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Schweinfurt/Hamburg
OB Remelé bei Lanz: Statt Corona-Held eher Randfigur
In der Nacht zum Donnerstag trat Schweinfurts OB-Sebastian Remelé in der ZDF-Talkshow Markus Lanz auf. Eingeladen als Vorbild in der Pandemie-Bekämpfung, kam alles anders.
Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé in der ZDF-Talkshow Markus Lanz .
Foto: Josef Schäfer | Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé in der ZDF-Talkshow Markus Lanz .
Josef Schäfer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:40 Uhr

Der Schweinfurter OB Sebastian Remelé (CSU) war in der Nacht zum Donnerstag Gast in der ZDF-Talkshow Markus Lanz. Angekündigt war er quasi als Leuchtturm in der Bekämpfung der Corona-Pandemie, nachdem Schweinfurt jüngst den niedrigsten Ansteckungswert aller deutscher Kommunen hatte. Der Beginn der Live-Sendung aus Hamburg war abhängig von der Pressekonferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nach der Ministerpräsidentenkonferenz zur Corona-Pandemie am späten Mittwochabend, deren Eingangs-Statement das ZDF live übertrug. Die aktuelle Entwicklung dominierte dann auch Lanz' Sendung, die kurz vor Mitternacht startete.

Provokation und die aktuelle Lage

Remelé geriet dabei eher zur Randfigur, da sich die Debatte hauptsächlich zwischen den provokanten Thesen des Ökonomen Daniel Stelter, den Analyseversuchen des "Welt"-Journalisten Robin Alexander und den (teils vorgefertigten) Ansichten des Moderators Lanz entspann. Remelé drückte schon zu Beginn sein Befremden aus, indem er sich als Vertreter "der Politik" in der Runde auserkoren sah. Der ursprünglich ebenfalls vorgesehene Berliner Bürgermeister Michael Müller (SPD) war verhindert.

Kopfschütteln und Stirnrunzeln löste bei Remelé Stelters Pauschalvorwurf eines "Staatsversagens" in der Pandemie aus. Remelés Versuch, einen positiven Ansatz zu finden, kommentierte Lanz mit dem Hinweis, auch der Schweinfurter OB benutze nur "Textbausteine", auf die man sich nicht zurückziehen könne.

Ins Spiel kam Schweinfurt, als es um Corona-Tests ging. Dabei geriet Remelé ins Schlingern, als er von der zentralen Teststrecke berichtete, während Lanz insistierte, warum es keine systematischen Tests in Altenheimen gegeben habe. Die Einrichtungen hätten selbst Test durchgeführt, sagte Remelé und schien irritiert über die Frage, ob denn nicht die Bundeswehr vor den Heimen kontrolliert habe. Irgendwie sprach man aneinander vorbei. In manchen Einblendungen konnte man erkennen, dass sich Remelé in der Runde offenbar nicht wohl fühlte. Auch mit der Frage, ob er selbst schon geimpft sei und warum sein OB-Kollege in Halle sich vorgedrängt habe, konnte er eher wenig anfangen.

Insgesamt, so Remelés Fazit auf Anfrage der Redaktion, sei ihm die Diskussion zu sehr an der Oberfläche geblieben. Gerne hätte er noch untergebracht, dass das Land durch die Krise "gut durchgerutscht" sei. Nach der Talkshow habe er noch ein Vier-Augen-Gespräch mit Lanz geführt, in dem "einiges gerade gerückt" worden sei.

Bekenntnis zur Impfpflicht

Im Laufe der Sendung bekannte sich Remelé zu einer Impfpflicht. Er gehe davon aus, dass sich nur die Hälfte der Bevölkerung freiwillig impfen lassen werde. Um die nötige 70- bis 80-prozentige Quote zu erreichen, um das Virus niederzuringen, brauche es eine "mittelbare Impfpflicht", sprich: wer das Vakzin bekommen hat, gelangt schneller zu den Grundrechten, die derzeit eingeschränkt sind.

Remelé bekam die Gelegenheit, die Situation Schweinfurts mit einem Rückgang der Gewerbesteuer von 60 Millionen auf 25 Millionen Euro zu erläutern. Hauptzahler sei die Automobilzuliefererbranche, die aber schon vor der Pandemie in schwieriges Fahrwasser geraten sei, sagte er. Zum Einzelhandel äußerte sich der OB differenziert: Durch die Schließung der Geschäfte würden die Kunden zu den Internethändlern gedrängt. Gleichzeitig nehme er wahr, dass der lokale Einzelhandel selbst Bündnisse schließe, um eigene Online-Angebote zu machen.

Warum eigentlich hatte Schweinfurt die auffällig niedrigen Inzidenzwerte? Danach hat Lanz in den 75 Minuten dann doch nicht gefragt. Die Sendung kann in der ZDF-Mediathek noch angeschaut werden.

