Der Auftritt des Schweinfurter Oberbürgermeisters Sebastian Remelé (CSU) in der Nacht zum Donnerstag als Gast in der ZDF-Talkshow von Markus Lanz sorgt für Diskussionen in der Stadt. Angekündigt war Remelé durch den Fernsehsender als Leuchtturm in der Bekämpfung der Corona-Pandemie, nachdem Schweinfurt vor einigen Wochen den niedrigsten Ansteckungswert aller deutschen Kommunen hatte.
Remelé geriet in der Sendung aber eher zur Randfigur, da sich die Debatte hauptsächlich zwischen den provokanten Thesen des Ökonomen Daniel Stelter, den Analyseversuchen des "Welt"-Journalisten Robin Alexander und den (teils vorgefertigten) Ansichten des Moderators Lanz entspann.
Vor allem in den Sozialen Medien in den entsprechenden Gruppen, in denen sich über Schweinfurt ausgetauscht wird, war der Auftritt Thema. Meist mit einem dem OB gegenüber negativ eingestellten Tenor, es gab aber auch Lob: "Guad gmacht, Sebbo", war einer der jovialen Kommentare für Remelé. Ein anderer Nutzer fand, der OB habe sich "tapfer geschlagen", denn die Talkshow sei vergleichbar mit der Höhle des Löwen. Nervosität sei normal, beim nächsten Mal werde er es besser machen.
Der Oberbürgermeister ging auf seinen eigenen Kanälen im Internet nicht auf die Sendung ein, auf der städtischen Seite ist sie nur angekündigt. In seiner Video-Botschaft am 5. März ging es um die Erleichterungen, die von Bund und Ländern beschlossen wurden und was in Schweinfurt gilt.
Kritik an Remelés Forderung nach einer Impfpflicht
Gegenüber dieser Redaktion hatte der Oberbürgermeister erklärt, er habe die Diskussion als zu oberflächlich empfunden und hätte gerne untergebracht, dass das Land durch die Krise "gut durchgerutscht" sei. Nach der Talkshow habe er mit Lanz gesprochen und "einiges gerade gerückt".
Manche Facebook-Nutzer finden deutliche Worte in ihrer Kritik am Auftritt des OB, den sie als "wenig souverän", "Katastrophe" oder "Gestammel" bezeichnen. Kritisch gesehen wird aber auch ZDF-Moderator Markus Lanz, dessen Art der Gesprächsführung nicht auf Gegenliebe stößt.
Ein Thema sorgte besonders für Kritik: Der OB erklärte, er halte eine Impfpflicht für richtig. In seinem wöchentlichen Video appellierte er erneut an die Bürger, sich sobald sie dran sind impfen zu lassen. Diese Ansicht findet keine ungeteilte Zustimmung, auf der städtischen Facebook-Seite wird dem OB bezüglich seiner Meinung erklärt, man lebe nicht in einer Diktatur wie in Nordkorea.
CSU lobt die Schweinfurter Bürger für ihre Disziplin
Von Seiten der Schweinfurter Kommunalpolitik gab es Unterstützung für den OB. Grünen-Fraktionssprecher Holger Laschka betonte, "Lanz ist eine harte Nummer" und wollte wie SPD-Fraktionsvorsitzender Ralf Hofmann und CSU-Fraktionschef Stefan Funk "kein Urteil" zu dem Auftritt fällen.
Mit dem Management der Pandemie in der Stadt durch die Verwaltung bisher ist die CSU zufrieden, betont aber, dass das Hauptverdienst für die niedrigen Zahlen die Bürger haben: "Die Verwaltung kann nur den Rahmen stellen, kann appellieren, aber die Bürger haben es geschafft, sich an die Regeln zu halten", betonte Stefan Funk.
Er lobte insbesondere die Leiter der Alten- und Seniorenheime sowie Krankenhäuser in der Stadt, die mit ausgefeilten Hygienekonzepten bisher sehr gute Arbeit geleistet hätten. Das bisher schleppende Tempo bei den Impfungen ist aus Funks Sicht nicht Schuld der Stadt, "es ist nicht nachvollziehbar, warum das so lange dauert."
