Der Trend nach immer mehr Verkaufsfläche in Supermärkten und Discountern macht vor Gerolzhofen nicht halt. So musste sich der Stadtrat mit einem daraufhin zielenden Bauantrag beschäftigten, der dazu ein, salopp formuliert, alter Bekannter ist.
Das Unternehmen Norma möchte seine Filiale in der Dr.-Georg-Schäfer-Straße um rund 250 Quadratmeter erweitern. Schon 2018 gab es fast identische Pläne. Zunächst musste damals der Bebauungsplan "Alitzheimer Straße Süd" geändert werden. Zu jener Zeit war eine maximale Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern zulässig, die Norma dann überschritten hätte.
Erweiterungspläne reichen bis ins Jahr 2018 zurück
Mit der erfolgten Änderung, dass jenes Grundstück - und eben nur dieses - in ein "Sondergebiet für großflächige Einzelhandelsgebiete" umgewandelt wurde, schuf der Stadtrat seinerzeit die Möglichkeit für die angedachte Flächenerweiterung des Discounters.
Die Pläne von Norma tauchten aber erst am Montag wieder im Stadtrat auf - sechs Jahre später. Sie sehen Folgendes vor: Das Unternehmen möchte weiterhin seine Filiale erweitern, statt 200 sind es nun 250 Quadratmeter. Der Anbau soll nach Süden hin errichtet werden, auf jene Teilfläche, die aktuell als Parkplatz genutzt wird. Zusätzlich sieht der Bauantrag vor, bestehende Werbeanlagen zu erneuern und weitere neu zu errichten.
Weil durch die Erweiterung einige Parkplätze wegfallen, muss also an anderer Stelle Ersatz geschaffen werden. Das ist aufgrund der begrenzten Fläche nur außerhalb von bestimmten Grenzen möglich. So ergeben sich durch die Planungen mehrere Abweichungen von den Festsetzungen des dortigen Bebauungsplans.
Konkret will Norma 17 neue Stellplätze sowie die Überdachung von Einkaufswägen teilweise oder komplett außerhalb der Baugrenze errichten, dazu weitere 18 in der Anbauverbotszone entlang der östlichen Grundstücksgrenze, wo die Staatsstraße 2272 vorbeiführt. Auch zwei geplante Werbeanlagen sollen dort aufgestellt werden.
Beides, Parkplätze und Werbeschilder, sind in dieser Zone unzulässig. Wobei laut Bayerischem Straßen- und Wegegesetz davon Ausnahmen möglich sind, etwa wenn das Bauvorhaben den Festsetzungen des Bebauungsplans entspricht.
Thomas Vizl: Keine Radweg-Verlängerung mehr möglich
Für eine längere Diskussion sorgten aber nicht diese Ausnahmen, sondern der Hinweis von Thomas Vizl, man solle dabei bedenken, dass durch die neuen Parkplätze in der Anbauverbotszone eine Verlängerung des Radwegs an jener Stelle nicht mehr möglich sei. Dieser endet einige Meter vor dem Norma-Grundstück aus Richtung Alitzheim kommend.
Vizl, der bereits 2018 diesen Aspekt angesprochen hatte, appellierte, zuerst die Verlängerung des Fuß- und Radwegs prüfen zu lassen. Arnulf Koch (CSU) meinte, dass man die Radweglücke in Kauf nehmen sollte. Schließlich sei das Grundstück sehr klein und eine andere Parkplatzgestaltung kaum möglich.
Zweiter Bürgermeister Erich Servatius (SPD) bezweifelte, dass auf dem Grünstreifen entlang der Straße überhaupt ein Radweg angelegt werden könnte. Zu dieser Einschätzung kam ebenfalls Bürgermeister Thorsten Wozniak (CSU). Es gebe aktuell keinen Beschluss für die Verlängerung des Radwegs, meinte er; außerdem müssten im Hinblick darauf, dass weitere Flächen bis zu einem Anschluss an den Radweg erworben werden müssten, noch "dicke Bretter gebohrt" werden.
Vizl wollte das so nicht gelten lassen. Man sollte die langfristige Stadtplanung im Blick behalten, mahnte er an. "Was ist uns jetzt wichtiger: dass Norma erweitert oder ein Radweg?" Bezugnehmend auf deren Logistikzentrum in Gerolzhofen stellte er fest, dass man dem Unternehmen viele Zugeständnisse gemacht hätte und die Stadt nun auch solche erwarten könnte. Norma sei nur Mieter in der Filiale und nicht Eigentümer, entgegnete Wozniak daraufhin.
Trotz der Bedenken verweigerte der Stadtrat nicht sein Einvernehmen zu den Abweichungen von den Festsetzungen des Bebauungsplans sowie zur Norma-Erweiterung. Lediglich Thomas Vizl, Kerstin Krammer-Kneißl, Guido Herbig (alle Geo-net) und Burkhard Wächter (CSU) votierten dagegen.