 
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Kommentare
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  • Faultier
    Ich mag Lanz als Talkmaster nicht. Wie viele seiner Kollegen ist er nicht neutral und führt Menschen vor, die seine Meinung nicht teilen. Was die Altenheime angeht, kann ich ihn aber verstehen. Die meisten Corona-Fälle treten
    offensichtlich in Altenheimen auf. Das treibt die Inzidenz nach oben, und deswegen dürfen dann Schüler nicht in die Schule gehen usw. Ergo: Man sollte jeden, der ein Altenheim betritt, vorher testen. Das ist mühsam und teuer. Aber langfristig billiger als ein Lockdown nach dem anderen.
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  • dohpt
    Naja, ich bin auch kein Lanz-Fan, aber der Auftritt von OB Remele war schon peinlich. Freunde von außerhalb waren entsetzt, dass so ein Mann bei uns Oberbürgermeister geworden ist. AUßerdem hat Herr Remele teilweise mit Unwissen geglänzt und auch die Unwahrheit gesagt. Drei Testzentrenen seit vielen Monaten, das stimmt schon mal nicht. Als andere Landkreise kostenlose Testzentren eingeführt haben, tat sich in Schweinfurt erstmal gar nichts. Vor einigen Wochen hat dann das BRK reagiert und vor kurzem kam die Stadt endlich in die Puschen. Kostenlos ist allerdings nichts. Wer er sich nicht leisten kann, der kann entweder seine Angehörigen im Altenheim nicht besuchen oder er muss in einen anderen Landkreis fahren (z.b. Hofheim). Dort testet die Bundeswehr kostenlos. Warum konnte das in Schweinfurt nicht kostenlos durchgeführt werden. Hat man keinen guten Draht zur Bundeswehr oder sich nicht bemüht. Herr Remele ist eben nur ein Verwalter, kein Gestalter.
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  • Reinshagen153@t-online.de
    Da sahen wir zwei verschiedene Sendungen. Der Auftritt Remelés war sehr gut. Gehen Sie mal in eine überregionale Livesendung, in der er, i. Ggs. zu anderen Protagonisten, zudem nicht täglich ist. Außerdem hatte Remelé Recht, sich nicht in Details zu verlieren. Was braucht er über den OB von Halle Bescheid wissen? Er hat anderes zu tun. Er kann die Stadt sehr gut repräsentieren. Sicherlich ist er kein Gestalter. Es gibt zwei Denkweisen: Rechtsanwälte müssen abstrakt denken können, Planer & Architekten visuell. Der eine kann das andere nicht. Das ist das Dilemma für (Kommunal)Politiker, sie sind oft Juristen, nie Architekten, sollen aber, insbesondere als OB, Stadtentwicklung bestimmen, was NUR mit visuellen Fähigkeiten gelingt! Jochen Vogel (SPD) oder Grieser (CSU) waren Ausnahmen; sie war visionär - was sich im unter ihrer Ägide entstandenem Stadtbild zeigt - i. Ggs. zur Tristesse anderswo (vgl. z. B. Würzburg).
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  • StephanOch
    Liebe Main-Post Redaktion:

    Es kam bei Lanz - für denkende Köpfe glasklar - folgendes heraus:
    Dass diese erstaunlich niedrige Ausweisung der Corona-Inzidenzen in Schweinfurt und Umgebung einzig und alleine auf die konsequente, systematische Nicht-Testung zurückzuführen ist und genau darin die ursächliche Erklärung zu suchen ist!!
    Das #Kommunalversagen ist hier also mindestens dem #Staatsversagen ebenwürdig.

    ergo spricht sich der Schweinfurter OB zwar für die allgemeine Impflicht aus, ist aber nicht einmal dazu fähig, sein eigenes Organisations-Versagen als Bürgermeister wenigstens
    a) verantwortungsvoll benennen zu können bzw.
    b) dieses offensichtliche Versagen bei Lanz glaubwürdig zu überspielen, so dass es ihm bzw. der Stadtverwaltung als Ganzes nicht noch angelastet werden könnte. Ein #Armutszeugnis.
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  • Buchinger
    Die Bundeswehr testet in Hofheim? Meinen Sie nicht Wohnfurt?
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  • Blum66
    Seh ich den Lanz ist es Zeit umzuschalten. Hatte irgendwann Mal ein paar Minuten seiner Runde geschaut, das war's aber schon. Ist mir zu schleimig.
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  • sigrid.weissenberger@gmx.de
    Man könnte die Sendung umbenennen in "Markus Lanz die Corona-Show".
    Seit mehr als einem Jahr gefühlt das einzige Thema.
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  • Katja_Moehring
    Lanz war auf Krawall gebürstet und Remele davon überrumpelt. Unverschämt war das. Mit Journalismus hat das nix zu tun.
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  • Mic_Ro
    Lanz war Selbstdarsteller und ein Flegel!
    Dass dich das ZDF antut hat nur mit Quote zu tun! Wenn einer von 4 mehr als 50% Redebeitrag hat und die anderen nicht mal aussprechen können oder sich mit selbstinszenierten Fragen hervortut und die Gäste - sie sollten Gäste sein - in die Ecke drängt, dann muss man wegschalten!
    Lanz ist kein Deut besser als Maischberger oder Illner!
    Hier gehört Niveau und Qualität rein!
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  • Ciccio
    Die Sendung von Herrn Lanz als "Talkshow" zu bezeichnen, ist ja schon ein Widerdpruch in sich.

