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Sennfeld
Ein Haus aus Glas: Wie Glasexperte Semco in Sennfeld in seinem neuen Bürogebäude ganz ohne Klimaanlage auskommt
Mit der Energie der eigenen Photovoltaik-Anlage soll der moderne Bürobau des Glastechnik-Experten möglichst autark sein. Entscheidend ist ein Spezialprodukt.
Innen und außen viel Glas: Das Unternehmen Semco setzt bei seinem neuen Bürogebäude in Sennfeld auf ein Spezialprodukt und spart damit Energie.
Foto: Anand Anders | Innen und außen viel Glas: Das Unternehmen Semco setzt bei seinem neuen Bürogebäude in Sennfeld auf ein Spezialprodukt und spart damit Energie.
Katja Beringer
 |  aktualisiert: 17.03.2023 03:42 Uhr

Ein Haus aus Glas? Das klingt nicht zuletzt angesichts der Temperaturrekorde vergangener und vermutlich auch kommender Sommermonate ziemlich verwegen. Ist es aber nicht, sagt Joachim Verne, kaufmännischer Niederlassungsleiter der Semcoglas Glastechnik GmbH im Gewerbegebiet Hafen auf Sennfelder Gemarkung (Lkr. Schweinfurt).

Viel Licht, aber kaum Wärmverlust nach außen und nur so viel Wärmeeintrag nach innen, wie es gut ist  – so in etwa könnte man das Konzept des neuen Bürogebäudes in Sennfeld beschreiben. In Rekordzeit hat es die beauftragte Baufirma hochgezogen.

Im April 2022 fiel der Startschuss, im Dezember 2022 zogen die Mitarbeiter um. Schon im Januar wurde das alte Bürogebäude abgerissen, um Platz zu machen für eine neue Produktionshalle, die im August/September 2023 fertig sein soll.

Semco-Gruppe investiert Millionen in den Sennfeld

17 Millionen Euro investiert die niedersächsische Semco-Gruppe an ihrem größten Standort für das neue Bürogebäude und für die neue Produktion, die die Glasveredelung in Sennfeld effizienter und automatisierter machen soll. An der Zahl der Beschäftigten wird das nichts ändern, sagt Verne.

Nirgendwo Lichtschalter: Die Sennfelder Semco-Standortleiter Joachim Verne (rechts) und Martin Kügel setzen bei der Beleuchtung auf ausgeklügelte Technik.
Foto: Anand Anders | Nirgendwo Lichtschalter: Die Sennfelder Semco-Standortleiter Joachim Verne (rechts) und Martin Kügel setzen bei der Beleuchtung auf ausgeklügelte Technik.

Vorder- und Rückseite des Semco-Bürogebäudes sind komplett aus Glas, Dach und Seiten aus Beton. Im Prinzip gelte das, auf was Planer und Experten des Unternehmens bei diesem Neubau geachtet haben, genauso für Private, erklärt Verne. Es gehe um Licht, um Wärme und darum, Energie zu sparen.

Mit KfW-Standard 40+ hat das Gebäude die höchste Energieeffizienzstufe. Am Ende soll es autark sein, also ohne Energie von außen auskommen, erklärt Verne. Die Energie kommt vom Dach. Eine 20 Kilowatt-Peak-Photovoltaik-Anlage liefert Strom für Wärmepumpen, eine Fußbodenheizung im Niedertemperaturbereich sowie die Be- und Entlüftungsanlage.

Warum das Haus aus Glas keine Klimaanlage braucht

Der hohe Lichteinfall durch die Glasfassade reduziert auch die Energie für Beleuchtung, erklärt Verne. Eingesetzt sind ausschließlich energiesparende LED-Lampen, die auf Bewegung reagieren.

Im gesamten Gebäude gibt es keinen einzigen Lichtschalter. Eine Klimaanlage fehlt ebenso wie außen Jalousien, die im Sommer alles dicht machen. Vielmehr sollen leicht transparente Innenrollos helfen, wenn die Sonne blendet.

