Manchmal, so scheint es, ist das Schicksal als Oppositionspartei in Schweinfurts Stadtrat doch schwerer zu tragen als in anderen vergleichbaren Städten. "Warum", fragte SPD-Rat Peter Hofmann im Ferienausschuss, und das Augenrollen und Kopfschütteln waren quasi hörbar, "ist in Schweinfurt immer alles so schwer, was in anderen Städten möglich ist."
Als professionelle Beobachter des Schweinfurter Stadtgeschehens können wir den Stoßseufzer zwar durchaus nachvollziehen, geben aber zu: Wo sonst sollen wir denn unser Glossen-Material her bekommen, wenn nicht aus der knisternden Spannung zwischen Verwaltung, OB und schwarz-grüner Koalition auf der einen Seite und der manchmal der Verzweiflung nahen Opposition auf der anderen.
Eines kann man festhalten: So richtig Spaß gemacht hat die Diskussion über den Spaßbrunnen auf der Nordseite des Marktplatzes wahrlich nicht. Ist offenbar doch eine ganz schön komplizierte, raketenwissenschaftsgleiche Planung notwendig, angesichts der vielen Leitungen und Widrigkeiten unter dem Schweinfurter Marktplatz.
Große Werbeplakate und kleine Datumsangaben
Zumal einem da die neueste Marketingkampagne der Stadt in der Region in den Sinn kommt, wo auf Großflächenplakaten vor allem in den umliegenden Landkreisen geworben wird, mit der Ansprache "Hej, Bad Neustädter" und der Aufforderung, doch mal in Schweinfurt shoppen zu gehen. Leider sind die Daten, an denen in der Wälzlagerstadt im August etwas los ist, doch recht klein gedruckt, so dass man im Vorbeifahren kaum lesen kann, wann und in welcher Form bei den Schnüdeln der Bär steppt.
Und, das kommt erschwerend hinzu: Warum soll es eine Familie aus Mellrichstadt oder Bad Neustadt oder gar dem Weltbad Bad Kissingen in Erwägung ziehen, einen Ausflug in einem mit 9-Euro-Ticketlern überfüllten Zug gen Schweinfurt zu machen, wenn's zu Hause zum einen auch Läden zum Einkaufen gibt und jeweils seit Jahren Spaßbrunnen zum Toben und Planschen für die Kids? Brunnen, die keine Unsummen kosteten, im Sommer voller fröhlicher Kinder und daneben sitzender zufriedener Eltern und noch zufriedenerer Gastronomen sind und im Winter sogar so abgedeckt werden, dass man problemlos einen Weihnachtsmarkt abhalten kann.
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?
"Ach", wird sich der Rhöner denken, mit Blick auf den steinernen Schweinfurter Marktplatz und die schmalen Rinnsale aus dem Brunnen am Rückert-Denkmal, "daheim ist doch auch ganz schön". Und irgendwie bekommen sie es auch hin, für ihre Kids Handtücher und trockene Klamotten einzupacken, aber das nur am Rande.
Vorerst wird's also nix mit einem Spaßbrunnen zur Attraktivitätssteigerung in Schweinfurt, auch wenn die Verwaltung sich jetzt erneut auf die Suche nach einem Standort machen soll. Apropos Standort: Pflanzkübel und Sitzbänke im Rathaus-Innenhof sind ganz offenbar auch nichts, was Oberbürgermeister Sebastian Remelé hinter dem Ofen vorlocken würde.
Wer soll da sitzen und verweilen? Eine gute Frage. Mutmaßlich hat der OB sogar Recht, dass sich Mitarbeitende des Rathauses bei der Mittagspause im Innenhof wohl kaum wohlfühlen: Die Sonne scheint erbarmungslos und Big Brother und Sister können zuschauen. Aus den Bürofenstern von OB und Finanzreferentin hat man einen wunderbaren Blick auf den Innenhof.