Am 3. März saß Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé in der ZDF-Talkshow von Markus Lanz. Die Stadt hatte inmitten der zweiten und dritten Corona-Infektions-Welle positiv auf sich aufmerksam gemacht – ja, auch wenn böse Zungen anderes behaupten, es gab eine Zeit, da hatte die Wälzlagerstadt bundesweit mit 3,7 den niedrigsten Inzidenzwert.
Das mit dem Inzidenzwert und mancherlei kritisch zu beurteilenden Handlungen von Gesundheitsamt, Landratsamt und Stadtverwaltung wollen wir an dieser Stelle gar nicht näher beleuchten. Vielmehr wollen wir den Scheinwerfer drehen zu einer Infografik im wunderbaren Zeit-Magazin. Das hatte die Idee, sich mit den "Lanz-Bürgermeistern" zu beschäftigen.
In den Jahren vor der Pandemie kann man nicht wirklich behaupten, dass der toughe und wegen seines konfrontativen Interviewstils kritisierte ZDF-Talkmaster sich übermäßig für die Probleme der deutschen Kommunen interessiert hätte. Mit Corona wurde das anders, der Charme lag wohl darin, Menschen einzuladen, die besonders gut die Pandemie meisterten, "also bürgermeisterten", wie der Zeit-Autor so schön schrieb. Geladen waren "kleine Stars aus dem Volk", da fühlt man sich doch gleich gebauchpinselt.
Der, gemessen an der Zahl der Auftritte bei Lanz, tollste Bürgermeister aller Zeiten, war der Grünen-OB aus Tübingen, Boris Palmer. Den finden die Grünen zwar gerade nicht mehr so toll wie er sich selbst, aber das ist wirklich ein ganz anderes Thema.
22 Auftritte von Bürgermeistern gab es insgesamt 2020 und 2021, zwölf verschiedene Personen waren eingeladen. Es gibt sogar eine Gemeinsamkeit zwischen Sebastian Remelé und Boris Palmer, die ansonsten wahrscheinlich eher wie Feuer und Wasser sein dürften: Sie waren die einzigen Bürgermeister aus dem Süden. Leider ging das Urteil der Zeit-Redaktion über Remelés Beitrag genauso kritisch aus wie das der meisten unterfränkischen Zeitgenossen, die den Auftritt gesehen hatten.
Dass der OB darauf verwies, er könne schlecht die Rolle der großen Politik übernehmen, brachte ihm Spott durch die Zeit ein und den Lanzschen Vorwurf, er spreche in "Textbausteinen". Aus irgendwelchen Gründen, die wir nicht kennen, wurde Remelé in den Monaten, als die Inzidenz in Schweinfurt wochenlang die höchste in ganz Deutschland war, nicht eingeladen ins ZDF.
112 Mal Freibier statt Kirchweih beim Bürgerverein Klingenbrunn
"Auch in diesem Jahr wird der Kirchweihplatz des Bürgervereins Klingenbrunn beim SC Schweinfurt verwaist bleiben. Die Pandemie erlaubt es auch 2021 nicht, die traditionelle Kirchweih mit guter Unterhaltung und leckeren Speisen und Getränken anzubieten", schreibt der Bürgerverein in einer Mitteilung.
Doch für Sonntag, 25. Juli, hat sich der Vorstand um Stadtteil-Bürgermeister Martin Geitz etwas Besonderes ausgedacht: Der Bürgerverein wird dieses Jahr 112 Jahre alt, deshalb gibt es am Sonntag ab 10 Uhr am Klingenbrünnle 112 Flaschen Roth-Bier, die an Vorbeikommende verschenkt werden. Pro Person gibt's nur eine Flasche und für Kinder natürlich eine alkoholfreie Erfrischung. Die Corona-Abstandsregeln gelten. Die nette Idee sorgt sicher dafür, dass den Bürgern der Kirchweih-Gedanke im Kopf bleibt, in der Hoffnung dass 2022 ein neuer Anlaufe vor Ort mit Gästen möglich wird.