Der Lebensmittel-Discounter Norma will seine Verkaufsfläche am Standort an der Dr.-Georg-Schäfer-Straße vergrößern. Nach dem Ende der Bauarbeiten soll der Markt dann eine Verkaufsfläche von 1000 Quadratmetern haben – 200 mehr als bisher. Nach den bereits eröffneten Neubauten von Rewe und Aldi am Ortseingang von Rügshofen und dem bevorstehenden Bau von Edeka und Netto auf dem bereits freigeräumten BayWa-Areal an der Frankenwinheimer Straße ist Norma somit der fünfte Lebensmittelhändler, der binnen kürzester Zeit in Gerolzhofen erheblich investiert.
Uwe Sonnenberg, Expansionsleiter bei Norma, sagte auf Anfrage dieser Redaktion, man sei generell dabei, die bestehenden Norma-Märkte zu optimieren. Dazu gehöre es beispielsweise, im Markt breitere Gänge anzulegen. In Gerolzhofen werde es durch die geplante Erweiterung möglich sein, sogar noch einen zusätzlich Gang zu haben. An der Anzahl der angebotenen Produkte mit 1100 bis 1200 Artikeln ändere sich aber nichts.
Norma ist Mieterin
Aber auch die aktuelle Entwicklung auf dem Lebensmittelsektor in Gerolzhofen habe sicherlich dazu beigetragen, so Uwe Sonnenberg, dass Norma jetzt nachziehe und seinen bestehenden Markt vergrößere. Da man mit dem bisherigen Standort nicht unzufrieden sei, habe man sich mit dem Eigentümer der Immobilie geeinigt, das Gebäude zu vergrößern. Norma ist Mieterin des Gewerbeobjekts. Momentan sei man dabei, einen neuen Mietvertrag aufzusetzen, teilte Sonnenberg mit, damit der Eigentümer eine gewisse Sicherheit habe für seine bevorstehende Investition.
Planer des Bauvorhabens wird der Gerolzhöfer Architekt Martin Giedl sein, der auch schon für die Neubauten von Aldi und Rewe verantwortlich zeichnete. Die Vergrößerung der Verkaufsfläche erfolgt über einen Anbau an der Südseite des Marktes. Dafür werden einige Parkplätze geopfert. Wenn die Bauleitplanung abgeschlossen sei, könne man den Bauantrag einreichen, sagte Sonnenberg. „Wir stehen in den Startlöchern.“ Man hoffe, dass noch in diesem Jahr die Arbeiten beginnen können.
Bebauungsplan wird geändert
Stichwort Bauleitplanung: Der bestehende Markt mit seinen 800 Quadratmeter Verkaufsfläche liegt im Geltungsbereich des Bebauungsplans „Alitzheimer Straße Süd“, der hier ein so genanntes beschränktes Industrie- und Gewerbegebiet vorsieht. „Beschränkt“ deshalb, weil die Verkaufsfläche für Märkte in diesem Gebiet nur maximal 800 Quadratmeter groß sein darf und bestimmte Sortimente, die den Einzelhandel in der Innenstadt gefährden könnten, durch Vorschriften im Bebauungsplan ausgeschlossen sind.
Für die gewünschte Vergrößerung der Verkaufsfläche von Norma ist es deshalb rechtlich notwendig, dass der geltende Bebauungsplan erst einmal dahingehend geändert wird, dass ein Teilbereich – und zwar nur das Grundstück des Marktes mit rund 5400 Quadratmetern – zu einem „Sondergebiet für einen großflächigen Discounter im Lebensmittel-Einzelhandel“ umgewidmet wird. In diesem Sondergebiet wäre dann eine maximale Verkaufsfläche von 1200 Quadratmetern zulässig. Der Gerolzhöfer Stadtrat beschloss am Montagabend einstimmig, die Änderung auf den Weg zu bringen.
CSU für Chancengleichheit
Der CSU-Fraktionsvorsitzende Arnulf Koch sagte, auch aus Gründen der Chancengleichheit zu den anderen Discountern in der Stadt müsse man die Erweiterungspläne von Norma unterstützen. Deren Zweck sei ja im wesentlichen nur die bessere Präsentation der angebotenen Waren. Heinz Lorz (BfG) ergänzte, die bauliche Erweiterung der Norma sei keine Bedrohung für den Einzelhandel in der Innenstadt, weil damit keine Mehrung des Sortiments einhergehe.
Zustimmung signalisierte auch Thomas Vizl (Geo-net). „Die Vergrößerung liegt im Trend.“ Vizl brachte allerdings noch drei Anregungen beziehungsweise Fragen vor: Man müsse darauf achten, so Vizl, dass auch im geänderten Bebauungsplan das innenstadtrelevante Sortiment weiterhin ausgeschlossen bleibe. Bürgermeister Thorsten Wozniak sagte zu, man werde seitens der Stadt gemeinsam mit Planer und Investor ausloten, welche Inhalte in den geänderten Bebauungsplan aufgenommen werden. Auf Vizls Frage, ob die Norma-Erweiterung in das Einzelhandelsentwicklungskonzept passe, antwortete Wozniak, die Regierung habe ihr Wohlwollen signalisiert, zumal es nach dem Umbau nicht mehr Produkte geben wird. Vizl Anregung Nummer drei: Vielleicht sei es möglich, dass die Stadt einen Streifen an der östlichen Grundstücksgrenze kaufe, um dort den aus Alitzheim kommenden Radweg fortzuführen. Darüber habe man sich noch keine Gedanken gemacht, sagte der Bürgermeister.
Es droht Verdrängung
Auch Günter Iff sagte für die Fraktion der Freien Wähler, man sei grundsätzlich für die Norma-Erweiterung und die notwendige Bebauungsplanänderung. „Der Teufel liegt hier allerdings im Detail.“ Auch Iff setzte sich für ein Beibehalten des bestehenden Sortimentsausschlusses ein, insbesondere auch für den Fall eines möglichen späteren Mieterwechsels, „wenn Norma vielleicht mal weg ist“. Und grundsätzlich müsse man sehen, dass es nach dem Abschluss aller bevorstehenden Bauarbeiten bei Lebensmitteln in Gerolzhofen dann eine Gesamtverkaufsfläche von 5500 Quadratmetern und faktisch damit eine Überversorgung gebe. „Hier droht dann eine Verdrängung.“ Opfer könnte ein Markt im südlichen Stadtgebiet sein, der allerdings für die dortigen Stadtteile sehr wichtig sei.
Der Antrag Iffs, im zu ändernden Bebauungsplan die Verkaufsfläche auf maximal 1000 statt auf 1200 Quadratmeter zu begrenzen, scheiterte aber deutlich mit 3:14 Stimmen.