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Traustadt
Preisgekrönte Geschäftsidee: 17-Jähriger aus Traustadt hat mit Englisch-Lernplattform Unternehmen gegründet
Menschen, die gemeinsam eine Fremdsprache lernen möchten, weltweit übers Internet verbinden. Diese Idee ist Grundlage von Jakob Hebenstreits Unternehmen.
Jakob Hebenstreit aus Traustadt hat als 17-Jähriger ein Unternehmen gegründet. Seine Geschäftsidee heißt 'DiscussTime', eine Online-Plattform zum Lernen der englischen Sprache.
Foto: Michael Mößlein | Jakob Hebenstreit aus Traustadt hat als 17-Jähriger ein Unternehmen gegründet. Seine Geschäftsidee heißt "DiscussTime", eine Online-Plattform zum Lernen der englischen Sprache.
Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:58 Uhr

Jakob Hebenstreit aus Traustadt ist weder ein Wunderknabe, noch ein Wirtschaftsgenie. Doch der 17-Jährige besitzt unternehmerischen Mut, der vielen fehlt. Das unterscheidet den Jugendlichen von den Ungezählten, die gleichfalls eine gute Geschäftsidee haben – sich aber nie trauen, diese tatsächlich anzupacken und umzusetzen.

Gerade die jungen unter ihnen möchte Jakob Hebenstreit animieren, es ihm gleichzutun und ihr eigenes Unternehmen zu gründen. Was kann er denn schon verlieren, fragt er sich. Er hat schließlich noch sein ganzes Leben vor sich.

Mutig ist er bereits im vergangenen Jahr gewesen. Da hatte er mit seiner Geschäftsidee "DiscussTime" an einem Businessplan-Wettbewerb teilgenommen. Erfolgreich. Im Juni gewann er, wie berichtet, in dem Wettstreit um die beste Gründer-Idee junger Menschen aus ganz Deutschland in der Kategorie "Education". Sein Lohn waren nicht nur 10.000 Euro Preisgeld, sondern – was unbezahlbar ist – auch jede Menge Erfahrung und Kontakte zu erfahrenen Unternehmerinnen und Unternehmern. Seitdem weiß er: "Du musst rausgehen und dich und deine Idee präsentieren."

Geschäftsidee sollte unbedingt auf den Markt

Schon bevor der 17-Jährige aus Traustadt wusste, wie der Businessplan-Wettbewerb für ihn ausgeht, stand für den Schüler des Egbert-Gymnasiums in Münsterschwarzach eines fest: Er möchte "DiscussTime" unbedingt auf den Markt bringen und mit seiner Geschäftsidee ein eigenes Unternehmen gründen.

Verkürzt dargestellt bietet "DiscussTime" (www.discusstime.com) im Internet eine Plattform, auf der Menschen aus aller Welt und jeden Alters die englische Sprache üben können, und zwar in Form aktiver Anwendung. Das heißt, wer sich auf der Plattform registriert, kann sich dort in unterschiedlichen Funktionsstufen entweder mit einem per Zufallsprinzip vom Computerprogramm ausgewählten anderen Menschen auf Englisch unterhalten, oder aber auch in einem "Self-Talk" genannten Modus das Englisch-Sprechen üben, alleine mit der Maschine.

"Das läuft jetzt alles ganz ruhig und ich habe keinen Aufwand damit."
Jakob Hebenstreit, Gründer von "DiscussTime"

So einleuchtend und praxisnah diese Lernplattform auf den ersten Blick erscheint, so überraschend ist die Erkenntnis, dass es etwas in dieser Form laut Jakob Hebenstreit vorher noch nicht gab. So sei er im Corona-Lockdown im Frühjahr 2020 auch überhaupt erst auf die Idee gekommen, ein solches Angebot zu schaffen. Zuvor hatte er selbst vergeblich nach einer leicht zugänglichen Möglichkeit gesucht, sein Englisch zu verbessern. Gefunden hatte er trotz allen Suchens jedoch nichts Passendes.

Auf dem Fahrrad ging's zum Anmelden des Gewerbes

Anfang November 2022 war er dann mit dem Austüfteln und Erstellen seines Internetauftritts so weit, dass er diesen nicht nur in Form einer Testversion online stellen konnte. Jetzt ging es für den jungen Mann ans Gründen eines eigenen Unternehmens. Da er fürs Autofahren noch zu jung ist, aber alt genug, um ein Unternehmen zu gründen, schwang er sich aufs Fahrrad. Er fuhr nach Gerolzhofen zur Verwaltungsgemeinschaft, wo er sein Unternehmen als Kleingewerbe anmeldete.

Zuvor hatte er sich beim Familiengericht schlau gemacht, welche Geschäftsform für ihn überhaupt infrage kommt und was juristisch betrachtet am Geschicktesten ist. Denn schließlich ist er noch nicht volljährig und damit auch nicht voll geschäftsfähig.

