Ein Haus aus Glas? Das klingt nicht zuletzt angesichts der Temperaturrekorde vergangener und vermutlich auch kommender Sommermonate ziemlich verwegen. Ist es aber nicht, sagt Joachim Verne, kaufmännischer Niederlassungsleiter der Semcoglas Glastechnik GmbH im Gewerbegebiet Hafen auf Sennfelder Gemarkung (Lkr. Schweinfurt).
Viel Licht, aber kaum Wärmverlust nach außen und nur so viel Wärmeeintrag nach innen, wie es gut ist – so in etwa könnte man das Konzept des neuen Bürogebäudes in Sennfeld beschreiben. In Rekordzeit hat es die beauftragte Baufirma hochgezogen.
Im April 2022 fiel der Startschuss, im Dezember 2022 zogen die Mitarbeiter um. Schon im Januar wurde das alte Bürogebäude abgerissen, um Platz zu machen für eine neue Produktionshalle, die im August/September 2023 fertig sein soll.
Semco-Gruppe investiert Millionen in den Sennfeld
17 Millionen Euro investiert die niedersächsische Semco-Gruppe an ihrem größten Standort für das neue Bürogebäude und für die neue Produktion, die die Glasveredelung in Sennfeld effizienter und automatisierter machen soll. An der Zahl der Beschäftigten wird das nichts ändern, sagt Verne.
Vorder- und Rückseite des Semco-Bürogebäudes sind komplett aus Glas, Dach und Seiten aus Beton. Im Prinzip gelte das, auf was Planer und Experten des Unternehmens bei diesem Neubau geachtet haben, genauso für Private, erklärt Verne. Es gehe um Licht, um Wärme und darum, Energie zu sparen.
Mit KfW-Standard 40+ hat das Gebäude die höchste Energieeffizienzstufe. Am Ende soll es autark sein, also ohne Energie von außen auskommen, erklärt Verne. Die Energie kommt vom Dach. Eine 20 Kilowatt-Peak-Photovoltaik-Anlage liefert Strom für Wärmepumpen, eine Fußbodenheizung im Niedertemperaturbereich sowie die Be- und Entlüftungsanlage.
Warum das Haus aus Glas keine Klimaanlage braucht
Der hohe Lichteinfall durch die Glasfassade reduziert auch die Energie für Beleuchtung, erklärt Verne. Eingesetzt sind ausschließlich energiesparende LED-Lampen, die auf Bewegung reagieren.
Im gesamten Gebäude gibt es keinen einzigen Lichtschalter. Eine Klimaanlage fehlt ebenso wie außen Jalousien, die im Sommer alles dicht machen. Vielmehr sollen leicht transparente Innenrollos helfen, wenn die Sonne blendet.
Auf der Seite zur Straße hin, nach Süden hin ausgerichtet, ist der Dachvorstand bewusst relativ groß, um die direkte Sonneneinstrahlung zu vermindern. Noch entscheidender ist aber das Klimaglas, das auf der gesamten Südseite eingesetzt ist.
Was Klimaglas laut Semco für die Umwelt tun kann
Klimaglas ist für große Flächen konzipiert und besitzt ähnliche Eigenschaften wie Wärmeschutzglas. Es verhindert – einfach gesagt –, dass Wärme verloren geht, wenn es draußen kalt ist und zu viel Sonnenergie durchkommt, wenn es warm ist. Eine spezielle Beschichtung reflektiert die Sonnenergie, schützt so vor Überhitzung.
Zu sehen ist diese Beschichtung kaum, bis auf eine leichte Tönung. Das Klimaglas lässt laut Semco zwischen 18 und 35 Prozent der Sonnenergie in den Raum und damit weit weniger als ein gutes Wärmedämmfenster mit Dreifachverglasung, das auf 50 Prozent kommt.
Arbeitsplatz und Ausstellungsobjekt in einem
Dadurch, dass gerade so viel Wärme ins Gebäude kommt, um das Raumklima angenehm zu machen, spart man unter dem Strich Energie – fürs Heizen, für künstliches Licht und eine Klimatisierung. So soll Klimaglas letztlich auch der Umwelt zugute kommen. "Ein Quadratmeter verbautes Klimaglas spart 65 Kilogramm CO2 pro Jahr", heißt es bei Semco.
Das Haus aus Glas ist am Ende nicht nur ein Bürogebäude, sondern auch Ausstellungsobjekt. 900 Quadratmeter Glasfläche sind hier verbaut, 325 in der Fassade, 560 im Inneren. Auch dort ist alles aus Glas, was aus Glas sein kann. Von Raumtrennungen in den Großraumbüros hin zu kleinen und großen Besprechungsräumen über die Treppe bis zu den höhenverstellbaren Schreibtischen.