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Oberndorf
Handelsverband skeptisch in puncto neues Einkaufszentrum für Oberndorf: Etwa doppelt so groß wie benötigt
3500 Quadratmeter Verkaufsfläche will ein Investor am Schweinfurter Stadtteil aus der Erde stampfen. Was ein Experte befürchtet und eine Umfrage andeutet.
Einkaufen in Oberndorf: Seit Jahren ist das nicht mehr direkt möglich. Jetzt gibt es Investoren, Pläne. Doch die stoßen bei vielen auf Kritik.
Foto: Robert Michael/dpa | Einkaufen in Oberndorf: Seit Jahren ist das nicht mehr direkt möglich. Jetzt gibt es Investoren, Pläne. Doch die stoßen bei vielen auf Kritik.
Katja Beringer
 |  aktualisiert: 10.02.2024 06:02 Uhr

Noch liegt wenig auf dem Tisch. Doch das, was über die Pläne bekannt ist, wirkt groß gedacht. Umso mehr, als dass das neue Einkaufszentrum, das am Ortseingang von Oberndorf gebaut werden soll, in einem Stadtteil steht, der gerade einmal 2500 Einwohnerinnen und Einwohner hat. 3500 Quadratmeter Verkaufsfläche mit Vollsortimenter, Discounter und Drogerie plant der Investor, die Auriga Handels- und Gewerbebauträger GmbH, laut Stadt.

Ist das nicht überdimensioniert? Ja, sagen Kritiker; Jein Befürworter. Denn für Oberndorf scheint es aktuell die einzige Lösung zu sein, irgendwie an einen Lebensmittelmarkt zu kommen. Für die Mehrheit der Stadträte von CSU, SPD und Linken im Schweinfurter Stadtrat vor kurzem das Argument, mit dem Einstieg in die Planung den Weg grundsätzlich frei zu machen für das Projekt.

Auch wenn es nicht wirklich überzeugt hat. Die Kritik stößt sich an der Größe, dem unnötigen Flächenverbrauch, den Kritiker und Kritikerinnen, Zukunft.ödp, Freie Wähler und die Grünen-Stadtratsfraktion ins Feld führen. Und an der Tatsache, dass es solche Angebote in überschaubarer Entfernung schon gibt – in Bergrheinfeld, am Bergl. Lebensmittel, Drogerien, all das, was das neue Einkaufszentrum bieten soll, ist dort zu finden. Und für etliche dürfte der Weg nicht viel weiter sein, als am anderen Ende von Oberndorf einzukaufen. Wobei der größte Teil, darin sind sich im Grunde alle einig, ohnehin mit dem Auto zum Einkaufen fährt.

Für 2300 Einwohner wäre der Weg ins Einkaufszentrum bis zu einem Kilometer weit

Die meisten Einwohner des Schweinfurter Stadtteils, 2300, hätten zu dem neuen Einkaufszentrum maximal einen Kilometer zurück zu legen, sagt die Stadtverwaltung. Genau die Entfernung, die als fußläufig erreichbar gilt zum nächsten Nahversorger. Der fehlt in Oberndorf, heißt es im Einzelhandelskonzept der Stadt aus dem Jahr 2017. Aufgelegt drei Jahre, nachdem mit Lidl in Oberndorf der einzige Nahversorger geschlossen hatte. Seitdem sucht man vergebens nach einem Marktbetreiber.

Ein Blick ins Einzelhandelskonzept der Stadt zeigt aber auch: Schweinfurt an sich ist überversorgt, was Lebensmittelmärkte, Vollsortimenter, betrifft. Der Rat der Autoren im Bezug auf Oberndorf: "alternative Nahversorgungsangebote für die nicht-motorisierte Bevölkerung zu schaffen/zu sichern (z.B. Lieferservice) sowie die Anbindung der Siedlungsbereiche an die Innenstadt gegebenenfalls zu optimieren". Heißt: Nach Ansicht der Autoren des Konzepts bräuchte es nicht zwingend einen Nahversorger in Oberndorf.