Auf der Website von 'DiscussTime' (siehe Screenshot) stehen den Nutzerinnen und Nutzern mehrere Funktionen und Modi zur Verfügung, um das Englisch-Sprechen zu üben.
Foto: Michael Mößlein | Auf der Website von "DiscussTime" (siehe Screenshot) stehen den Nutzerinnen und Nutzern mehrere Funktionen und Modi zur Verfügung, um das Englisch-Sprechen zu üben.

Seit dem Start seines Unternehmens ging es für "DiscussTime" gleich steil nach oben, erzählt dessen Gründer. Begonnen hatte er mit 100 Testnutzern. Aktuell sind es nach rund vier Monaten bereits annähernd 2500 registrierte Nutzer. Täglich kommen weitere hinzu.

Werbung bei Suchmaschine Google hat sich bezahlt gemacht

Einen guten Teil seines im vergangenen Jahr gewonnenen Preisgelds aus dem Businessplan-Wettbewerb hat Jakob Hebenstreit darin investiert, sogenannte Ads bei Google zu finanzieren. Dahinter steckt ein Werbesystem der weltweit führenden Internet-Suchmaschine, die bei entsprechenden Suchanfragen bewusst auf Jakob Hebenstreits Website aufmerksam machen.

Das hat sich offensichtlich gelohnt. Denn interessanterweise stammen viele der registrierten Nutzer aus dem asiatischen Raum, berichtet der junge Traustädter, etwa aus Indien, Pakistan oder Vietnam. "Es ist wirklich witzig, mit denen über die Plattform zu quatschen", sagt er. "Ich habe seitdem viel über Indien gelernt."

"Es hat im Endeffekt alles richtig gut geklappt, auch wenn nicht alles gleich funktioniert hat."
Jakob Hebenstreit, Gründer von "DiscussTime"

Ein Ziel, das sich Jakob Hebenstreit gesetzt hat, ist es, "DiscussTime" jetzt auch noch verstärkt deutschen Schülern vorzustellen. Er hat deshalb mit dem Direktor des Egbert-Gymnasiums, das er besucht, vereinbart, dass er seine Lernplattform in den Schulklassen vorstellen darf. Auch für Online-Schulen könnte sein Angebot gut passen, findet der Jungunternehmer, denn diese seien genau auf der Suche nach so einer Lernmöglichkeit für ihre Schülerinnen und Schüler.

Das erste halbe Jahr ist für alle Nutzer kostenfrei

Wer sich bei "DiscussTime" anmeldet, der nutzt die Plattform in den ersten sechs Monaten kostenfrei, erklärt Jakob Hebenstreit. Dann kann sich jeder entscheiden, ob er bei der kostenlosen Variante bleibt und damit bestimmte Einschränkungen in der Nutzung in Kauf nimmt. Wer sich für das kostenpflichtige Premium-Modell entscheidet, dem stehen Extra-Funktionen zur Verfügung, beispielsweise das automatisierte Aufzeichnen von Unterhaltungen oder auch qualifizierte Feedbacks.

Als Weiterentwicklung wird der Erfinder der Plattform in absehbarer Zeit eine App für mobile Endgeräte herausgeben. Auch für weitere Sprachen möchte er "DiscussTime" nutzen, für Spanisch oder für Deutsch als Fremdsprache, für Menschen also, die eine andere Muttersprache haben. Bis dahin betrachtet er das bisher Erreichte recht gelassen. "Das läuft jetzt alles ganz ruhig und ich habe keinen Aufwand damit", sagt Jakob Hebenstreit – zufrieden mit sich und seinem Erfolg.

Keine Angst vor der eigenen Idee

Dies heißt nicht, dass er im Rückblick keine eigenen Fehler erkennt. Doch: "Es hat im Endeffekt alles richtig gut geklappt, auch wenn nicht alles gleich funktioniert hat", sagt Jakob Hebenstreit. Ihm ist klar, dass ihm der Businessplan-Wettbewerb viele Türen geöffnet hat zu ehemaligen Gründern, die ihre Erfahrungen teilen. Der Wettbewerb von Startup-Teens habe ihn nicht nur persönlich stark motiviert, weiterzumachen. "Ich habe viele coole Leute kennengelernt", sagt Jakob Hebenstreit. Er möchte deshalb allen jungen Menschen mit einer Geschäftsidee im Kopf "die Angst nehmen, etwas Eigenes zu machen".

Empfehlen kann er auch Einrichtungen wie den Gründerstammtisch in Würzburg, den er neulich besucht hat. Dort hat er eine neue Idee vorgestellt, die er gemeinsam mit einem Kumpel, Lorenz Wolf aus Falkenstein, der ebenfalls erst 17 Jahre alt ist, entwickelt hat: eine App, über die jeder – für etwas Geld – zum Influencer werden und für Gastro-Betriebe werben kann.

Was genau hinter dieser Idee steckt und wie das laufen könnte, das wäre genug Stoff für eine eigene Geschichte. Vom Potenzial ihrer Geschäftsidee sind die beiden Jungs auf jeden Fall überzeugt und werden sich damit beim diesjährigen Businessplan-Wettbewerb von Startup-Teens bewerben. Dieser läuft in diesem Jahr nicht nur auf deutscher, sondern auch auf bayerischer Ebene als eigener Wettbewerb.

 
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