    Bei jeder Vorstellung eines "Talkshow"- Gastes ergeht sich Herr Lanz in Monologen,
    in denen er den Gast so ausführlich vorstellt, daß er/sie außer "ja" nichts mehr sagen muß.

    Herr Lanz redet gerne und hört sich am liebsten selber zu.

    Seine "Gäste" sind doch nur Dekoration in seiner One-(little)-Man-Show.
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  • al-holler@t-online.de
    Was man vielleicht auch noch beachten Sollte: Die Lanz'sche Holhshow gehört ja jetzt nicht einmal zu den Talk-Sendungen, die von den namhaften und bedeutenden deutschen überregionalen Zeitungen für rezensierenswert betrachtet werden - im Gegensatz zu denen seiner nam- und ernsthafteren Kolleg/innen auf anderen Kanälen......
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  • Winfriedvath@web.de
    Bei Weltonline zum Beispiel wird die Sendung besprochen. Vielleicht nicht die mit Remelé, weil da auch Robin Alexander von der Welt Gast war.
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  • al-holler@t-online.de
    Oh danke, aber die habe ich wie ich gestehen muß (bis) jetzt weniger im Radar....
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  • Braun_Matthias@hotmail.com
    Herr Remele kann aus meiner Sicht nichts dafür, dass Schweinfurt niedrige Zahlen hat. Wenn die Zahlen nach oben gehen kann man den Bürgermeister auch keinen Vorwurf machen. Corona macht irgendwie was es will. Mal gehen die Zahlen hoch mal gehen sie runter. Im Sommer wird es vermutlich wie im letzten Jahr. Da ist die Pandemie wieder halbwegs vergessen und im HerbstWinter kommt dann der nächste Lockdown. (Vorausgesetzt der aktuelle Lockdown wird bis dahin beendet)

    Irgendwie ist es zum Haare raufen. Ich hoffe dass das Virus bei soviel Ratlosigkeit der Weltbevölkerung ein Einsehen hat und freiwillig aufgibt.
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  • peter.bohn@t-online.de
    Ich frage mich warum Remele die Einladung angenommen hat. Die Stadt hat sich nicht durch besonders kreative Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung hervorgetan. Harald Schmidts Kommentar auf Twitter zu Remeles Auftritt: „Ich bin gerade sehr froh nicht in Schweinfurt zu leben.“ Na so schlimm war es nicht, aber peinlich war’s schon!
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  • Reinshagen153@t-online.de
    @Achmed: das war überhaupt nicht peinlich. Sebastian Remele trat in sehr sachlicher & ruhigen Weise auf. Es wäre sehr töricht, wenn er die Einladung nicht angenommen hätte. Denn "nebenbei" kam Schweinfurt wieder mal in den überregionalen Medien vor. Selbst Markus Lanz kannte nicht die "großen Drei" in SW, die Remele auf Nachfrage aufzählte: ZF, SKF & Schaeffler. Junge Leute oder Investoren können nicht in eine Stadt gehen, wenn sie sie nicht kennen. Auch die ganze Diskussion war sehr informativ und gab einen guten Überblick über die sehr komplexe Sache. Ich verstehe die ganze Meckerei hier nicht. Wir sind hier nicht auf Facebook - mainpost.de ist keine Quatschbude.
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  • Reinshagen153@t-online.de
    PS: Aufrufe der Wikipedia-Seite Schweinfurt:

    1. März: 410
    2. März: 417
    3. März: 1.711 (Sendung M. Lanz)
    4. März: 1.407

    ...nebenbei bemerkt ist das eine sehr gute Wikipedia-Seite
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  • al-holler@t-online.de
    Er hatte keine Chance gegen das vorgefertigte Urteil eines grandiosen Selbstdarstellers -aber er nutzt Sie!
    Man kann diese Sendung eh nur verstehen vor dem Hintergrund, dass das ZDF um seine Eigenständigkeit bangt. Man wollte halt einen Politiker vorführen und das bekam er zu spüren. Ansonsten billiges Theater für die Galerie.
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  • thomas.sturm@gmx.net
    Ich mache um die ganzen Talkshows einen großen Bogen weil die Moderatoren letztendlich für die Einschaltquoten nur Konfrontation suchen. Was man hätte besser machen können das weiß jeder in der Rückschau, aber in der Realität zeitnah handeln das ist die große Kunst. Ja und da können und dürfen die politischen Entscheider auch mal einen Fehler machen. Ich war 12 Jahre nur in der Kommunalpolitik als Stadtrat aber auch da waren zeitnahe Entscheidungen im Rückblick nicht immer die besten.
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  • juergenmagic@t-online.de
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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