derzeit überarbeitet wird. Vorbestellungen sind laut Marvin Erhard möglich.