Auf der Seite zur Straße hin, nach Süden hin ausgerichtet, ist der Dachvorstand bewusst relativ groß, um die direkte Sonneneinstrahlung zu vermindern. Noch entscheidender ist aber das Klimaglas, das auf der gesamten Südseite eingesetzt ist.

Was Klimaglas laut Semco für die Umwelt tun kann

Klimaglas ist für große Flächen konzipiert und besitzt ähnliche Eigenschaften wie Wärmeschutzglas. Es verhindert – einfach gesagt –, dass Wärme verloren geht, wenn es draußen kalt ist und zu viel Sonnenergie durchkommt, wenn es warm ist. Eine spezielle Beschichtung reflektiert die Sonnenergie, schützt so vor Überhitzung.

Zu sehen ist diese Beschichtung kaum, bis auf eine leichte Tönung. Das Klimaglas lässt laut Semco zwischen 18 und 35 Prozent der Sonnenergie in den Raum und damit weit weniger als ein gutes Wärmedämmfenster mit Dreifachverglasung, das auf 50 Prozent kommt.

Arbeitsplatz und Ausstellungsobjekt in einem

Dadurch, dass gerade so viel Wärme ins Gebäude kommt, um das Raumklima angenehm zu machen, spart man unter dem Strich Energie – fürs Heizen, für künstliches Licht und eine Klimatisierung. So soll Klimaglas letztlich auch der Umwelt zugute kommen. "Ein Quadratmeter verbautes Klimaglas spart 65 Kilogramm CO2 pro Jahr", heißt es bei Semco.

Das Haus aus Glas ist am Ende nicht nur ein Bürogebäude, sondern auch Ausstellungsobjekt. 900 Quadratmeter Glasfläche sind hier verbaut, 325 in der Fassade, 560 im Inneren. Auch dort ist alles aus Glas, was aus Glas sein kann. Von Raumtrennungen in den Großraumbüros hin zu kleinen und großen Besprechungsräumen über die Treppe bis zu den höhenverstellbaren Schreibtischen.

Semco Glastechnik GmbH in Sennfeld

Sennfeld ist der größte von 21 Standorten der Semco-Gruppe, die von der Semcoglas Holding im niedersächsischen Westerstede aus gesteuert wird. Von insgesamt 1800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Gruppe arbeiten 140 in Sennfeld; 95 davon im gewerblichen, 45 im kaufmännischen Bereich. Geleitet wird der Standort von Joachim Verne (kaufmännischer Bereich) und Martin Kügel (technischer Bereich). 
Das Thema Energie und Nachhaltigkeit wird auch beim Bau der neuen, 2500 Quadratmeter großen Produktionshalle ein wichtiges sein, so die Unternehmensinformation. Geplant ist nicht nur eine Photovoltaik-Anlage, sondern auch die Nutzung von Abwärme aus der Produktion. Außerdem stelle Semco nach und nach seine Fahrzeugflotte auf Elektro-Antrieb um – zumindest, was den Pkw-Bereich betrifft.
In der Produktion in Sennfeld liegt der Schwerpunkt auf der Herstellung von Isolier- und Sicherheitsglas. Glas wird hier nicht selbst hergestellt, sondern veredelt.
2022 hat Semcoglas in Sennfeld einen Umsatz von über 25 Millionen Euro erwirtschaftet. Täglich werden am Standort über 3000 Quadratmeter Glas verarbeitet. Einen Direktvertrieb an Privathaushalte gibt es nicht. Der Kundenstamm von Semco kommt unter anderem aus den Bereichen Fensterbau, Handwerk, Metall- und Fassadenbau.
Quelle: Semco/kab
 
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  • U. S.
    Wie toll. Man kann auch vieles schön reden. "Eine 20 kW-Peak-Anlage liefert Strom für Wärmepumpen." Dumm nur, dass im November und Dezember die Sonne kaum scheint. Oder heizt man bei Semco im Ausgust vor und speichert die Hitze? Oder scheint einfach doch über Semco immer die Sonne?
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