Warum der Handelsverband Bayern die Pläne für Oberndorf durchaus kritisch sieht

Auch wenn man einen solchen dem Stadtteil durchaus wünschen könnte, meint Volker Wedde auf Anfrage. Der Bezirksgeschäftsführer des Handelsverbands Bayern schiebt ein "Aber" gleich hinterher: nicht in dieser Größe. Nach den Zahlen, die bisher auf dem Tisch liegen, sei das Angebot mit dem neuen Einkaufszentrum doppelt so groß wie der Bedarf aus Oberndorf selbst.

"Das bewirkt eine Verschärfung des Wettbewerbs, der ohnehin nicht ganz ohne ist."
Volker Wedde, Bezirksgeschäftsführer des Handelsverbands Bayern

Das wirke sich auf die nahegelegenen Märkte aus. Wedde spricht von einer "Verschärfung des Wettbewerbs, der ohnehin nicht ganz ohne ist". Die Gewinnspannen im Lebensmittelhandel seien klein, die Kaufkraft umso umkämpfter. Was im Fall Oberndorf passieren wird, ist für den Vertreter des Handeslverbands klar: Der neue Markt wird Kundinnen und Kunden abziehen von den Märkten um ihn herum.

Strukturdaten zeigen, wie viel Menschen einkaufen müssen, damit Märkte sich rechnen

Wedde hat Projekte wie das in Oberndorf schon einige erlebt. "Das ist keine Seltenheit, da werden Flächen geplant, die Kaufkraft aus anderen Regionen abziehen müssen." Das Resultat: die einen machen auf, die anderen müssen schließen, wenn die Umsätze nicht mehr stimmen.

850 Meter von Oberndorf entfernt ist ein Lidl in Bergrheinfeld, dessen Bürgermeister Ulrich Werner das Projekt moniert. Im Bild die vorgesehene Fläche für den Neubau.
Foto: Anand Anders | 850 Meter von Oberndorf entfernt ist ein Lidl in Bergrheinfeld, dessen Bürgermeister Ulrich Werner das Projekt moniert. Im Bild die vorgesehene Fläche für den Neubau.

Was ein Markt erwirtschaften muss, um rentabel zu sein, steht in den Markt- und Strukturdaten, herausgegeben vom Wirtschaftsministerium. Danach müssten in einem Vollsortimenter mit 1600 Quadratmetern Verkaufsfläche mindestens 2289 Menschen pro Jahr für jeweils 2516 Euro einkaufen, damit der Markt rentabel ist. Bei einem Discounter mit 1417 Quadratmetern Verkaufsfläche wären es 2703 Kundinnen und Kunden. Und eine 900 Quadratmeter große Drogerie bräuchte nach den Daten sogar mindestens 13.026 Käuferinnen und Käufer, die jährlich 380 Euro in der Filiale lassen.

"Die Märkte müssen größer werden, um wirtschaftlich betrieben werden zu können."
Volker Wedde

Kleine Supermärkte mit 600 Quadratmetern Fläche – oder wie bei der alten Lidl-Filiale in Oberndorf 800 – sind laut Wedde Vergangenheit. "Die Märkte müssen größer werden, um wirtschaftlich betrieben werden zu können." 1200 Quadratmeter Verkaufsfläche sehe das Landesentwicklungsprogramm als aktuelle Standardgröße für die Nahversorgung an. Das wäre dann aber ein Supermarkt, nicht ein Einkaufszentrum.

Wäre ein kassiererloser Mini-Markt eine Alternative für Oberndorf?

Was der Vertreter des Handeslverbands sich vorstellen könnte für Oberndorf? Einen normal großen Supermarkt oder Kleinflächenkonzepte, wie sie momentan in vielen Städten entstehen. Kassiererlose kleine Märkte mit oft langen Öffnungszeiten. Das Angebot ist überschaubar, aber vor Ort.