Grünen sehen Impfungen als "Königsweg aus der Pandemie"
"Impfen ist der Königsweg heraus aus der Pandemie", betont Holger Laschka. Da sehe man aber, dass die Fehler "nicht auf der kommunalen Ebene, sondern bundesweit und bei der EU gemacht werden". Die Verwaltung mache seit Beginn der Pandemie vor gut einem Jahr "einen guten, aber keinen außergewöhnlichen Job", so Laschka.
Mit ein Grund für die relativ niedrigen Infektionszahlen seien auch die guten Hygienekonzepte der Betriebe und dass man sehe, dass die Kontaktbeschränkungen im Lockdown gewirkt haben.
SPD fordert eine aktive Rolle der Stadt in der Pandemie-Bekämpfung
Ralf Hofmann, Vorsitzender der SPD-Fraktion, der numerisch größten Oppositionspartei im Stadtrat, kritisiert nicht das Lanz-Interview, sondern eine grundsätzliche Haltung in der Stadtpolitik: "Wo ist die aktive Rolle der Stadt, um aus der Pandemie heraus zu kommen?"
Was wolle man tun, um der Innenstadt eine Zukunft zu geben nach dem Lockdown? Wie wolle man die Menschen mit Migrationshintergrund erreichen und davon überzeugen, dass Impfen und die AHA-Regeln wichtig sind? Welche Perspektiven gebe es für die Kultur? Hofmann wünscht sich, dass die Stadtverwaltung mehr über den Tellerrand schaut und gute Beispiele aus anderen Städten wie Würzburg oder Augsburg adaptiert und für Schweinfurt umsetzt.
Claus R. Madsen (OB Rostock) ist ein Macher. Der CSU-gesponsorte Schweinfurter OB Remele dagegen... ist so etwas wie ein "Truchsess", ein 'Vorgesetzter des Trosses‘.
Er hat NULL gemacht, und auch seine Einladung bei Lanz wurde statt zum Ritterschlag recht schnell zu einer Inquisition =D
Remele's Versuche sich rauszureden aus der 'Affäre', hat ihn tatsächlich erst richtig hinein geritten..!!
Gruß aus Ochsenfurt
Wird Zeit, dass jetzt die Kinder den Verdienst und die Anerkennung bekommen, dafür, dass sie ein Jahr tapfer "drinnen" waren.
Die Kinder, die sich das bis ins Erwachsenen Alter merken und auch Wähler werden.Denkt jetzt bitte mal jemand dran, Sportstätten u Freizeiteinrichtungen herzurichten u sobald als möglich zu öffnen!
Ich verstehe nicht, warum der der Verfasser dieses Artikels immer von vorgefertigter Meinung bei Lanz spricht. Ich hatte den Eindruck, Lanz war wirklich überrascht, als er hörte, dass die Stadt in Altenheimen nicht getestet hat und hat deshalb nachgefragt. Da Boris Palmer aus Tübingen schon öfter zu Gast war, hatte er (und das Publikum) einen Vergleich.
Es ist halt ein Unterschied, ob man im nationalen Fernsehen befragt wird oder nur bei Mainfranken TV (ganz sachlich festgestellt).
Es kam - für denkende Köpfe glasklar - heraus:
Dass diese erstaunlich niedrige Ausweisung der Corona-Inzidenzen in Schweinfurt und Umgebung einzig und alleine auf die konsequente, systematische #NichtTestung zurückzuführen ist und genau darin die ursächliche Erklärung zu suchen ist!
Es wurde schlicht nicht getestet - speziell für Altenheime hakt Markus Lanz da vorbildlich nach. Und Remelé verfängt sich hier, und gesteht ein, dass wenn überhaupt, Testungen ausschließlich in #Testzentren oder irgendwie sporadisch über die Gesundheitssysteme stattfanden, wohl je nach Lage von der Verfügbarkeit der Testsets. Die Kommunen gingen dabei wohl überwiegend leer aus.
Das #Kommunalversagen ist hier also mindestens dem #Staatsversagen ebenwürdig.
Die #CSU setzt damit sogar noch einen drauf:
betont aber, dass das Hauptverdienst für die niedrigen Zahlen #Verarsch