In der Pandemie arbeiten viele Menschen am heimischen Schreibtisch. Doch nicht alle haben zuhause ein voll eingerichtetes Büro mit ergonomischem Stuhl oder höhenverstellbarem Tisch. Dieser Fakt und die stundenlange Sitzposition haben bei manchen Menschen Spuren hinterlassen. Rückenschmerzen sind bei vielen die Folge – aber nicht nur bei Menschen, die im Homeoffice arbeiten. Dr. Andreas Petko, Sportwissenschaftler an der Uni Würzburg. kennt die Ursachen. Außerdem hat er einige Tipps auf Lager.
Frage: Wo liegen die Ursachen für Rückenprobleme, wenn man im Büro oder Homeoffice arbeitet?Dr. Andreas Petko: Die vielsitzende Tätigkeit ist eine der Ursachen. In der modernen Welt nimmt diese durch Büroarbeit zu. Hierbei wird teilweise über mehrere Stunden in einer Haltung verharrt. Das führt zu den bekannten Muskelverkürzungen, Verspannungen und letztendlich zu Schmerzen. Außerdem achten viele Menschen nicht darauf, wie sie sitzen, was ebenfalls zu Problemen führen kann.
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Der Rücken hat ja verschiedene Muskel- und Nervenstränge. Welche Zonen werden bei der Büroarbeit besonders belastet?Petko: Tatsächlich zeigen Studien, dass viele Menschen unter stressbedingten Nackenschmerzen leiden. Diese entwickeln sich auch öfter zu Kopfschmerzen. Weitere häufig betroffene Bereiche sind der untere Rücken und die Schulterpartie. Das sind die überwiegenden Schmerzzonen. Die dort auftretenden Beschwerden können nicht selten in andere Körperzonen ausstrahlen, wobei Ursachen nicht immer leicht zu klären sind.
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Haben Rückenprobleme durch das Homeoffice zugenommen beziehungsweise können sie dadurch begünstigt werden?Petko: Laut orthopädischen Berichten ja. Es gehen immer mehr Patientinnen und Patienten mit den beschriebenen Leiden zum Fachmann. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass das Homeoffice ergonomisch nicht optimal ausgerichtet ist. Oft schaut man auf einen kleinen Laptopbildschirm und verkrümmt sich, sitzt beim Arbeiten auf der Couch oder einem ungeeigneten Stuhl. Diese Ausgangslage verstärkt die Problematik.
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Welche Tipps können Sie Betroffenen geben? Petko: Das Wichtigste ist es, Sitzzeiten zu unterbrechen. Natürlich kann man bei einem Acht-Stunden-Job nicht einfach sagen, man arbeitet vier davon im Stehen. Aber man kann Pausen jederzeit für Bewegung nutzen. Das können ein paar Schritte in der Wohnung oder dem Büro sein oder sogar ein aktives Sportprogramm. Aber schon kleine Dehn- und Mobilitätsübungen am Platz können helfen. Diese sollte man kontinuierlich über einen längeren Zeitraum machen. Dann können sich Schmerzen reduzieren oder in manchen Fällen sogar ganz verschwinden. Mit weniger Schmerzen verbessert sich in der Regel sogar die Arbeitsweise.
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Was raten Sie Menschen, die trotz Sport und Entspannungsübungen keine Besserung verspüren?
Petko: Das kommt immer wieder vor. Das liegt daran, dass es selten nur eine einzige Ursache für das Problem gibt. Schmerzen sind multifaktoriell. Bei einem führt ein erhöhtes Stresslevel zu Schmerzen, beim anderen ist eine ungesunde Ernährung ausschlaggebend. Auch Regeneration und Schlaf spielen dabei eine wichtige Rolle. Man sollte also immer auf diese Faktoren achten. Denn das beste Bewegungsprogramm nützt nichts, wenn andere relevante Bereiche vernachlässigt werden. Der Körper muss auch bei punktuellen Schmerzen als Ganzes betrachtet werden, das heißt, dass die Ursache auch hier an anderer Stelle liegen kann. Werden die Beschwerden trotzdem nicht weniger, ist es ratsam einen Arzt, Physiotherapeuten oder anderen Experten aufzusuchen.
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Buchtipp: "Bleib fit im Homeoffice"
Der Problematik Schmerzen durch die Arbeit im Homeoffice, hat sich auch Rocco Eichholz in einem Buch gestellt. Der Diplom-Sportwissenschaftler aus Berlin erklärt in fünf Kapiteln Ursachen, Diagnostik, Prävention und Behandlung der Schmerzen. "Bleib fit im Homeoffice" ist dabei sein Motto. Zu Beginn können Leserinnen und Leser in kleinen Tests ihre Flexibilität und mögliche Ursachen von Schmerzen überprüfen. Danach gibt der Autor ausführliche Anleitungen für Übungen, Massagen mit Faszienbällen und -rollen, aber auch Tipps für die richtige Einrichtung im heimischen Büro. Mit dem Buch werden viele Bereiche abgedeckt. Dabei geht er auch auf spezielle Situationen im Homeoffice ein, wie zum Beispiel Videokonferenzen. Mit 126 Seiten ist das Buch vom Umfang überschaubar und schnell zu lesen. Es kann auch einfach als eine Art Nachschlagewerk am Arbeitsplatz liegen. Das Buch kostet 12 Euro und ist in Buchhandlungen und
Online verfügbar.
Quelle: maf