Was sich Wedde wünschen würde? Dass Kommunen gemeinsam planen, damit am Ende die Bevölkerung gut und ausgewogen versorgt ist, nicht überall das gleiche entsteht. Dass über die Ortsränder hinaus gedacht wird. Das würde auch die Position der Kommunen gegenüber den Versorgern und Investoren stärken.

Online-Umfrage deutet auf mehr Ablehnung als Zustimmung hin

Dass die Stadt nun ein Verfahren für die Änderung des Flächennutzungsplans und die Aufstellung eines Bebauungsplans für das Projekt eingeleitet hat, findet Wedde "schade". Hofft aber, dass man sich das Ergebnis offen lässt. Je nachdem, was zum Beispiel eine Verträglichkeitsuntersuchung ergeben wird. Die, so hieß es im Stadtrat, sei auch Teil des Verfahrens.

Umfrage
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Gespalten scheint die Stimmung in der Bevölkerung, ebenso wie im Stadtrat. Auch die Argumente sind ähnlich. Nach einer nicht repräsentativen Online-Umfrage der Redaktion war die Mehrheit der Teilnehmenden gegen die Pläne. Auf die Frage, ob Oberndorf ein großes Einkaufszentrum brauche, wie es die Stadt plant, antworteten 141 mit Nein (68,45 Prozent der Teilnehmenden) und 65 mit Ja.

 
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  • U. S.
    Ich bin zwar nicht EOS, antworte aber doch mal… gemeint sind hier in Bezug auf Oberndorf leider alle SPD Politiker (sie wollen ihre Marianne und ihre Oberndorfer nicht im Stich lassen), fast alle CSUler (Oberndorf braucht ein eigenes Einkaufszentrum, zum Einkaufen per Auto!), alle drei Linke, Adi Schön von den FW und die gesamte AfD. Unvernunft kennt keine Grenzen!
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  • H. B.
    Guten Abend, da muss ich als Schonunger Bürger auch mal was dazu sagen:
    1. Innerhalb der Stadt Schweinfurt gibt es sehr gute und preiswerte (ganz im Gegensatz zu Schonungen) Busverbindungen von Oberndorf in die Innenstadt zum Roßmarkt.
    2. Am Roßmarkt gibt es in WIRKLICH fußläufiger Entfernung (maximal 300 m) einen guten und großen EDEKA-Supermarkt am Eingang der Kesslergasse, einen guten und großen REWE-Supermarkt in der Hadergasse und einen Discounter (NORMA) in der Manggasse. Ausserdem:
    Im gleichen Umfeld mehrere Bäcker und mindestens 2 Metzger (Aufzählung sicher unvollständig, z. B. gibt es einen syrischen Markt).
    Aus diesem Grund halte ich es für ökonomischen und ökologischen Unsinn, eine weitere Fläche zuzubetonieren, zumal diese Innenstadtgeschäfte sicher auch nicht an Überfüllung leiden. Umdenken ist angesagt, am meisten enttäuscht mich die SPD, der ich etwas mehr Verstand zugetraut hätte.
    Freundliche Grüße aus Schonungen am Main, Herbert Brüggemann.
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    Es gibt heute immer noch Politiker, die Betonwahn und Gigantismus als "Fortschritt" verkaufen und dem Traum vom ewigen, unbegrenzten Wachstum anhängen.

    Ewiges, unbegrenztes Wachstum schafft aber nicht mal der Krebs. Der stirbt mit dem von ihm befallenen Körper.

    Aber soweit denken altbackene Fortschritts- und Wachstumspolitiker nicht und leider finden sich immer noch viele Wähler die sich mit sinnlosen Wachstums-, Aufschwungs- und Erhöhungsversprechen einwickeln und mit der Angst vor einem "Wirtschaftsrückgang" ins Bockshorn jagen lassen.
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  • D. E.
    Sie meinen die CSU und FDP?
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