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Würzburg
Halbe Million Euro: Kunden mit dubioser Geldanlage betrogen?
Drei Angeklagte aus dem Landkreis Schweinfurt sollen ein Betrugssystem aufgebaut haben. Nun stehen sie vor Gericht. Über 100 Kunden investierten in das Geschäft.
Weil sie Kunden um ihre Geldanlage betrogen haben sollen, stehen drei Angeklagte vor Gericht.
Foto: Atstock Productions | Weil sie Kunden um ihre Geldanlage betrogen haben sollen, stehen drei Angeklagte vor Gericht.
Jonas Keck
 |  aktualisiert: 09.02.2024 10:10 Uhr

Drei Angeklagte aus dem Landkreis Schweinfurt sollen das Vertrauen von über 100 Menschen missbraucht und sie um Teile ihres Vermögens betrogen haben. Sie vermittelten Anteile an einen Fond und versprachen hohe Renditen. Zwischen sechs und zwölf Prozent, angeblich ohne Risiko. Doch der versprochene Gewinn blieb aus.

Unter dem Vorwand, die Anleger vor dem Totalverlust ihrer Kapitalanlage zu schützen, warben die Angeklagten noch mehr Geld von den Geschädigten ein. Die Liste der Straftaten, für die sich das Trio nun vor dem Landgericht Würzburg rechtfertigen soll, ist lang: gemeinschaftlicher Betrug in besonders schwerem Fall, vorsätzliche Geldwäsche in etlichen Fällen, Scheingeschäfte und Steuerhinterziehung. Rund eine halbe Million Euro sollen sie ihren ehemaligen Kundinnen und Kunden schulden. Hinzu kommt der Schaden durch die mutmaßliche Steuerhinterziehung.

Zum Prozessauftakt am Montag machte der Vorsitzende Richter deutlich, dass die objektiven Beweise erdrückend seien. Thomas Trapp wandte sich an einen der Angeklagten und gab ihm unmissverständlich zu verstehen, dass er mit einer Haftstrafe rechnen muss: "Sie bekommen hier ein Brett. Wie lang es ist, entscheiden sie." Der 53-jährige Agraringenieur war der Geschäftsführer der Unternehmen, über die die dubiosen Geschäfte abgewickelt wurden.

Kein realistisches Konzept für Geldanlage

Er stand im Fokus der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, die ihm vorwirft, ein Betrugssystem aufgebaut zu haben. Ein "realistisches Konzept", die versprochenen Renditen zu erwirtschaften, habe es nicht gegeben. Gegenüber den Kunden angeführte Sicherheiten durch Immobilienbesitz und Pläne, in einem Kitzinger Seniorenheim Geld zu investieren, seien ebenfalls nicht vorhanden gewesen. Tatsächlich hatte der 53-Jährige bei privaten Gläubigern Schulden in Höhe von rund 100 000 Euro. 

Neben dem 53-Jährigen stehen seine ehemalige Lebensgefährtin und sein Bruder vor Gericht. Der Bruder soll der Anklageschrift zufolge als Strohmann fungiert haben. Ein Teil der Unternehmen lief auf seinen Namen. Zudem transferierte der 50-Jährige immer wieder Geldbeträge von ausländischen Konten nach Deutschland und hob das Geld an Automaten ab. Angestellt war er als Hausmeister.

Die 32-jährige Lebensgefährtin des Agraringenieurs soll in dem mutmaßlichen Betrugssystem die Rolle der Sekretärin eingenommen haben. Sie soll ihren Freund unter anderem auf Treffen mit Kunden begleitet und Verträge aufgesetzt haben. Heute sind die beiden kein Paar mehr. Inwiefern der 50-Jährige und die 32-Jährige vom Ausmaß der mutmaßlich illegalen Geschäfte wussten, soll im Laufe des Verfahrens geklärt werden.

Manche Kunden überwiesen 25 000 Euro

Wie das Betrugssystem aufgeflogen ist, wurde vor Gericht noch nicht erläutert. Im Jahr 2014 kam es zu Klagen gegen eines der beteiligten Unternehmen. Über 100 Anlegerinnen und Anleger überwiesen den Angeklagten Summen von bis zu 25 000 Euro oder übergaben kleine Beträge in bar. Im Dezember 2020 wurde der 53-Jährige festgenommen.  

Die Verlesung der umfangreichen Anklageschrift und die Einführung von drei Ordnern mit Verträgen, Kontoauszügen und anderen Dokumenten nahm den ersten von sechs angesetzten Verhandlungstagen in Anspruch. Gelegenheit, sich zu den Vorwürfen zu äußern, bekamen die Angeklagten daher zunächst nicht. Am zweiten Verhandlungstag am 21. September sollen erste Zeugen und Sachverständige zu Wort kommen.

 
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